Ablehnung und Schwärmerei, Entsetzen und Faszination - der Blick der deutschen assimilierten Juden auf das Ostjudentum im 19. und 20. Jahrhundert war durchaus ambivalent. Heinrich Heine, der 1822 nach Polen reiste, war erschreckt über die 'Unzivilisiertheit' der dortigen Juden, zugleich entdeckte er aber auch ein Judentum, dessen Geborgenheit in der religiösen Tradition, dessen 'Ganzheit', ihn beeindruckte. Die zwiespältigen Empfindungen Heines bestimmen die Pole, zwischen denen die literarischen Reiseeindrücke späterer deutsch-jüdischer Autoren - etwa Alfred Döblin, Stefan Zweig, Joseph Roth und Theodor Lessing - siedeln. In ihrer Auseinandersetzung mit den 'Ostjuden' reflektieren sie auch ihre persönliche Situation und die kollektive der deutschen Juden.
Claudia Sonino analysiert diese Berichte und weitere Zeugnisse über das Ostjudentum etwa von Martin Buber, Hugo von Hofmannsthal, Franz Rosenzweig, Franz Kafka und Georg Simmel. Dabei bezieht sie den historischen Kontext ein und zeigt auf, wie der zunehmende Anitsemitismus in Deutschland in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch zu einer veränderten Wahrnehmung des Ostjudentums beitrug. In seiner Haltung zu den 'Ostjuden' spiegelt sich die Identitätsproblematik des deutsch-jüdischen Bildungsbürgertums am Anfang des 20. Jahrhunderts.
Claudia Sonino analysiert diese Berichte und weitere Zeugnisse über das Ostjudentum etwa von Martin Buber, Hugo von Hofmannsthal, Franz Rosenzweig, Franz Kafka und Georg Simmel. Dabei bezieht sie den historischen Kontext ein und zeigt auf, wie der zunehmende Anitsemitismus in Deutschland in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch zu einer veränderten Wahrnehmung des Ostjudentums beitrug. In seiner Haltung zu den 'Ostjuden' spiegelt sich die Identitätsproblematik des deutsch-jüdischen Bildungsbürgertums am Anfang des 20. Jahrhunderts.