Andy O'Hara ist Postdoc in einem Londoner Krebsforschungszentrum. Sein Leben ist ruhig, vorhersehbar und ausgefüllt mit Arbeit. Er verbringt seine Tage, Abende und Nächte im Labor mit wenigen Höhepunkten in Form prestigeträchtiger Veröffentlichungen. Er ahnt nicht, dass der Blick aus seinem Fenster
sein Leben verändern wird. Heimlich beobachtet er Gina, wie sie in ihrem Labor zu Musik tanzt. Gina…mehrAndy O'Hara ist Postdoc in einem Londoner Krebsforschungszentrum. Sein Leben ist ruhig, vorhersehbar und ausgefüllt mit Arbeit. Er verbringt seine Tage, Abende und Nächte im Labor mit wenigen Höhepunkten in Form prestigeträchtiger Veröffentlichungen. Er ahnt nicht, dass der Blick aus seinem Fenster sein Leben verändern wird. Heimlich beobachtet er Gina, wie sie in ihrem Labor zu Musik tanzt. Gina arbeitet für eine kleine pharmazeutische Firma, die ihren Sitz im selben Gebäude hat wie Andys Labor. Es kommt wie es kommen muss, Andy verliebt sich in Gina, aber sein Timing ist schlecht und Gina in ernsthaften Schwierigkeiten. Sie kooperiert mit einem zwielichtigen deutschen Wissenschaftler, hat aber nichts gegen ihn in der Hand. Gegen sein besseres Wissen erklärt sich Andy bereit ihr bei heimlichen, illegalen Experimenten zu helfen, und riskiert damit nicht nur seine Karriere sondern auch ihrer beider Leben und Zukunft in mehrfacher Hinsicht.
Dieses Buch ist wirklich ungewöhnlich und das in mehrfacher Hinsicht. Es ist der erste Roman, der wirklich realistisch und wahrheitsgetreu beschreibt, wie es in den Laboren der Biologen wirklich zugeht (ich muss es wissen, ich bin selber einer von der Sorte). Die Geschichte strotzt von Insiderwitzen, wie der Seminarszene oder den Diskussionen wie ein Experiment aufgebaut sein müsste mit dem man beweisen kann ob es nun heißt „Bier auf Wein, das ist fein“ oder „Bier auf Wein, das lass sein“ (S. 118) (diese Diskussionen habe ich genau so bei diversen Grillfeiern geführt), dass Biologen Kittel hassen und von der Existenz ausgedehnter Schnorrnetzwerke zwischen den Laboren und wie man schnell erst mal abcheckt, dass der Angebetete auch Atheist ist. Die gemischten Partys zwischen Wissenschaftlern und Normalos entwickeln auch immer genau diese im Buch beschriebenen Diskussionen und auch die Argumentation ist Weltweit ein und dieselbe.
Die Autorin beschreibt sehr genau wie Wissenschaftler ticken und denken und wie sie die Welt immer gleichzeitig aus zwei (teils widersprechenden) Blickwinkeln sehen, dem emotionalen und der wissenschaftlichen. Diese beiden Welten liegen oft im Widerstreit und jeder Wissenschaftler kennt es, wie man trotz Verliebtheit doch zu gleichen Zeit genau weiß, was Schuld an diesen Gefühlen ist und welche Hormone gerade für den aktuellen Zustand zuständig sind, ohne sich dagegen wehren zu können. Und das ist eines der Hauptprobleme in der Fast/Nicht/IrgendwieBeziehung von Andy und Gina, beide (besonders Andy) denken zu viel und wägen permanent logische Gründe gegen Gefühle ab.
Was das Buch auch besonders macht ist die Sprache. Ein Germanist würde sagen, dass die Sprache die Handlung wunderbar widerspiegelt, ein wunderbarer Kunstgriff. Ich als Biologe muss jedoch sagen, das ist kein Kunstgriff, so reden wir Biologen/Wissenschaftler tatsächlich immer. „The sunlight formed a diffracted pattern on the opposite wall […] photons diving through with Heisenbergian uncertainty (S. 249). Oder S. 252: I kept loosing the linear progression of my thoughts. Oder S. 266: “I felt the xenograft of foreign and possibility malignant ideas start to divide and colonize.”
Der zweite Aspekt der Geschichte neben der sehr schwierigen Romanze ist die Kriminalgeschichte. Dieser Krimi spielt sich jedoch zum Großteil im Labor und auf Gelen und Röntgenfilmen ab und ist der Teil, der für einen Nichtwissenschaftler schwer nachzuvollziehen und zu verstehen sein dürfte. . Für mich als Biologen war diese Krimihandlung sehr spannend (auch wenn sämtliche Proteine erfunden waren ebenso wie die Krankheit), ein Nichtwissenschaftler dürfte teils doch Probleme haben diesen Spuren zu folgen.
Fazit: Wer wissen will wie es in der Welt der modernen Wissenschaft wirklich zugeht, wer wissen will wie Wissenschaftler denken, fühlen, handeln und reden, der sollte dieses Buch unbedingt lesen. Last euch einfach mal auf unsere Welt ein, wir leben schließlich täglich in der Euren.