'Das Wachstum der Wirtschaft ist zur Ersatzreligion unserer Gesellschaft geworden. Vielen gilt es als Voraussetzung für Wohlstand, persönliches Glück und ein funktionierendes Gemeinwesen. Doch was ist, wenn es kein Wachstum mehr gibt? Was kann, was sollte an seine Stelle treten, um uns ein erfülltes Leben zu ermöglichen? Auf diese drängenden Fragen gibt Meinhard Miegel, einer der renommiertesten Sozialwissenschaftler Deutschlands, profunde Antworten.
Dass die beispiellose Wachstumsepoche, die die westliche Welt seit dem Zweiten Weltkrieg erlebt hat, zu Ende geht, sieht Miegel als Herausforderung und Chance zugleich. Denn längst mehrt dieses Wachstum nicht mehr unseren Wohlstand, sondern verzehrt ihn. Es überlastet die natürlichen Ressourcen, die Umwelt und nicht zuletzt die Menschen. Dringend geboten ist ein intelligenterer Umgang mit den Gütern der Erde, die Achtung von Umwelt und Natur, vor allem aber ein grundlegend verändertes Verständnis unserer Möglichkeiten und Bedürfnisse. Es geht um nichts Geringeres als ein zukunftsfähiges Lebenskonzept. iegel bietet eine bestechende Zeitdiagnose und einen überzeugenden Entwurf dessen, was zu tun ist. Ein wegweisendes Buch.
Dass die beispiellose Wachstumsepoche, die die westliche Welt seit dem Zweiten Weltkrieg erlebt hat, zu Ende geht, sieht Miegel als Herausforderung und Chance zugleich. Denn längst mehrt dieses Wachstum nicht mehr unseren Wohlstand, sondern verzehrt ihn. Es überlastet die natürlichen Ressourcen, die Umwelt und nicht zuletzt die Menschen. Dringend geboten ist ein intelligenterer Umgang mit den Gütern der Erde, die Achtung von Umwelt und Natur, vor allem aber ein grundlegend verändertes Verständnis unserer Möglichkeiten und Bedürfnisse. Es geht um nichts Geringeres als ein zukunftsfähiges Lebenskonzept. iegel bietet eine bestechende Zeitdiagnose und einen überzeugenden Entwurf dessen, was zu tun ist. Ein wegweisendes Buch.
Meinhard Miegel wettert gegen den Wachstumskonsens
Auf dem Markt der Literatur über ökologische Nachhaltigkeit tummeln sich allerlei windige Gestalten. Das ist bedauerlich, denn es gäbe viel darüber zu sagen, was auf eine Gesellschaft zukommt, die gleichzeitig mit der wachsenden Ressourcenknappheit, ihrer eigenen Alterung und der steigenden Staatsverschuldung konfrontiert wird. Seichtes Gefasel über einen Lebensstil der Gesundheit und Nachhaltigkeit (nach den englischen Initialen auch "Lohas" genannt) ist meist spekulativ und wenig erhellend. Selbsternannte Zukunftsforscher springen gern auf den fahrenden Zug auf, ohne dass sie Substantielles zu sagen hätten. Und eine verallgemeinerte Wachstumskritik - halbinformiert und naiv ins Blaue hinein formuliert - schadet dem Anliegen, zu einer zukunftsfähigen Entwicklung beizutragen, meist mehr als zu nutzen.
Meinhard Miegel ist glücklicherweise von ganz anderem Kaliber. Drei Jahrzehnte lang hat er das Institut für Wirtschaft und Gesellschaft Bonn geleitet und wahrlich dicke Bretter gebohrt. Er hat den Deutschen beigebracht, dass weniger Kinder und älter werdende Menschen den Sozialstaat auf Dauer überfordern werden. Als er mit seiner Arbeit begann, wollte ihm das noch keiner glauben. Nun hat er sich einen ähnlichen Brocken herausgesucht: den Wachstumskonsens, der sich praktisch durch alle Gesellschaftsschichten und durch alle Staaten zieht.
"Mittel, die Wachstum erwarten lassen, sind damit selbstredend geheiligt", kritisiert Miegel. Deshalb werde vor milliardenschweren Rettungsschirmen für Banken, Abwrackprämien und Konsumgutscheinen nicht zurückgeschreckt. Dabei deuteten Entwicklungen auf den Märkten für Energieträger und Nahrungsmittel, die Wasserknappheit und der Klimawandel darauf hin, dass Grenzen der Expansion erreicht seien. Erderwärmung und Artenschwund habe es zwar auch früher gegeben. Gleichgültigkeit sei aber nicht gerechtfertigt. "Denn das meiste davon spielte sich in Zeiten ab, als es den Homo sapiens, den modernen Menschen, noch nicht gab."
Der Ton, den Miegel anschlägt, ist nicht weniger dramatisch als in der oft als apokalyptisch verspotteten Ökoliteratur der siebziger Jahre. Zudem bedient er sich etlicher Argumente, die in der Auseinandersetzung um die sozialen und ökologischen Grenzen des Wachstums lange bekannt sind. Miegel ist es aber zu verdanken, dass er diese beiden Argumentationsstränge, die sich auf große Ökonomen wie Smith und Keynes auf der einen, auf Malthus und Mill auf der anderen Seite zurückführen lassen, zusammenführt. Und er denkt weiter, wie das Sozialwesen damit umgehen kann, wenn "das goldene Kalb", wie er es nennt, eines Tages ersetzt werden muss. Dabei bleibt er dankenswerterweise nicht bei der wohlfeilen Empfehlung, die zu erwartenden Konflikte einfach über Umverteilung zu lösen.
Die Suche nach einem alternativen Paradigma bezeichnet Miegel als größte Herausforderung des 21. Jahrhunderts. Seine Analyse liefert einen wichtigen Denkanstoß, der eine vertiefte Auseinandersetzung verdient. Es ist ein kraftvolles Buch, das von der sorgfältigen Argumentation und dem souveränen Erzählstil des Autors lebt. Das merkt man in den Passagen, in denen er das sichere Terrain der sozialwissenschaftlichen Analyse verlässt und die ökologischen Indizien für seine These zusammenträgt. Sie sind ein wenig mühsamer zu lesen. Was Miegel aber über einen künftigen immateriellen Konsumstil und neue Anreizsysteme bei stagnierendem finanziellen Spielraum zusammenträgt, ragt weit über das hinaus, was sonst veröffentlicht wird.
PHILIPP KROHN
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Sind tatsächlich alle Geister der pointierten Argumentation aus Meinhard Miegel gefahren, der in früheren Büchern doch durchaus polarisieren konnte? Im Resümee des Rezensenten Wolfgang Uchatius finden sich nur Plattitüden wieder. Miegel, der lange vor Frank Schirrmacher das demografische Problem in Deutschland diagnostizierte, scheint nun bei der Kapitalismuskritik angekommen zu sein und stimmt - glaubt man Uchatius - ausschließlich die allerüblichsten Klagen an: Diese Welt ist kalt, wir verschmutzen sie, wir können nicht mehr miteinander umgehen, können die Frauen nicht auch mal eine Festrobe weniger kaufen? Uchatius deutet das als eine schwarz-grüne Koalition im Geiste. Aber irgendwie, so hat man das Gefühl, ist hier sowohl das Schwarze als auch das Grüne von gestern.
© Perlentaucher Medien GmbH
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