Ein Buch gegen das Vergessen...
Nach „Erzwungene Wege war dies der 2. Roman von Annette Oppenlander, den ich förmlich „inhaliert“ habe – ja, so kann man das nennen: einmal begonnen kann man ganz schlecht damit aufhören...
Der Roman ist unterteilt in verschiedene Abschnitte: der Prolog startet
mit dem 9.November 1989 in Berlin, danach folgen Rückblenden: zum einen zur 16-jährigen Annie, die mit…mehrEin Buch gegen das Vergessen...
Nach „Erzwungene Wege war dies der 2. Roman von Annette Oppenlander, den ich förmlich „inhaliert“ habe – ja, so kann man das nennen: einmal begonnen kann man ganz schlecht damit aufhören...
Der Roman ist unterteilt in verschiedene Abschnitte: der Prolog startet mit dem 9.November 1989 in Berlin, danach folgen Rückblenden: zum einen zur 16-jährigen Annie, die mit Mutter und Großmutter aus dem ostpreußischen Insterburg im Winter 1945 flüchten muss und zum anderen zum 17-jährigen Werner, der im Herbst 1944 von der Schulbank weg zum Volkssturm eingezogen wird, um Schützengräben gegen die „Rote Armee“ zu graben, bzw. später wird ihm von der SS befohlen, erfrorene Flüchtlinge von den Straßen in Königsberg zu räumen. Annie bemerkt, dass sie schwanger ist (kein Spoiler, steht im Klappentext) ... Auch Werner flüchtet später unter dramatischen Umständen in westliche Richtung. Erst 1989 treffen sich die beiden in Berlin wieder… Aber mehr möchte ich hier von Inhalt nicht verraten!
Mich hat fasziniert, wie eindringlich die Autorin die jeweilige Flucht der beiden beschreibt – ich habe selten erlebt, dass es so konsequent aus der weiblichen / männlichen Sicht geschildert wird (dies ist anscheinend eine „Spezialität“ von Annette Oppenlander, bei „Erzwungene Wege“ hatte es mir auch schon sehr gut gefallen!).
Frau Oppenlander vermittelt mit ihren Darstellungen ein erschütterndes, sehr berührendes Bild der schier ausweglosen Situation, in denen sich Annie und Werner befinden, sie führen einen Kampf auf „Leben und Tod“ - und das im wahrsten Sinne des Wortes!
Ich glaube, wir „Nachgeborenen“ können uns einfach nicht die Situation vorstellen, in denen sich die Menschen damals befunden haben: die Heimat verlassen zu müssen, eisige Kälte und nagenden Hunger zu verspüren, die ungewisse Zukunft (werden sie die Flucht überleben oder sterben sie im Bombenhagel? Verhungern oder erfrieren sie? Wohin können sie überhaupt flüchten?), die Erschöpfung, der Gedanke an Aufgabe... Dafür sind solche Bücher wie dieses unendlich wichtig: um uns immer wieder vor Augen zu führen, in welches Unglück das nationalsozialistische Regime Millionen von Menschen geführt hat. Deshalb nenne ich sie „Bücher gegen das Vergessen“. Und würde mir wünschen, dass es zumindest ausschnittsweise im Schulunterricht behandelt werden würde. Mich hat es jedenfalls tief bewegt und betroffen zurückgelassen.
Mit dem Titel „Ewig währt der Sturm“ habe ich etwas „gefremdelt“ und auch einen Satz des hinteren Klappentextes „Eine herzzerreißende Liebesgeschichte für die Ewigkeit...“ habe ich zum Glück erst nach dem Lesen richtig wahrgenommen: ja, es ist eine Liebesgeschichte, aber ohne Kitsch, Pathos und rosaroten Wölkchen – authentisch und nachvollziehbar! Und ja, es ist bei mir „Jammern auf hohem Niveau“, denn auch dieser Teil hat mit gut gefallen.
Ich gratuliere Frau Oppenlander zu diesem Buch, ich fühle mich durch diesen Roman um einige Erfahrungen reicher, auch wenn ich sie nur aus zweiter Hand miterlebt habe. Dadurch ist auch klar, dass ich hier sehr gern eine Leseempfehlung ausspreche!