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Lektionen der Vergangenheit ... für die Seuchenbekämpfung heute Mit einem wissenschaftlichen Paukenschlag eröffnet Robert Koch 1876 den Kampf gegen die gefährlichsten Krankheiten seiner Zeit. Berlin wird das logistische Zentrum für bahnbrechende Experimente und Expeditionen. Ob in Choleraleichen am Ganges oder in den Zecken an den Karawanenstraßen Afrikas, überall spüren "Mikrobenjäger" nach den Ursachen der Seuchenzüge. Neue Medikamente und vorbeugende Maßnahmen der Hygiene erleichtern das Leben in den Tropen. Fernreisen und Kolonialwirtschaft boomen. Jene aufregende Zeit wird in dem…mehr

Produktbeschreibung
Lektionen der Vergangenheit ... für die Seuchenbekämpfung heute
Mit einem wissenschaftlichen Paukenschlag eröffnet Robert Koch 1876 den Kampf gegen die gefährlichsten Krankheiten seiner Zeit. Berlin wird das logistische Zentrum für bahnbrechende Experimente und Expeditionen. Ob in Choleraleichen am Ganges oder in den Zecken an den Karawanenstraßen Afrikas, überall spüren "Mikrobenjäger" nach den Ursachen der Seuchenzüge. Neue Medikamente und vorbeugende Maßnahmen der Hygiene erleichtern das Leben in den Tropen. Fernreisen und Kolonialwirtschaft boomen.
Jene aufregende Zeit wird in dem ungewöhnlichen Buch des Arztes Johannes W. Grüntzig und des Parasitologen Heinz Mehlhorn wieder lebendig. Unter Auswertung von Tagebüchern, Briefen und weiteren, oft schwer zugänglichen Quellen gelingt es den Autoren, ein faszinierendes Panorama des medizinisch-naturwissenschaftlich motivierten Expeditionsfiebers zwischen 1870 und 1910 zu zeichnen. In diesen wenigen Dekaden vermochten entschlosseneForscher in den Kolonien die Auslöser und Übertragungswege vieler gefürchteter Tropenkrankheiten aufzuklären - Grundlage für eine effektive Seuchenbekämpfung auch in den Mutterländern.
Die Autoren belegen in dem spannend geschriebenen und mit zahlreichen historischen Aufnahmen ausgestatteten Buch zudem, welche Bedeutung die damaligen wissenschaftlichen Durchbrüche für den heutigen Kampf gegen aktuelle Epidemien haben, sei es nun AIDS, BSE oder SARS. Manch ein medizinisches "Himmelfahrtskommando" jener Zeit mag sich so als segensreich für gesundheitspolitische und seuchenmedizinische Entscheidungen im 21. Jahrhundert erweisen. Rückkehr ungewiss ...
Kaum jemandem ist heute bewusst, dass im Zuge der - politisch so fragwürdigen - Kolonialgeschichte die Tropenmedizin gewaltige Fortschritte machte, die der gesamten Menschheit zu Gute kamen. Vor allem deutsche Forscher leisteten hier Pionierarbeit. Das vorliegende Buch versucht, die aufregenden Entwicklungen jener Jahrzehnte nachzuzeichnen, als wagemutige Mediziner sich auf oft abenteuerlichen Expeditionen zu den Ursprüngen der Seuchen begaben. Dabei stellten diese Persönlichkeiten in ihrer Begeisterung, vielleicht auch in ihrem brennenden Ehrgeiz zu wissenschaftlicher Leistung, nicht nur ihre Gesundheit, sondern in vielen Fällen sogar ihr Leben hintan. So lassen sich manche der wissenschaftlichen Kolonialexpeditionen jener Zeit wohl nur als Himmelfahrtskommandos mit ungewisser Rückkehr charakterisieren.
Doch die Ergebnisse dieser medizinischen Forschungsreisen - ob sie nach Afrika, Asien oder in die Südsee führten - waren bahnbrechend. Erstmals konnte man gezielte Gegenmaßnahmen gegen immer wieder auftretende Epidemien mit Tausenden von Toten ergreifen. Indem man Mikroorganismen als Auslöser erkannte und ihre Übertragungswege aufklärte, mussten Seuchen nicht länger als Bestrafung oder unabänderliches Phänomen betrachtet und mythologisch gedeutet worden. Zudem entwickelten die Forscher in jenen Jahrzehnten viele zukunftsweisende mikrobiologische Methoden.
Mit der zunehmenden Kolonialwirtschaft und dem aufkeimenden Tropentourismus fanden aber auch die Erreger den Weg in die Mutterländer der Kolonien - eine Entwicklung, die mit dem heutigen globalen Fernreiseverkehr eine gänzlich neue Dimension gewonnen hat, wie etwa die rasant ausbrechende SARS-Epidemie veranschaulicht. Die Rückkehr alter und die Ausbreitung neuer Seuchen steht mittlerweile auf der Tagesordnung von Tropenmedizinern, Mikrobiologen, Parasitologen und Hygienikern. Indem dieses Buch einen Blick zurück in jene turbulenten 40 Jahre zwischen 1870 und 1910 wirft, als alle wichtigen bakteriellen und parasitären Erkrankungen einer wissenschaftlichen Untersuchung und Bekämpfung zugänglich wurden, beleuchtet es zugleich die Herausforderungen, vor die uns die vielfältigen Infektionskrankheiten und ihre wandlungsfähigen Erreger auch heute noch stellen.
Autorenporträt
Johannes W. Grüntzig ist Professor für Augenheilkunde und praktizierender Augenarzt in Düsseldorf. Nach dem Studium war er zunächst Assistent am Institut für Sozialmedizin in Hannover und anschließend leitender Stabsarzt der Abteilung Ergonomie am Schifffahrtmedizinischen Institut der Marine in Kiel. Mehrere tropenmedizinische Forschungsreisen haben den Ophthalmologen nach Kamerun, Liberia und Burkina Faso geführt.

Heinz Mehlhorn ist Professor für Parasitologie und Leiter des Instituts für Zoomorphologie, Zellbiologie und Parasitologie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Von 1991 bis 1995 war er Präsident der Deutschen Gesellschaft für Parasitologie wie auch der Weltgesellschaft für Protozoologie. Mehrere Gastprofessuren und Forschungsexpeditionen haben ihn nach Afrika und Asien geführt. Im Jahre 2000 nahm er an der Jahrtausendexpedition des Alfred-Wegener-Instituts für Polarforschung in die Antarktis teil. Mehlhorn zählt zu den angesehensten Parasitologen in Deutschland und ist durch zahlreiche Fernsehbeiträge über Parasiten und ihre Bekämpfung einem breiten Publikum bekannt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.10.2005

Um jeden Virenhort eine Verschwörung
Zwei sehr verschiedene Ansätze, Auskunft über die Seuchengefahr zu geben / Von Julia Voss

Die Schlagzeilen über drohende Epidemien reißen nicht ab. 2001 war es Anthrax, das den Westen in Atem hielt; darauf die Pocken und ihr möglicher Einsatz als biochemische Waffe; seit Februar 2003 ist es Sars. Kehrt hier ein Seuchenzeitalter wieder?

Zwei Bücher haben das aktuelle Geschehen zum Anlaß ihres Erscheinens genommen. Die Herangehensweisen könnten jedoch nicht unterschiedlicher sein. "Expeditionen ins Reich der Seuchen" widmet sich der Seuchenbekämpfung in den deutschen Kolonien von 1884 bis 1914. Es geht um Robert Koch, die Tropenmedizin, Ärzte des Militärs und Patienten, die vornehmlich aus den Reihen der Kolonialvölker stammen. Die Autoren: Johannes Grüntzig ist Mediziner, Heinz Mehlhorn Parasitologe.

In dem Sammelband "Virus!" dagegen beschränkt man sich nicht historisch. Der in den Aufsätzen dieses Buches behandelte Stoff reicht bis ins Mittelalter zurück. Zugleich wird das gesamte Begriffsspektrum in Angriff genommen, vom Computervirus bis hin zum HI-Virus. Den Hintergrund bildet die Frage, wie das Virus zu einem Schlüsselbegriff in Medizin, Politik, Technik und Kultur werden konnte.

Grüntzig und Mehlhorn, die beiden Autoren des erstgenannten Buchs, haben sich entschieden, ein Werk über die Stärken der Medizin und der Seuchenbekämpfung zu schreiben. Warum auch nicht, mag man zunächst denken. Die Erfolge auf diesem Gebiet - etwa die weltweite Ausrottung der Pocken seit 1980 - sind unbestritten und zum Teil sensationell. Die Gelder, die in die Seuchenforschung investiert werden, sprechen für die Hoffnung, an diese Fortschrittsgeschichte anknüpfen zu können. Bereits hier krankt jedoch das Buch. Die Autoren schreiben gegen ein eingebildetes Komplott. Ihrer Ansicht nach wurden die Leistungen der deutschen Tropenmedizin bisher zu wenig gewürdigt.

Die Kritik am Kolonialismus habe aus den Seuchenpionieren, die unter Einsatz ihres Lebens Forschung betrieben, "Handlanger des Kolonialimperialismus" gemacht. Wirklich? Wem fällt diese Titulierung etwa zu Robert Koch ein, der zahlreiche Forschungsexpeditionen in den Kolonien unternahm? Die meisten kennen Koch als Nobelpreisträger, Entdecker des Tuberkuloseerregers und Namensgeber für ein weltweit renommiertes Institut. Zugleich wird man hier vor falsche Alternativen gestellt. Forschung kann erstklassig sein und die politische Motivation mehr als zweifelhaft. Sich als Historiker für die Helden- oder Handlangergeschichte entscheiden zu wollen ist daher Unfug.

Die Empfindsamkeit, mit der man die unzureichende Würdigung einsatzbereiter deutscher Tropenmediziner bemängelt, wird anderen resolut verweigert. Wo nicht das Leben von Stabsärzten auf dem Spiel steht, gibt man sich großzügig. Die Verbrechen an den Kolonialvölkern möchte man nicht behandeln. Dafür gibt es einen eigenartigen Grund: "Leider taugen unsere heutigen Erkenntnisse und Wertmaßstäbe wenig zur Beurteilung der damaligen Verhältnisse", heißt es. "Alle Kolonialmächte glaubten rechtmäßig zu handeln und wußten die öffentliche Meinung hinter sich."

Daß es natürlich auch schon im neunzehnten Jahrhundert Kritik daran gab, scheint den Autoren nicht bekannt zu sein. Doch selbst wenn sich die Mehrheit damals im Recht glaubte - ja, und? Kein Historiker kam bisher auf die Idee zu behaupten, zu Hexenverbrennungen in der frühen Neuzeit ließe sich nichts sagen, da die Frauen ja nach damals geltendem Recht verbrannt worden seien. Bei der Tatsache, daß Gesellschaften immer wieder anderen das Menschsein entziehen und sogar zur Grundlage von Recht machen, hört Geschichte nicht auf zu fragen, sondern fängt überhaupt erst an. Wenn Mediziner an diesem Prozeß beteiligt sind, kann das eine Abhandlung zur Seuchengeschichte nicht aussparen. Daß hier im Verlagshaus Elsevier kein Lektor nachgehakt hat, grenzt an einen Skandal. Die Aneinanderreihung von Jahreszahlen, Namen und seitenlangen unkommentierten Originalzitaten mag einfältig aber verzeihlich sein. Ein Forschungsstand von 1914 zum Thema Kolonialpolitik nicht.

In den achtzehn Kapiteln stehen meist eine Seuche und die damit zusammenhängenden Expeditionen im Vordergrund. Die Angaben dazu, wer, was, wann, wo entdeckt, werden mit Anekdotischem aufgemöbelt. Wäre das Thema weniger ernst, müßte man die Auswahl der gegebenen Information als drollig bezeichnen. Wir erfahren, daß Frau Külz, die Gattin des kaiserlichen Regierungsarztes Ludwig Külz, feuerrote Hibiskusblüten, Palmzweige und die luftige Veranda ihres Hauses in Kamerun entzücken. Daß Herr Külz Tropenmedizin als ökonomische Wertschöpfung verstand, Kolonialvölker als "organisches Stammkapital", erfahren wir nicht. "Wozu sollen wir den Neger erziehen?" fragte Külz 1906 in einer seiner zahlreichen rassehygienischen Schriften und antwortete: "zur Arbeit für uns" - davon bei Grüntzig und Mehlhorn kein Wort.

Und so geht es weiter. Wir lernen, daß Stabsarzt Maximilian Zupitza seinen Urlaub in "opferwilliger Weise" sausen läßt, um für Koch eine Expedition an den Viktoriasee anzutreten. Welche Opfer Zupitza von anderen im Dienst der Forschung verlangte, lernen wir nicht. Darüber, daß der spätere Regierungsarzt von Togo 1908 Zwangslager für Schlafkranke einrichtete, in denen mit dem Arsenpräparat Atoxyl an Patienten experimentiert wurde, schweigt man. Wir lesen, daß Stabsarzt Wiehe 1906 im Maji-Maji-Krieg in Deutsch-Ostafrika kämpfte und in einen Hinterhalt geriet. Daß bei der Niederschlagung 180000 Afrikaner den Tod fanden, mehr als während des Herero-Nama-Krieges in Deutsch-Südwestafrika, lesen wir hingegen nicht. Kannibalismusmoritaten aus den Kolonien im Pazifik werden seitenlang ausgewalzt, obwohl ihr Status in der historischen Forschung mehr als umstritten ist. Die Gebietserwebung von Kamerun finden die Autoren "spannend wie in einem Kriminalroman". Es gibt geeignetere Kapitel der Geschichte, um Fakt und Fiktion zu vermengen. Wer sich für die kolonialgeschichtlichen Fakten interessiert, die Grüntzig und Mehlhorn verschweigen, sei Wolfgang Eckarts Standardwerk "Medizin und Kolonialimperialimus" von 1997 empfohlen.

Eine andere Perspektive auf die Seuchengeschichte eröffnen die Beiträge in dem Sammelband "Virus!". Dabei geht es vornehmlich um Viren. Im Vergleich zu Bakterien sind die Minimalisten unter den Erregern um ein Vielfaches kleiner, bestehen nur aus Hülle und Erbgut und können sich ohne eine Wirtszelle nicht vermehren. Pest, Cholera und Tuberkulose werden von Bakterien verursacht, Aids, Influenza oder Pocken dagegen von Viren.

Während Grüntzig und Mehlhorn Afrika und Asien als "Reich der Seuchen" titulieren, macht der Molekularbiologe und Historiker Erhard Geißler auf die Geschichte Europas als Virenhort aufmerksam. So waren es die Europäer, die Viren zuerst als biologische Kampfmittel einsetzten, 1763, als britische Invasoren zwei Indianerstämmen mit Pocken verseuchte Decken und Taschentücher überreichten. Die als Gastgeschenk getarnten tödlichen Virenträger stammten aus einem Pockenhospital. Mehr als die Hälfte der Indianer starben. Zuvor hatten die aus Europa in die neue Welt eingeschleppten Seuchen bereits die Inka und Azteken vernichtet. 1763 handelte es sich jedoch um den ersten überlieferten Fall, in dem Viren bewußt zur Kriegführung eingesetzt wurden, eine Taktik, die fortan Geschichte schreiben sollte. Wie Geißler ausführt, kreuzt sich die Geschichte biologischer Kampfmittel mit der des Gerüchts. Kaum ein Virus, um das sich nicht eine Verschwörungstheorie rankt.

Das Kalkül, das hinter der Anschuldigung steckt, eine Krankheit eingeschleppt zu haben, zeichnet Martin Dinges historisch nach. Daß Epidemien von außen in eine Gemeinschaft kommen, ist unstrittig. Welche Gruppe allerdings als Schleuser identifiziert wird, folgt politischen Mustern: die Protestanten verdächtigen die Katholiken, die Deutschen die Franzosen, das Militär die fremdländischen Söldner, die Christen die Juden.

Der Historiker Philipp Sarasin hat dieses Motiv in seinem Buch "Anthrax. Bioterror als Phantasma", das sich in Kurzfassung in dem Sammelband findet, auf das Medienspektakel um die Milzbrandbriefe von 2001 in den Vereinigten Staaten bezogen. Die berechtigte Frage, die Sarasins Untersuchung leitet, lautet: Wann wird ein Erreger zur Epidemie? Nach Sarasin lassen sich die Medien als eine Art erweiterter Wirt beschreiben. Grassiert ein Erreger dort, wird er zur Seuche. Die im Juni 2001 von der WHO gemeldeten zwei Dutzend Fälle von Hautmilzbrand in der östlichen Türkei etwa, über die wenig berichtet wurde, galten nicht als Beginn einer Seuche. Die fünf Milzbrandbriefe in Amerika dagegen, die nicht umsonst an Medienschaffende und Politiker gerichtet waren, lösten Epidemiewarnungen aus. Die Behauptung, der Irak sei im Besitz biologischer Waffen, diente schließlich zur Kriegslegitimierung. Den Beweis ist die Regierung Bush schuldig geblieben. Von der angeblichen Seuchengefahr blieb nur die Instrumentalisierung der Angst.

In einem glänzenden und mit dem Pulitzer-Preis gekrönten Beitrag untersucht schließlich der amerikanische Journalist Mark Schoofs die Ausbreitung des HI-Virus in Südafrika. Als erweiterten Wirt beschreibt er die Arbeits- und Lebensbedingungen der Goldminenarbeiter. Südafrika besitzt die größten Förderstätten der Welt. Schoofs deckt die wirtschaftlichen, politischen und technologischen Verhältnisse auf, die zur explosionsartigen Ausbreitung von Aids unter den Arbeitern führten und weiter führen. Am Ende steht die Einsicht, daß ein Virus nie allein der Erreger einer Epidemie ist.

Die Geschichte zeigt, daß es bei Seuchen und der Angst davor nicht nur Verlierer sondern auch Gewinner gibt: Arbeitgeber, denen die Gewinnmaximierung mehr Wert ist als die Gesundheit ihrer Arbeiter; Mediziner, die im Namen der Forschung Menschenexperimente durchführen; Pharmakonzerne, die ihre Mittel absetzen wollen; Staaten, die Viren als Waffe einsetzen oder infolge der Unterstellung, andere seien bereit dazu, Völkerrecht brechen. Zur Aufklärung gehört daher die Frage nach den möglichen Profiteuren. Die Antwort darauf kann auch Seuchen abwenden.

Johannes W. Grüntzig, Heinz Mehlhorn: "Expeditionen ins Reich der Seuchen". Medizinische Himmelfahrtskommandos der deutschen Kaiser- und Kolonialzeit. Elsevier/Spektrum Akademischer Verlag, München 2005. 379 S., 126 Farb- u. 176 S/W-Abb., geb., 28,- [Euro].

Ruth Mayer, Brigitte Weingart (Hrsg.): "Virus!" Mutationen einer Metapher. Transcript Verlag, Bielefeld 2004. 316 S., Abb., br., 26,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Scharf kritisiert Julia Voss dieses Buch über Seuchenbekämpfung in den deutschen Kolonien 1884 bis 1914, das Johannes W. Grüntzig und Heinz Mehlhorn vorgelegt haben. Zwar hat sie nichts gegen ein Werk über die Stärken und Erfolge der damaligen Medizin und Seuchenbekämpfung einzuwenden. Aber die Autoren schreiben ihres Erachtens gegen ein eingebildetes Komplott an, vertreten sie doch die Auffassung, die Leistungen der deutschen Tropenärzte seien bis jetzt nicht hinreichend gewürdigt worden. Die Ansicht der Autoren, die Kritik am Kolonialismus habe die Tropenärzte zu Handlangern des Kolonialismus gemacht, weist sie mit einem Hinweis auf Robert Koch zurück. Weiter hält sie den Autoren vor, kolonialgeschichtliche Fakten zu verschweigen. Anhand zahlreicher Zitate zeigt sie, wie das Wirken der Ärzte von den Autoren glorifiziert wird, während man über die Schattenseiten ihrer Arbeit, über rassistische Schriften und fragwürdige Experimente nichts erfährt. Generell wirft sie den Autoren vor, sich beim Thema Kolonialpolitik auf dem "Forschungsstand von 1914" zu bewegen. Dass der Verlag hier nicht eingeschritten ist, findet sie unverzeihlich.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Die Autoren haben es verstanden, mit großer Sachkenntnis und Einfühlungsvermögen wichtige Expeditionen vor dem Leser wieder erstehen zu lassen. Die Texte sind lesbar und so geschrieben und so geschrieben, dass auch andere interessierte Kreise dieses Buch mit Gewinn zur Hand nehmen können. Die Abbildungen sind durchweg von hoher Qualität und verdeutlichen die geschriebenen Informationen." - Die Ausstattung des Buches sowie Druck und Papier sind einwandfrei. Der Preis kann nur als erstaunlich günsitg bezeichnet werden." - Der Mikrobiologe

"Ein sehr interessantes gut zu lesendes und umfassend recherchiertes Buch, das eine gelungene Kombination aus Wissenschaft und Geschichte der deutschen Kolonialzeit liefert." - Pharmazie

"Unter Auswertung von Tagebüchern, Briefen und Quellen staatlicher und privater Archive gelang es ihnen, ein faszinierendes Panorama des medizinisch-naturwissenschaftlichen Expeditionsfiebers des 19. und 20. Jahrhunderts zu zeichnen. Die Autoren verstehen es ausgezeichnet, die Verknüpfung politisch-ökonomischer Schachzüge mit persönlichem Idealismus einzelner Forscher und der Misere seuchenheimgesuchter Bevölkerungen darzustellen." - Osnabrücker Zeitung

"Es begegnen einem Robert Koch, Bernhard Nocht, Jesco von Puttkamer und viele andere bekannte Namen; das im besten Wortsinne populärwissenschaftliche Buch vermag durch den Text zu fesseln, analysiert seltene Quellen und bietet hochinteressante Fotografien zu Expeditionen, aber auch Erregern und Erkrankungen. Angesprochen sind geschichtlich und (tropen-)medizinisch Interessierte gleichermaßen, denn es gelingt eine Mischung aus Geschichts- und Medizinbuch, die sich wie ein Abenteuerroman liest, aber dennoch authentisch ist. Dass das Buch zudem noch in hervorragender Ausstattung zu einem günstigen Preis vorliegt, lässt den Kauf umso empfehlenswerter werden." - Medibook

"Das vorliegende Buch zeigt die aufregenden Entwicklungen der Medizin in der damaligen Zeit und bietet einen Einblick in die Risiken, die die Forscher auf sich nahmen: Die wissenschaftlichen Kolonialexpeditionen stellten sich oft genug als Himmelfahrtskommandos mit ungewisser Rückkehr heraus. In insgesamt 18 Kapiteln beschreiben die Autoren, unterlegt von zahlreichen historischen Aufnahmen, wie z.B. Robert Koch nicht nur den Milzbranderreger in Reinkultur züchtet, sondern auch eine Chiningabe als Malaria-Prophylaxe in den Kolonien empfiehlt und maßgeblich an der Identifizierung des Choleraerregers beteiligt ist, aber auch in Max von Pettenkofer einen erbitterten wissenschaftlichen Widersacher findet. Dabei gelingt es den Autoren, die damaligen technischen aber auch zum Teil politischen Schwirigkeiten sehr anschaulich zu beschreiben - nicht zuletzte durch zahlreiche zitierte Textpassagen. Als Leser fühlt man sich praktisch in diese Zeit "entführt" und erlebt die Expeditionen quasi mit." - Fazit: Ein sehr interessantes, sehr gut lesendesund umfassend recherchiertes Buch, das eine gelungene Kombination aus Wissenschaft und Geschichte der deutschen Kolonialzeit liefert." - Pharmazie in unserer Zeit

"Kein Buch, um in einem Rutsch durchgelesen zu werden, aber ein Buch, das die eine oder andere Nacht schon mal kürzer ewrden lässt." - Deutsche Gesellschaft für allgemeine und angewandte Entomologie

"Ein außergewöhnlicher, spannend geschriebener Bericht über das naturwissenschaftlich motivierte Expeditionsfieber der Kolonialzeit, die Anfänge der Tropenmedizin und der Seuchenbekämpfung." - Deutsches Ärzteblatt

"Dieses wirklich spannend geschriebene Buch sollte man sich nicht entgehen lassen." - Mikrokosmos

"Den Autoren gelingt es, den Geist dieser heroischen Epoche detailgetreu zu vermitteln. Durch die Kombination aus Originalzitaten und zahlreich faszinierenden Illustrationen ist ein Buch entstanden, das für Biologen, Mediziner und Historiker gleichermaßen lesenswert ist." - Spektrum der Wissenschaft

"Wissenschaftsgeschichte spannend erzählt. (...) Das Buch ist sein Geld wert." - Laborjournal

"Ein Buch voll aufregender Geschichten, (...) Ein gut dokumentiertes Stück Medizingeschichte, dass auch Historiker interessieren dürfte." - DeutschlandRadio

"Unter Auswertung von Tagebüchern, Briefen und weiteren, oft schwer zugänglichen Quellen gelingt es den Autoren, ein faszinierendes Panorama des medizinisch-naturwissenschaftlich motivierten Expeditionsfiebers zwischen 1870 und 1910 zu zeichnen. (...) Herzlichen Glückwunsch für das gelungene (preiswerte) Werk." - Zeitschrift für praktische Augenheilkunde und augenärztliche Fortbildung

"Spannend, lebendig und mit Bezug zum Heute." - med austria - Das Ärztenetz

"Ein hervorragendes Buch (...) Zwei erfahrene Tropenmediziner haben ein Werk geschaffen, das sich wie ein Roman liest, aber gleichzeitig immenses Wissen vermittelt." - Der Augenarzt

"Eine tolle Lektüre für Urlaub und danach." - Neue Ruhr Zeitung
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