Atemberaubende Fotografien zeitgenössischer Expeditionen
Möchte man die Natur jenseits der bewohnten Welt erkunden, lauern viele Herausforderungen und Gefahren: Man kämpft gegen Erschöpfung, Dehydration und erbarmungslosen Wind, fürchtet Gletscherspalten, Stein- und Eisschlag oder den Sturz ins Leere. Fernab jeglicher Zivilisation muss man selbst alles mit sich tragen, was man zum Überleben braucht. Will man Erfolg haben und gesund zurückkommen, ist man aufeinander angewiesen. Hier zählen Lebenserfahrung, Ausdauer und Übersicht vielleicht mehr als reine Kraft oder jugendlicher Wagemut. Der Fotograf Klaus Fengler begleitet seit zwei Jahrzehnten Expeditionen mit der Kamera. Bildgewaltig dokumentiert er in diesem Band das Wesen seiner Abenteuerreisen. Begleitet werden seine außergewöhnlichen Bilder von hintergründigen Essays des bekannten Autors und Filmemachers Tom Dauer.
Das Wesen von Expeditionen in all ihren Stadien
Die weißen Flecken auf unserer Landkarte sind geschrumpft, die höchsten Berge bestiegen und vom Sofa aus können wir mit wenigen Klicks ganz bequem an alle Enden des Planeten reisen. In diesem eindrucksvollen Fotoband beleuchtet Klaus Fengler, warum es dennoch bis heute etwas Besonderes ist, aufzubrechen und sich selbst der Wildnis auszusetzen. In beeindruckenden und emotionalen Schwarz-Weiß-Fotografien blickt er dabei auf die typischen Phasen jeder Expedition. Von der präzisen Vorbereitung zum Aufbruch, von den Entbehrungen, dem ständigen Warten, dem Scheitern und dem Erfolg bis hin zur Rückkehr. Die begleitenden Essays von Tom Dauer ergänzen Klaus Fenglers Perspektive mit hintergründigen Gedanken und Ansichten zu den Themen Expedition, Abenteuer, Verzicht, Vertrauen, Leiden, Scheitern und Erfolg. Dabei gelingt es dem Autor und Filmemacher, das Thema "Expedition" in seiner ganzen Vielseitigkeit über das konkrete Abenteuer hinaus begreifbar zu machen. Dieser großformatige, exklusiv ausgestattete Bildband zieht jeden Abenteurer in seinen Bann, der von Expeditionen in die abgelegensten Regionen dieser Erde träumt.
Möchte man die Natur jenseits der bewohnten Welt erkunden, lauern viele Herausforderungen und Gefahren: Man kämpft gegen Erschöpfung, Dehydration und erbarmungslosen Wind, fürchtet Gletscherspalten, Stein- und Eisschlag oder den Sturz ins Leere. Fernab jeglicher Zivilisation muss man selbst alles mit sich tragen, was man zum Überleben braucht. Will man Erfolg haben und gesund zurückkommen, ist man aufeinander angewiesen. Hier zählen Lebenserfahrung, Ausdauer und Übersicht vielleicht mehr als reine Kraft oder jugendlicher Wagemut. Der Fotograf Klaus Fengler begleitet seit zwei Jahrzehnten Expeditionen mit der Kamera. Bildgewaltig dokumentiert er in diesem Band das Wesen seiner Abenteuerreisen. Begleitet werden seine außergewöhnlichen Bilder von hintergründigen Essays des bekannten Autors und Filmemachers Tom Dauer.
Das Wesen von Expeditionen in all ihren Stadien
Die weißen Flecken auf unserer Landkarte sind geschrumpft, die höchsten Berge bestiegen und vom Sofa aus können wir mit wenigen Klicks ganz bequem an alle Enden des Planeten reisen. In diesem eindrucksvollen Fotoband beleuchtet Klaus Fengler, warum es dennoch bis heute etwas Besonderes ist, aufzubrechen und sich selbst der Wildnis auszusetzen. In beeindruckenden und emotionalen Schwarz-Weiß-Fotografien blickt er dabei auf die typischen Phasen jeder Expedition. Von der präzisen Vorbereitung zum Aufbruch, von den Entbehrungen, dem ständigen Warten, dem Scheitern und dem Erfolg bis hin zur Rückkehr. Die begleitenden Essays von Tom Dauer ergänzen Klaus Fenglers Perspektive mit hintergründigen Gedanken und Ansichten zu den Themen Expedition, Abenteuer, Verzicht, Vertrauen, Leiden, Scheitern und Erfolg. Dabei gelingt es dem Autor und Filmemacher, das Thema "Expedition" in seiner ganzen Vielseitigkeit über das konkrete Abenteuer hinaus begreifbar zu machen. Dieser großformatige, exklusiv ausgestattete Bildband zieht jeden Abenteurer in seinen Bann, der von Expeditionen in die abgelegensten Regionen dieser Erde träumt.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.11.2021Helden mit
Stirnlampen
Klaus Fengler macht in „Expedition“ deutlich,
welche Eigenschaften ein Abenteurer braucht
VON DOMINIK PRANTL
Um die große Stärke von Klaus Fenglers Bildband „Expedition. Aufbruch ins Ungewisse“ gleich vorwegzunehmen: Es gibt darin einige Bilder, für die es keiner teuren Fototechnik bedarf, aber eines herausragenden fotografischen, unkäuflichen Instinkts. In dem frühen Kapitel „Aufbruch“ etwa schaut ein Indiojunge mit seinem Vater am Flussufer sitzend einem Faltkanadier hinterher; in dem Faltkanadier zwei sehr weißhäutige Abenteurer; sie spielen nur die Nebenrolle. Viel wichtiger ist das, was man in dem Blick der beiden Menschen am Flussufer sehen möchte: Sehnsucht? Neid? Oder gar: Mitleid?
Und häufig ertappt sich der Leser im weiteren Verlauf des Buches bei jener für wahre Expeditionen charakteristischen Frage: Will man da wirklich dabei sein?
Allein deshalb hat der Fotograf und Kletterer Fengler vieles richtig gemacht bei diesem ungewöhnlich ehrlichen Bergbuch, für welches schwierige Bergwände und deren Besteigungen zwar als Motivation für den Aufbruch zu Expeditionen dienten, in dem Berge und Kletterszenen aber dennoch selten im Mittelpunkt stehen. Klar, der Versuchung der schnellen Kletterpornografie, in der unter Stöhnen der bloße Kraftakt bis zum Erreichen des Höhepunkts zelebriert wird, verfällt ein in den Siebzigern sozialisierter Bergsportler wie Fengler womöglich nicht mehr. Er widersteht in den Kapiteln „Landschaft“ und „Menschen“ aber auch dem Reflex der reinen Naturvergötterung genauso wie der Anbiederung an fremde Kulturen. Die Trennlinien bleiben immer deutlich zwischen Besuchern und Besuchten: auf der einen Seite die Zurückgelassenen, ja die Abgehängten, auf der anderen jene, die für den Aufbruch ins Ungewisse schon aufgrund der körperlichen Konstitution und der finanziellen Mittel privilegiert sind.
Diese Privileg verdeutlicht sich bereits an der immer wieder gezeigten – teils geradezu irrwitzig kostspieligen – Ausrüstung. So stellt Fengler etwa in schöner Ironie auf einer Doppelseite die Videobrille auf dem Kopf eines Drohnenpiloten dem traditionellem Kopfschmuck eines Samburu in Kenia gegenüber; ein anderes Mal zeigt er einen Karbonschlitten, in dem die Kosten eines Mittelklassewagens stecken. Hier wird die Expedition wahrlich zum Kriegszug, an welchen das lateinische Wort „Expeditio“ erinnert. „Oft genug setzt Fengler damit die Absurdität des Expeditionsgeschehens in Szene“, schreibt Tom Dauer an einer Stelle.
Dass nicht Fengler selbst, sondern der Journalist Dauer die Texte zu dem Bildband verfasste und ihn damit um eine alpinhistorische wie philosophische Komponente anreichert, indem er Modebegriffe wie Freiheit, Sicherheit und, ja, Vertrauen verwebt, ist der langsam durchsickernden Erkenntnis geschuldet, dass gute Fotografen genauso selten auch gute Schreiber sind, wie wiederum gute Schreiber gut fotografieren können.
Dauer ist ein guter Schreiber; vor allem aber ist er sich als Alpinist und Beobachter ebenso wie Fengler natürlich der Ironie bewusst, die vielen Expeditionen innewohnt. Werden diese doch gerne unter dem Schlagwort „Verzichtsalpinismus“ verkauft, obwohl sie nur mit Hilfe einer Wagenladung an Ausrüstung und der Sponsorenlabel auf den Funktionsjacken funktionieren. Herrlich auch jenes Bild, auf dem zwei Kletterer mittels Zwei-Mann-Hoch erst einmal einen – Sicherheit verheißenden – Bohrhaken in knapp vier Metern Höhe eines Dschungelfelsens setzen.
Dauer schreibt: „Berggeschichten sind Ich-Geschichten.“ In den allermeisten Fällen trifft das auch zu. Längst dienen ähnliche Bücher wie „Expedition“ den bergsteigenden Autobiografen als Werbebroschüre, als Derivat ihrer in Pandemiezeiten selten gewordenen Diavorträge, aber auch als Selbstvergewisserung des eigenen Erreichten. Fenglers Buch aber ist – schon alleine deshalb, weil er anders als viele Bildband-Bergsteiger nicht im Zentrum des Geschehens, sondern hinter der Kamera steht – eben auch eine Ihr-Geschichte: Ihr da draußen, ihr meine Begleiter, ihr Landschaften, und ja, ihr Leserinnen und Leser.
Manchmal ist es nur ein kleiner Ausschnitt, ein Fuß, eine Hand, die auf den Bildern zu sehen sind und trotzdem eine ganze Geschichte erzählen. Die Protagonisten, darunter Elitekletterer wie Robert Jasper, Stefan Glowacz oder Chris Sharma, wirken häufig mehr wie gebrochene Gestalten als wie die Stars der Steilwand, nicht umsonst gibt es im Buch die Kapitel „Entbehrung“, „Warten“, „Scheitern“. Immer wieder blickt man in leidende, manchmal genervte oder dankbare, aber nie heroisch wirkende Gesichter. Ganz selten ist da etwas Liebliches, oft wird in einem Bild der Wunsch zur Nachahmung geweckt, um gleichzeitig doch wissen zu lassen: Tu das bloß nicht! Tom Dauer schreibt, Fengler wollte „nichts schöner machen, was bereits schön ist. Er romantisiert nicht, was Abgründe hat“.
Wenn sich der ans Leiden nun wahrlich gewöhnte Kletterer Robert Jasper nach einer Bachdurchquerung auf zwei Stöcke stützt oder eine ganze Gruppe an Durchtrainierten mit Stirnlampen ihre Expeditionsnahrung scheinbar wortlos aus Tüten futtert, wird klar, dass die geradezu kindische Lust am Abenteuer selten lustig ist. Nein, Spaß, gar Triumph, sieht definitiv anders aus.
Vor allem aber, und dies ist wohl die größte Stärke, ist Fengler ein im besten Sinne dann doch wieder altmodischer Fotograf. Seine Bilder sind auf 23 Expeditionen zwischen 2002 und 2019 auf nahezu allen Kontinenten entstanden, von Grönland über Borneo nach Patagonien, und sie sind allesamt schwarz-weiß, als kämen sie aus der Zeit der großen Forschungsreisen. Das tut der Farbigkeit freilich keinen Abbruch, denn die entsteht im Kopf des Betrachters. Als wollte Fengler der Fantasie noch Raum geben, selbst das Wesen der Expedition kennenzulernen, die weißen Flecken auszumalen.
Neid? Mitleid? Sehnsucht? Oder anders: Wollen wir wirklich dabei sein? Fengler, so wirkt es, bricht jedenfalls nicht mit dem Ziel vieler Instant- und Insta-Abenteurer auf, ein ganz bestimmtes Bild machen zu müssen. Er ist vielmehr ein ständig Suchender, ein ständig Sehnsüchtiger. Das ist die Triebfeder des Fotografen, das ist der Antrieb für jede Expedition.
Klaus Fengler ist in Norddeutschland aufgewachsen. Längst lebt er im Berchtesgadener Land und begleitet seit beinahe zwanzig Jahren Expeditionen.
Foto: Fengler
Klaus Fengler,
Tom Dauer:
Expedition. Aufbruch ins Ungewisse.
Knesebeck Verlag, München 2021.
256 Seiten, 75 Euro.
Bis zu 42 Meter hoch sind die Manpupunjor-Felsen im westlichen Ural, auch „sieben starke Männer“ genannt. Sieben Jahre zuvor, 2006, hat Fengler eine Expedition begleitet, die die Erstbesteigung des Acopan-Tepui in Venezuela zum Ziel hatte. Die Anreise erfolgte mit Faltbooten über den Rio Karuai.
2011 hat er sich in Nepal vergeblich an der
Südwand des Gauri
Shankar versucht.
Fotos: Klaus Fengler
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Stirnlampen
Klaus Fengler macht in „Expedition“ deutlich,
welche Eigenschaften ein Abenteurer braucht
VON DOMINIK PRANTL
Um die große Stärke von Klaus Fenglers Bildband „Expedition. Aufbruch ins Ungewisse“ gleich vorwegzunehmen: Es gibt darin einige Bilder, für die es keiner teuren Fototechnik bedarf, aber eines herausragenden fotografischen, unkäuflichen Instinkts. In dem frühen Kapitel „Aufbruch“ etwa schaut ein Indiojunge mit seinem Vater am Flussufer sitzend einem Faltkanadier hinterher; in dem Faltkanadier zwei sehr weißhäutige Abenteurer; sie spielen nur die Nebenrolle. Viel wichtiger ist das, was man in dem Blick der beiden Menschen am Flussufer sehen möchte: Sehnsucht? Neid? Oder gar: Mitleid?
Und häufig ertappt sich der Leser im weiteren Verlauf des Buches bei jener für wahre Expeditionen charakteristischen Frage: Will man da wirklich dabei sein?
Allein deshalb hat der Fotograf und Kletterer Fengler vieles richtig gemacht bei diesem ungewöhnlich ehrlichen Bergbuch, für welches schwierige Bergwände und deren Besteigungen zwar als Motivation für den Aufbruch zu Expeditionen dienten, in dem Berge und Kletterszenen aber dennoch selten im Mittelpunkt stehen. Klar, der Versuchung der schnellen Kletterpornografie, in der unter Stöhnen der bloße Kraftakt bis zum Erreichen des Höhepunkts zelebriert wird, verfällt ein in den Siebzigern sozialisierter Bergsportler wie Fengler womöglich nicht mehr. Er widersteht in den Kapiteln „Landschaft“ und „Menschen“ aber auch dem Reflex der reinen Naturvergötterung genauso wie der Anbiederung an fremde Kulturen. Die Trennlinien bleiben immer deutlich zwischen Besuchern und Besuchten: auf der einen Seite die Zurückgelassenen, ja die Abgehängten, auf der anderen jene, die für den Aufbruch ins Ungewisse schon aufgrund der körperlichen Konstitution und der finanziellen Mittel privilegiert sind.
Diese Privileg verdeutlicht sich bereits an der immer wieder gezeigten – teils geradezu irrwitzig kostspieligen – Ausrüstung. So stellt Fengler etwa in schöner Ironie auf einer Doppelseite die Videobrille auf dem Kopf eines Drohnenpiloten dem traditionellem Kopfschmuck eines Samburu in Kenia gegenüber; ein anderes Mal zeigt er einen Karbonschlitten, in dem die Kosten eines Mittelklassewagens stecken. Hier wird die Expedition wahrlich zum Kriegszug, an welchen das lateinische Wort „Expeditio“ erinnert. „Oft genug setzt Fengler damit die Absurdität des Expeditionsgeschehens in Szene“, schreibt Tom Dauer an einer Stelle.
Dass nicht Fengler selbst, sondern der Journalist Dauer die Texte zu dem Bildband verfasste und ihn damit um eine alpinhistorische wie philosophische Komponente anreichert, indem er Modebegriffe wie Freiheit, Sicherheit und, ja, Vertrauen verwebt, ist der langsam durchsickernden Erkenntnis geschuldet, dass gute Fotografen genauso selten auch gute Schreiber sind, wie wiederum gute Schreiber gut fotografieren können.
Dauer ist ein guter Schreiber; vor allem aber ist er sich als Alpinist und Beobachter ebenso wie Fengler natürlich der Ironie bewusst, die vielen Expeditionen innewohnt. Werden diese doch gerne unter dem Schlagwort „Verzichtsalpinismus“ verkauft, obwohl sie nur mit Hilfe einer Wagenladung an Ausrüstung und der Sponsorenlabel auf den Funktionsjacken funktionieren. Herrlich auch jenes Bild, auf dem zwei Kletterer mittels Zwei-Mann-Hoch erst einmal einen – Sicherheit verheißenden – Bohrhaken in knapp vier Metern Höhe eines Dschungelfelsens setzen.
Dauer schreibt: „Berggeschichten sind Ich-Geschichten.“ In den allermeisten Fällen trifft das auch zu. Längst dienen ähnliche Bücher wie „Expedition“ den bergsteigenden Autobiografen als Werbebroschüre, als Derivat ihrer in Pandemiezeiten selten gewordenen Diavorträge, aber auch als Selbstvergewisserung des eigenen Erreichten. Fenglers Buch aber ist – schon alleine deshalb, weil er anders als viele Bildband-Bergsteiger nicht im Zentrum des Geschehens, sondern hinter der Kamera steht – eben auch eine Ihr-Geschichte: Ihr da draußen, ihr meine Begleiter, ihr Landschaften, und ja, ihr Leserinnen und Leser.
Manchmal ist es nur ein kleiner Ausschnitt, ein Fuß, eine Hand, die auf den Bildern zu sehen sind und trotzdem eine ganze Geschichte erzählen. Die Protagonisten, darunter Elitekletterer wie Robert Jasper, Stefan Glowacz oder Chris Sharma, wirken häufig mehr wie gebrochene Gestalten als wie die Stars der Steilwand, nicht umsonst gibt es im Buch die Kapitel „Entbehrung“, „Warten“, „Scheitern“. Immer wieder blickt man in leidende, manchmal genervte oder dankbare, aber nie heroisch wirkende Gesichter. Ganz selten ist da etwas Liebliches, oft wird in einem Bild der Wunsch zur Nachahmung geweckt, um gleichzeitig doch wissen zu lassen: Tu das bloß nicht! Tom Dauer schreibt, Fengler wollte „nichts schöner machen, was bereits schön ist. Er romantisiert nicht, was Abgründe hat“.
Wenn sich der ans Leiden nun wahrlich gewöhnte Kletterer Robert Jasper nach einer Bachdurchquerung auf zwei Stöcke stützt oder eine ganze Gruppe an Durchtrainierten mit Stirnlampen ihre Expeditionsnahrung scheinbar wortlos aus Tüten futtert, wird klar, dass die geradezu kindische Lust am Abenteuer selten lustig ist. Nein, Spaß, gar Triumph, sieht definitiv anders aus.
Vor allem aber, und dies ist wohl die größte Stärke, ist Fengler ein im besten Sinne dann doch wieder altmodischer Fotograf. Seine Bilder sind auf 23 Expeditionen zwischen 2002 und 2019 auf nahezu allen Kontinenten entstanden, von Grönland über Borneo nach Patagonien, und sie sind allesamt schwarz-weiß, als kämen sie aus der Zeit der großen Forschungsreisen. Das tut der Farbigkeit freilich keinen Abbruch, denn die entsteht im Kopf des Betrachters. Als wollte Fengler der Fantasie noch Raum geben, selbst das Wesen der Expedition kennenzulernen, die weißen Flecken auszumalen.
Neid? Mitleid? Sehnsucht? Oder anders: Wollen wir wirklich dabei sein? Fengler, so wirkt es, bricht jedenfalls nicht mit dem Ziel vieler Instant- und Insta-Abenteurer auf, ein ganz bestimmtes Bild machen zu müssen. Er ist vielmehr ein ständig Suchender, ein ständig Sehnsüchtiger. Das ist die Triebfeder des Fotografen, das ist der Antrieb für jede Expedition.
Klaus Fengler ist in Norddeutschland aufgewachsen. Längst lebt er im Berchtesgadener Land und begleitet seit beinahe zwanzig Jahren Expeditionen.
Foto: Fengler
Klaus Fengler,
Tom Dauer:
Expedition. Aufbruch ins Ungewisse.
Knesebeck Verlag, München 2021.
256 Seiten, 75 Euro.
Bis zu 42 Meter hoch sind die Manpupunjor-Felsen im westlichen Ural, auch „sieben starke Männer“ genannt. Sieben Jahre zuvor, 2006, hat Fengler eine Expedition begleitet, die die Erstbesteigung des Acopan-Tepui in Venezuela zum Ziel hatte. Die Anreise erfolgte mit Faltbooten über den Rio Karuai.
2011 hat er sich in Nepal vergeblich an der
Südwand des Gauri
Shankar versucht.
Fotos: Klaus Fengler
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensent Dominik Prantl ist von dem fotografischen Instinkt von Klaus Fengler beeindruckt. Der Fotograf sammelt in seinem neuen, "ungewöhnlich ehrlichen" Buch "Expedition" Bilder rund um Bergwände und Kletterszenerien, wobei er Naturverherrlichung und das Anbiedern an fremde Kulturen stets vermeidet, erklärt Prantl. Der Journalist Tom Dauer habe dazu die passenden und gelungenen Texte verfasst, freut sich der Rezensent. Das ist stellenweise schön ironisch, vor allem aber ein starker Bildband, findet Prantl.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH