Die Geschichte vom Auszug aus Ägypten ist eine der wirkmächtigsten Erzählungen der Menschheit. Sie steht für die Befreiung aus Sklaverei, aber auch für die Erfindung des Glaubens an den einen Gott. Jan Assmann verfolgt die Spuren der Exodus-Erzählung zurück bis ins Alte Ägypten und nach vorne bis ins 20. Jahrhundert. Er entfaltet eine neue Theorie des Monotheismus und zeigt, warum die Geschichte vom Auszug aus Ägypten auch die Gründungserzählung der modernen Welt ist.
"Jan Assmann hat... ein fulminantes Werk geschrieben. Mit dem Buch 'Exodus' erschließt er ein klassisches Werk der Religionsgeschichte und zeigt dessen weltgeschichtliche Bedeutung."
Bernhard Lang, Neue Zürcher Zeitung
"Auf enthusiastische Weise verfolgt der Fährtensucher des kulturellen Gedächtnisses die Resonanzen des Wundertextes 'Exodus' bis zu den Adaptionen von Schönberg, Händel und Schiller."
Simon Strauß, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
"Jan Assmanns neues Buch ist ein Blockbuster - wunderbar geschrieben, umfassend, gelehrt und unendlich innovativ."
Jonathan Sheehan zur amerikanischen Ausgabe
Bernhard Lang, Neue Zürcher Zeitung
"Auf enthusiastische Weise verfolgt der Fährtensucher des kulturellen Gedächtnisses die Resonanzen des Wundertextes 'Exodus' bis zu den Adaptionen von Schönberg, Händel und Schiller."
Simon Strauß, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
"Jan Assmanns neues Buch ist ein Blockbuster - wunderbar geschrieben, umfassend, gelehrt und unendlich innovativ."
Jonathan Sheehan zur amerikanischen Ausgabe
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Enorme religionsgeschichtliche Bildung attestiert Christoph Markschies dem Autor Jan Assmann. Dessen neues Buch scheint ihm das Zeug zu Differenzierungen zu haben, die die Menschheit in Zeiten religiös motivierter Revolutionen nötig hat. Wenn Assmann also anhebt, seine eigene Sicht auf Moses und den Monotheismus zu revidieren und einen gelehrten Bibelkommentar zum Buch Exodus samt rezeptions- und transformationsgeschichtlicher Einordnung der biblischen Texte bis in die Gegenwart vorlegt, horcht der Rezensent auf. Das Buch des Ägyptologen Assmann liest er nicht zuletzt als Bibelerklärung eines evangelischen Christenmenschen, der mit seinem eigenen Glauben ringt. Die teilweise Vernachlässigung allmählicher Entwicklung der Tradition und gradueller Unterschiede zwischen den religiösen Traditionen durch den Autor sieht Markschies gleichwohl kritisch.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.05.2015Sinai, 1200 v. Chr.
Als im Januar 2011 in Kairos Innenstadt die Barrikaden brannten und Kugeln flogen, wurde der verhasste Präsident Mubarak auf den Plakaten einiger Revolutionäre als "Pharao des Exodus" beschimpft. Die herabwürdigende Gleichsetzung mit dem Herrscher, der einst die Israeliten in Ägypten geknechtet haben soll und deshalb zur Strafe von Gott im Roten Meer ertränkt wurde, zeugte von der anhaltenden Wirkkraft der Exodus-Erzählung, die über Kulturgrenzen hinweg ein Identifikationsreservoir für die Erniedrigten und Exilierten bietet. Mit dieser "grandiosesten und folgenreichsten Geschichte, die sich Menschen jemals erzählt haben", beschäftigt sich der Ägyptologe Jan Assmann in seinem neuen Buch. Ihn interessieren dabei weniger die historischen oder bibelexegetischen Hintergründe des Textes als sein identitätsstiftender Gehalt. Die göttliche Befreiung aus weltlicher Herrschaft, der Treuebund des Volks mit seinem Gott, Zweifel und Verrat an der Offenbarung und Sehnsucht nach dem eigenen Land bilden die Kernmotive des monotheistischen Gründungsmythos. Es ist eine Geschichte voller Hoffnung und Trug, und Assmann beschreibt sie in ihrer ganzen Cecil-B.-DeMille-haften Dramatik.
Er erzählt von dem revolutionären Moment des unmittelbaren Vertragsschlusses zwischen Gott und Volk. Im Verzicht auf Zwischeninstanzen wie König oder Kirche liegt Assmann zufolge eine herrschaftskritische Stoßkraft. Dass Gott hier nicht nur als Richter, sondern als Gesetzgeber auftritt, zeigt zugleich, wie die Gottesoffenbarung in den säkularen Rechtskontext übergreift, es kommt zu einer "Theologisierung des Rechts". Wer die Gebote befolgt, dient zuerst Gott - und damit auch der weltlichen Ordnung. Doch der Bund ist nicht frei von Spannungen. Immer wieder murrt das Volk in der Wüste, gibt sich weder mit Wasser noch mit Wachteln zufrieden und droht seinem Anführer Mose mit Umkehr. Als dieser einmal beim Zwiegespräch mit Gott zu lange fortbleibt, fällt es zurück in die heidnische Kultverehrung, umtanzt ein goldenes Kalb. Zur Strafe fordert Gott als Treuebeweis den Mord an den eigenen Söhnen und Brüdern.
Die Verbindung von Monotheismus und Gewalt findet hier einen grausamen Höhepunkt. Gott tritt im "Exodus" nicht als liebender Vater, sondern als eifersüchtiger Ehemann auf, der seine "Braut" Israel gnadenlos bestraft, wenn sie ihn mit anderen Göttern betrügt. "Monotheismus der Treue" nennt Assmann daher die besondere Form der frühjüdischen Religion. Auf enthusiastische Weise verfolgt der Fährtensucher des kulturellen Gedächtnisses die Resonanzen des Wundertextes "Exodus" bis zu den Adaptionen von Schönberg, Händel und Schiller und beschämt damit alle, die ernsthaft über eine Verbannung des Alten Testaments aufs apokryphische Abstellgleis nachdenken.
Simon Strauß
Jan Assmann: "Exodus. Die Revolution der Alten Welt". C. H. Beck, 493 S., 29,95 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Als im Januar 2011 in Kairos Innenstadt die Barrikaden brannten und Kugeln flogen, wurde der verhasste Präsident Mubarak auf den Plakaten einiger Revolutionäre als "Pharao des Exodus" beschimpft. Die herabwürdigende Gleichsetzung mit dem Herrscher, der einst die Israeliten in Ägypten geknechtet haben soll und deshalb zur Strafe von Gott im Roten Meer ertränkt wurde, zeugte von der anhaltenden Wirkkraft der Exodus-Erzählung, die über Kulturgrenzen hinweg ein Identifikationsreservoir für die Erniedrigten und Exilierten bietet. Mit dieser "grandiosesten und folgenreichsten Geschichte, die sich Menschen jemals erzählt haben", beschäftigt sich der Ägyptologe Jan Assmann in seinem neuen Buch. Ihn interessieren dabei weniger die historischen oder bibelexegetischen Hintergründe des Textes als sein identitätsstiftender Gehalt. Die göttliche Befreiung aus weltlicher Herrschaft, der Treuebund des Volks mit seinem Gott, Zweifel und Verrat an der Offenbarung und Sehnsucht nach dem eigenen Land bilden die Kernmotive des monotheistischen Gründungsmythos. Es ist eine Geschichte voller Hoffnung und Trug, und Assmann beschreibt sie in ihrer ganzen Cecil-B.-DeMille-haften Dramatik.
Er erzählt von dem revolutionären Moment des unmittelbaren Vertragsschlusses zwischen Gott und Volk. Im Verzicht auf Zwischeninstanzen wie König oder Kirche liegt Assmann zufolge eine herrschaftskritische Stoßkraft. Dass Gott hier nicht nur als Richter, sondern als Gesetzgeber auftritt, zeigt zugleich, wie die Gottesoffenbarung in den säkularen Rechtskontext übergreift, es kommt zu einer "Theologisierung des Rechts". Wer die Gebote befolgt, dient zuerst Gott - und damit auch der weltlichen Ordnung. Doch der Bund ist nicht frei von Spannungen. Immer wieder murrt das Volk in der Wüste, gibt sich weder mit Wasser noch mit Wachteln zufrieden und droht seinem Anführer Mose mit Umkehr. Als dieser einmal beim Zwiegespräch mit Gott zu lange fortbleibt, fällt es zurück in die heidnische Kultverehrung, umtanzt ein goldenes Kalb. Zur Strafe fordert Gott als Treuebeweis den Mord an den eigenen Söhnen und Brüdern.
Die Verbindung von Monotheismus und Gewalt findet hier einen grausamen Höhepunkt. Gott tritt im "Exodus" nicht als liebender Vater, sondern als eifersüchtiger Ehemann auf, der seine "Braut" Israel gnadenlos bestraft, wenn sie ihn mit anderen Göttern betrügt. "Monotheismus der Treue" nennt Assmann daher die besondere Form der frühjüdischen Religion. Auf enthusiastische Weise verfolgt der Fährtensucher des kulturellen Gedächtnisses die Resonanzen des Wundertextes "Exodus" bis zu den Adaptionen von Schönberg, Händel und Schiller und beschämt damit alle, die ernsthaft über eine Verbannung des Alten Testaments aufs apokryphische Abstellgleis nachdenken.
Simon Strauß
Jan Assmann: "Exodus. Die Revolution der Alten Welt". C. H. Beck, 493 S., 29,95 Euro
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