Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Theologie - Sonstiges, Note: 1-2 (gut bis sehr gut), Ludwig-Maximilians-Universität München (Neutestamentliches Institut), Veranstaltung: Einführung in den exegetischen Umgang mit neutestamentlichen Texten, Sprache: Deutsch, Abstract: "Dein Reich komme" beten Christen weltweit im Vater Unser, als handelte es sich bei dieser Formulierung um das Herbeibitten einer ganz 'selbstverständlichen' Größe. Dass das erbetene 'Reich' (Gottes bzw. der Himmel), die beta s ( th bzw. ni ni ni), so 'selbstredend' nicht sein kann, belegt dagegen schon allein der Befund, dass alle drei Synoptiker es in vielfältiger, nicht widerspruchspruchsfreier Weise thematisieren und Jesus selbst eine oft bildhaft vergleichende Rede von der Basileia in den Mund legen. Schon ein grober Vergleich der relevanten Belegstellen weist die Mehrdeutigkeit dieses Begriffs aus: teils erscheint die Basileia als geographische Größe, in die man "hineinkommen", bzw. in der man "sein", "sitzen" oder aus ihr "ausgestoßen sein" kann, teils wird sie qualitativ als göttliche Herrschaftsausübung bestimmt, die, obwohl schon angebrochen, erst in der Endzeit volle Verwirklichung findet. Die Zuordnung der jeweiligen Belege in eine der Kategorien kann dabei oft nicht mit letzter Sicherheit getroffen werden. Die offenkundige Polyvalenz des Ausdrucks liegt darin begründet, dass er selbst ja eine Metapher darstellt und als solche prinzipiell semantisch offen ist, wenn auch der kontextuelle Rahmen den Interpretationsmöglichkeiten Grenzen steckt. Ungeachtet dieser Problemlage, legt die über 80malige Bezeugung des Begriffs in den synoptischen Evangelien nahe, dass die beta s th als zentraler Verkündigungsinhalt Jesu zu gelten hat. Nicht nur die Quantität der Belegstellen, auch ihre Verteilung über verschiedene gattungskritische Formen innerhalb, aber auch außerhalb direkter Rede Jesu, sowie ihre Eingebundenheit in unterschiedliche Kontexte zeigen, wie sehr Jesus darin bemüht war, seinen Hörern die Basileia 'nahezubringen'. Oft, wie auch im vorliegenden Fall, bediente er sich hierzu des einzigen Mittels, das die menschliche Sprache zur Beschreibung göttlicher Wirklichkeit zur Verfügung stellt: Bildhaft-vergleichender Redeweise. Am Beispiel der/s Gleichnisse/s vom Senfkorn und vom Sauerteig (Lk 13, 18-21 parr.), sowie unter Zuhilfenahme der klassischen Verfahrensweisen neutestamentlicher Exegese (u. a. die Methodenschritte der Textlinguistik, Textkritik, Literarkritik, Synoptischer Vergleich, Formkritik, Religionsgeschichtlicher Vergleich) versucht die hier unternommene Analyse die Polyvalenz der Basileia-Metapher zu schmälern, um so exemplarisch Zugang zu einem adäquaten Verstehen der Gleichnisrede Jesu zu finden.
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