Mit 16 war Johnny der Eine: Iro, Kippe im Mundwinkel und ein Musikgeschmack wie ein junger Gott. Mit ihm lernte Katja, einen Plattenspieler zu bedienen und einen Penis gleich dazu. Natürlich brannte sie mit ihm durch, doch zwei Jahre später war es aus. Nach 20 Jahren Funkstille sehen Katja und Johnny sich wieder und sprechen über früher. Katja hat inzwischen eine Familie und dennoch wieder mal Liebeskummer. Bei nahezu jeder Beziehung hat sie von Neuem geglaubt: Das ist sie, die große Liebe - bis sie zerbrach.Katja Lewina trifft in 'Ex' die zehn wichtigsten Männer ihres Lebens, wühlt mit ihnen in alten Erinnerungen und entdeckt psychologische Muster, die viel mit ihr selbst, aber auch mit unserer Gesellschaft zu tun haben. So beleuchtet sie die endende und neu entstehende Liebe in Zeiten des Patriarchats und der scheinbar unbegrenzten Wahlmöglichkeiten und gibt Antworten auf die Frage, was in der Liebe alles schiefgehen kann.»Klug, witzig, unterhaltsam, wütend und versöhnlich«Missy Magazine über 'Bock. Männer und Sex'
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.11.2022Hör aufs Bauchgefühl
Katja Lewina sinniert über Beziehungsunfähigkeit
Als sie beschließt, ihre Exfreunde zu kontaktieren, befindet Katja Lewina sich eigentlich in stabilen Verhältnissen. Sie hat eine Tochter aus einer früheren Beziehung und führt schon seit einigen Jahren eine offene Ehe mit einem deutlich älteren Mann. Wie lebendig diese Ehe noch ist, dazu macht sie selbst ein paar skeptische Andeutungen, aber es gibt jedenfalls gerade keinen großen Umbruch in ihrem Leben. Nur die einsetzende Erkenntnis, dass vielleicht nicht an allen gescheiterten Beziehungen ihre Partner schuld waren.
"Schon in derart jungen Jahren kam meine ganze Beziehungsunfähigkeit zum Tragen. Andere waren zärtlich verknallt, ich schien einfach nur ein Arschloch gewesen zu sein." Mit dieser Feststellung macht Lewina sich daran, ihre Verflossenen zu kontaktieren, und dass sie sich selbst stark in der Verantwortung für das Scheitern der Beziehungen sieht, ist dabei dringend notwendig. Denn bei einigen hat sie verbrannte Erde hinterlassen, und nicht alle begrüßen ihre Kontaktaufnahme.
Lewinas Reise beginnt auf der Toilette. Dort sitzt sie und schreibt einem ihrer Exfreunde eine Whatsapp-Nachricht: "Ich schreib ihm das, während ich mich entleere." Ein Detailreichtum, der sich im ganzen Buch fortsetzt. Wer sich für explizite Beschreibungen von Körperfunktionen und Sex nicht begeistern kann, sollte sich die Lektüre sparen. Das gilt auch für alle, die klassische Sachbücher bevorzugen: "Ex" ist mit gutem Willen als erzählendes Sachbuch einzuordnen, aber als fachliche Unterfütterung genügen eingestreute Zitate von Eva Illouz eigentlich nicht.
Das Konzept dieses Buches ähnelt dem Film "Broken Flowers", in dem Bill Murray einen Mann spielt, der zu seinen ehemaligen Partnerinnen reist. Er stellt erst dadurch seine Fehler fest; Lewina ist damit schneller. Allerdings ist sie auch schnell damit, ihre eigenen Fehlschlüsse zu verallgemeinern. "Ein:e Partner:in soll uns bitte alles sein: Muse, Sexgött:in, Mutter, Vater, Kind und Haustier, Partner:in in Crime und Gute-Laune-Maschine in einem, und wenn eins davon nicht hinhaut, dann war er:sie es eben nicht", schreibt sie. "Und so stürzen wir uns kopflos in Beziehung um Beziehung, produzieren wir Ex um Ex um Ex." Wer ist wir, könnte man da fragen, aber die Antwort ist offensichtlich.
Die Autorin findet jedenfalls, man sollte herausfinden, was man aus Trennungen gelernt hat und was man künftig besser machen kann. Worin der Charme liegt, das erst Jahre später zu machen, verrät sie nicht. Dafür nimmt sie die Leser mit zu ihrem Therapeuten, bei dem sie versucht, ihre Beweggründe zu erkennen und zu analysieren. Und sie beginnt direkt wieder eine Beziehung mit einem ihrer Exfreunde, aber diesmal macht sie es richtig, findet sie. Oder zumindest richtiger.
Das liest sich meist unterhaltsam, aber der Erkenntnisgewinn ist gering. Besonders unangenehm wird einem das an jenen Stellen vor Augen geführt, an denen die Autorin für sich einen neu gewonnenen Expertenstatus reklamiert. Über ihren Mann schreibt sie: "Was auch immer noch passiert, wie auch immer unsere Beziehung sich verändern mag: Wir werden einander immer wichtig bleiben. Das, meine sehr verehrten Leser:innen, ist wahre Liebe." Ach so. Am Ende überrascht sie noch mit fünf "Learnings". Eines davon lautet: "Unser Bauchgefühl lügt nicht." Und schließlich folgt ein Aufruf: "Ruft eure Ex an! Ihr könnt nur gewinnen." Mag sein. Aber was? JULIA BÄHR
Katja Lewina: "Ex". 20 Jahre, 10 Männer und was alles so schiefgehen kann.
Dumont Verlag, Köln 2022. 208 S., geb., 22,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Katja Lewina sinniert über Beziehungsunfähigkeit
Als sie beschließt, ihre Exfreunde zu kontaktieren, befindet Katja Lewina sich eigentlich in stabilen Verhältnissen. Sie hat eine Tochter aus einer früheren Beziehung und führt schon seit einigen Jahren eine offene Ehe mit einem deutlich älteren Mann. Wie lebendig diese Ehe noch ist, dazu macht sie selbst ein paar skeptische Andeutungen, aber es gibt jedenfalls gerade keinen großen Umbruch in ihrem Leben. Nur die einsetzende Erkenntnis, dass vielleicht nicht an allen gescheiterten Beziehungen ihre Partner schuld waren.
"Schon in derart jungen Jahren kam meine ganze Beziehungsunfähigkeit zum Tragen. Andere waren zärtlich verknallt, ich schien einfach nur ein Arschloch gewesen zu sein." Mit dieser Feststellung macht Lewina sich daran, ihre Verflossenen zu kontaktieren, und dass sie sich selbst stark in der Verantwortung für das Scheitern der Beziehungen sieht, ist dabei dringend notwendig. Denn bei einigen hat sie verbrannte Erde hinterlassen, und nicht alle begrüßen ihre Kontaktaufnahme.
Lewinas Reise beginnt auf der Toilette. Dort sitzt sie und schreibt einem ihrer Exfreunde eine Whatsapp-Nachricht: "Ich schreib ihm das, während ich mich entleere." Ein Detailreichtum, der sich im ganzen Buch fortsetzt. Wer sich für explizite Beschreibungen von Körperfunktionen und Sex nicht begeistern kann, sollte sich die Lektüre sparen. Das gilt auch für alle, die klassische Sachbücher bevorzugen: "Ex" ist mit gutem Willen als erzählendes Sachbuch einzuordnen, aber als fachliche Unterfütterung genügen eingestreute Zitate von Eva Illouz eigentlich nicht.
Das Konzept dieses Buches ähnelt dem Film "Broken Flowers", in dem Bill Murray einen Mann spielt, der zu seinen ehemaligen Partnerinnen reist. Er stellt erst dadurch seine Fehler fest; Lewina ist damit schneller. Allerdings ist sie auch schnell damit, ihre eigenen Fehlschlüsse zu verallgemeinern. "Ein:e Partner:in soll uns bitte alles sein: Muse, Sexgött:in, Mutter, Vater, Kind und Haustier, Partner:in in Crime und Gute-Laune-Maschine in einem, und wenn eins davon nicht hinhaut, dann war er:sie es eben nicht", schreibt sie. "Und so stürzen wir uns kopflos in Beziehung um Beziehung, produzieren wir Ex um Ex um Ex." Wer ist wir, könnte man da fragen, aber die Antwort ist offensichtlich.
Die Autorin findet jedenfalls, man sollte herausfinden, was man aus Trennungen gelernt hat und was man künftig besser machen kann. Worin der Charme liegt, das erst Jahre später zu machen, verrät sie nicht. Dafür nimmt sie die Leser mit zu ihrem Therapeuten, bei dem sie versucht, ihre Beweggründe zu erkennen und zu analysieren. Und sie beginnt direkt wieder eine Beziehung mit einem ihrer Exfreunde, aber diesmal macht sie es richtig, findet sie. Oder zumindest richtiger.
Das liest sich meist unterhaltsam, aber der Erkenntnisgewinn ist gering. Besonders unangenehm wird einem das an jenen Stellen vor Augen geführt, an denen die Autorin für sich einen neu gewonnenen Expertenstatus reklamiert. Über ihren Mann schreibt sie: "Was auch immer noch passiert, wie auch immer unsere Beziehung sich verändern mag: Wir werden einander immer wichtig bleiben. Das, meine sehr verehrten Leser:innen, ist wahre Liebe." Ach so. Am Ende überrascht sie noch mit fünf "Learnings". Eines davon lautet: "Unser Bauchgefühl lügt nicht." Und schließlich folgt ein Aufruf: "Ruft eure Ex an! Ihr könnt nur gewinnen." Mag sein. Aber was? JULIA BÄHR
Katja Lewina: "Ex". 20 Jahre, 10 Männer und was alles so schiefgehen kann.
Dumont Verlag, Köln 2022. 208 S., geb., 22,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensentin Julia Bähr mag Katja Lewinas Beziehungskunde nur LeserInnen empfehlen, die sich fürs Explizite begeistern können. Die Autorin ist im Selbstfindungsprozess, kontaktiert für ihr Erfahrungs-Sachbuch alle Männer ihres Leben, um Tipps für eine bessere Liebes-Zukunft zu geben. Bähr findet nicht nur den Ansatz unoriginell, sondern kritisiert auch, dass Lewina sich zur Unterfütterung ihrer Beobachtungen viel zu üppig bei der Bestseller-Soziologin Eva Illouz bedient. Das einzig Positive, so die Rezensentin, sei ein gewisser Unterhaltungswert. Den hat man auch bei der Lektüre der Kritik: Lewinas Aufruf, alle Leserinnen könnten mit einem Anruf beim Ex nur gewinnen, kommentiert Bähr mit den Worten: "Mag sein. Aber was?"
© Perlentaucher Medien GmbH
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»[Katja Lewina] ermutigt ihre Leser:innen dazu, sich der eigenen Vergangenheit zu stellen« Angelika Strobl, WOMAN »Unser Lesetipp für den Herbst 2022!« Britta Wintgens, ELLE.DE »Was Männer und Frauen gerade für ihre eigene Aufklärung tun können: [...] Das Buch von Katja Lewina lesen.« Julia Ballerstädt, BRIGITTE »Katja Lewinas abschließende Botschaft: Stellt euch den Geistern der Vergangenheit! Geht mal einen Kaffee trinken (oder einen Schnaps), hört der anderen Seite zu, sprecht über frühere Verletzungen und lernt daraus fürs Leben.« Eva Biringer, WELT »Auch für Menschen geeignet, die Inspiration suchen, wie die eigene Beziehung, oder auch Beziehungen, aufrichtiger werden können. [...] Ein sehr anregendes Buch.« Nadine Kreuzahler, RBB KULTUR »Extrem reflektiert«. COSMOPOLITAN »Witzig, klug und total unverklemmt« Christine Mortag, CURVY MAGAZINE »Lewina spricht aus, was sich viele nicht trauen und eröffnet dazu eine Debatte über die weibliche Sexualität, [...] und das auf äußerst unterhaltsame Weise.« Alicia Rust, TAGESSPIEGEL »Ich bin atemlos durch dieses Buch. Es war toll!« Lisa Ortgies, WDR PODCAST LISAS PAARSCHNITT »Ehrlich und erhellend« Nora von Westphalen, ELLE »Ein sehr aufschlussreiches Buch« Daniel Schieferdecker, SZENE HAMBURG »Mega gelungen, mega spannend.« Charlotte Theile, BREAK UP PODCAST »Klug und witzig erzählt, mit einer geschliffen schönen Sprache. Ein sehr empfehlenswertes Buch, nicht nur für Leserinnen.« Claudia Puschmann, DER EVANGELISCHE BUCHBERATER