Inklusion, Solidarität und Gleichheit gehören traditionell zu den konstitutiven Begriffen und Motiven linker Weltanschauung und linken Handelns. Dennoch kam und kommt in der Argumentation und Politik der deutschen Linken beim Thema Israel und Judentum nicht selten eine Kerndoktrin rechter politischer Ideologie zum Tragen: die Exklusion. Die Studien des Sammelbandes diskutieren die Bedeutung antisemitischer Topoi in der deutschen Linken in Geschichte und Gegenwart. Sie belegen, dass Antisemitismus keine Randerscheinung, sondern in vielen Fällen ein struktureller Bestandteil linker Ideologien und Bewegungen ist.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Dagmar Pöpping lobt diesen Sammelband, der aus einer Tagung der Hans-Böckler-Stiftung zum "Antisemitismus in der deutschen Linken" von 2004 hervorgegangen ist, als willkommene Auseinandersetzung mit Teilen einer "überkommenen linken Ideologie". In den einzelnen Aufsätzen kann nachgewiesen werden, dass Antisemitismus schon bei Feuerbach, Hegel und Marx zu finden ist und vor allem in der KPD der Weimarer Republik blüht. Weiter verfolgt der Sammelband antisemitische Tendenzen in der DDR und in der 68er-Szene, der insbesondere in den linken terroristischen Vereinigungen gern als 'Antizionismus' verbrämt wurde, resümiert die Rezensentin. Weniger überzeugend fand Pöpping dagegen den Beitrag Jörg Wollenbergs zur Rückkehr jüdischer Emigranten in die Gewerkschaft nach 1945, deren Schwierigkeiten er auf "latenten Antisemitismus" zurückführen will, dafür aber keine stichhaltigen Belege bietet. Genauso wenig kann sie mit dem Text von Stephan Grigat anfangen, der Israel als "Volk gewordene" Gegenposition zum Kapitalismus ansieht, und auch wenn sie betont, dass sich die Herausgeber von diesem Beitrag distanzieren, so sieht sie dennoch die Gefahr, dass er den ganzen Band in Misskredit bringt. Insgesamt aber findet sie diesen Versuch, Antisemitismus in der deutschen Linken aufzuspüren, sehr löblich, wie sie schreibt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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