Masterarbeit aus dem Jahr 2020 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 6,0 (Schweiz), Universität Bern (Institut für Germanistik), Sprache: Deutsch, Abstract: "Evolutive Narrative" untersucht die Verbindung zwischen mittelalterlicher Heldenepik und evolutionspsychologischen Prinzipien. Die naturwissenschaftlich motivierte Analyse zeigt, wie narrative Heldentexte des Mittelalters tief in evolutionären Mechanismen verwurzelt sind und wie diese Geschichten grundlegende und früheste menschliche Verhaltensmuster ¿ und damit fundamentale Themen der Phylogenese ¿ widerspiegeln. Ausgehend von der Annahme, dass literarische Inhalte nicht unabhängig von evolutionspsychologischen und -biologischen Einflüssen betrachtet werden können, bietet die Untersuchung eine interdisziplinäre Analyse bekannter mittelhoch- und frühneuhochdeutscher Heldenepen, darunter das "Rolandslied", das "Nibelungenlied", der "Alexanderroman", "Otnit" und "Wolf Dietrich". Dabei werden u. a. folgende Fragen beantwortet: Wie werden im «Rolandslied» xenophobisch motivierte Erzählstrukturen aus evolutionärer Perspektive dargestellt? Wie gestaltet sich die Emotionsdramaturgie Karls und Rolands? Welche Partnerselektionsstrategien verfolgen die Figuren Kriemhild und Brünhild? Welche evolutionären Schönheitsideale werden im "Alexanderroman" thematisiert? Welche biologischen Funktionen erfüllen familiäre Konflikte und Inzestthemen in "Otnit" und "Wolf Dietrich"? Die Ergebnisse zeigen, dass mittelalterliche Heldenepen ihre bis heute anhaltende breite Rezeption durch die Nutzung evolutionär verankerter Topoi erreicht haben, einem evolutionär kohärenten Narrativ stellenweise jedoch zuwiderlaufen: Biologische Realität und poetische Imaginationen beginnen zu interferieren.
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