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Wie vollzog sich die evolutionstheoretische Transformation der Rassentheorien im Kontext der sogenannten Darwinianischen Revolution? Diese Frage wird nur auf den ersten Blick durch die große Zahl ideengeschichtlicher Arbeiten beantwortet, denn sie lassen die konkreten Bedingungen dieses Wandels im Dunkeln. Thomas Gondermann unterzieht die sozialen Formationen im Umfeld Darwins, ihre rassentheoretischen Ansätze und wissenschaftspolitischen Kampagnen einer minutiösen Untersuchung. Diese zeigt das Zusammenspiel von sozialer und kognitiver Dimension des evolutionstheoretischen Wandels der…mehr

Produktbeschreibung
Wie vollzog sich die evolutionstheoretische Transformation der Rassentheorien im Kontext der sogenannten Darwinianischen Revolution? Diese Frage wird nur auf den ersten Blick durch die große Zahl ideengeschichtlicher Arbeiten beantwortet, denn sie lassen die konkreten Bedingungen dieses Wandels im Dunkeln. Thomas Gondermann unterzieht die sozialen Formationen im Umfeld Darwins, ihre rassentheoretischen Ansätze und wissenschaftspolitischen Kampagnen einer minutiösen Untersuchung. Diese zeigt das Zusammenspiel von sozialer und kognitiver Dimension des evolutionstheoretischen Wandels der Rassentheorien und legt seine enge soziale Beziehung zur Etablierungder Evolutionstheorien in den Naturwissenschaften dar.
Autorenporträt
Thomas Gondermann (MA Sociology) arbeitet zur Wissenschafts- und Ressentimentforschung.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.05.2007

Hinweis

EVOLUTION UND RASSE. Vor bald vierzig Jahren erschien Daniel Gasmans Buch "The Scientific Origin of National Socialism", in dem der amerikanische Historiker die Evolutionstheorie eines Ernst Haeckel zum Ursprung der nationalsozialistischen Rassenideologie erklärte. Die These erwies sich jedoch als unhaltbar. Unbestritten ist zwar, dass Haeckel eine rassistische Evolutionstheorie vertrat, nur war er darin wenig originell: Die Rassekonzepte, die er in die Evolutionsbiologie einzubauen versuchte, hatten ältere Vorläufer. Die Lehren von Deutschlands berühmtestem Evolutionstheoretiker waren nicht der Ursprung der Rassenideologie, sondern die Fortsetzung einer Tradition, die bis ins achtzehnte Jahrhundert zurückreicht. Rassismus und Evolutionstheorie existierten also unabhängig voneinander. Historisch konnten sie sich verbinden, mussten es aber nicht - unter den Evolutionsanhängern fanden sich auch viele Rassismusgegner.

Das Verhältnis von Rasse- und Evolutionstheorie greift nun der Politikwissenschaftler Thomas Gondermann in einer materialreichen Studie wieder auf. In den Blick genommen hat er die Aktivitäten des Londoner X-Clubs, einer 1864 gegründeten wissenschaftlichen Vereinigung von Anhängern der Evolutionstheorie, der auch Thomas Henry Huxley und Herbert Spencer angehörten; Darwin allerdings nicht. Wie Gondermann zeigen kann, erstritten die Mitglieder des X-Clubs die Meinungshoheit vor allem in der Anthropologie, auf dem Feld der Rassetheorien. Zur Durchsetzung der Evolutionstheorie trug, so Gondermann, wesentlich bei, dass Huxley oder Spencer sie an eine der angesehensten Theorien der Zeit andockten: den Rassismus. Mit Blick auf den X-Club ließe sich demnach sagen: Nicht der Rassismus brauchte die Evolutionstheorie - die Evolutionstheorie aber in diesem Fall den Rassismus. (Thomas Gondermann: "Evolution und Rasse". Theoretischer und institutioneller Wandel in der viktorianischen Anthropologie. Transcript Verlag, Bielefeld 2007. 326 S., br., 32,80 [Euro].)

jvo

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"[M]it Gondermanns neu erschlossenem Material [können] weiterführende Aussagen zur Geschichte des (und Umgang mit dem) Rassismus getroffen werden." Uwe Hoßfeld, H-Soz-u-Kult, 20.04.2010 Besprochen in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.05.2007 Zentralblatt für Geologie und Paläontologie, 3/4 (2009), W. Riegraf