Selten findet die Auseinandersetzung mit der Realität so konsequent, radikal und zugleich einfühlsam, raffiniert und spielerisch statt, wie im Theater von Rimini Protokoll: Alte Damen um die Achtzig, Teenager, arbeitslose Fluglotsen, gescheiterte Bürgermeisterkandidaten, Vietnamsoldaten, Trauerredner, Fernfahrer, Rechtsanwälte - immer stehen 'echte Menschen' im Mittelpunkt der Inszenierungen.Markenzeichen ihrer dokumentarischen Inszenierungen ist die Arbeit mit nichtprofessionellen Darstellern, die als 'Experten' direkt aus dem Alltag auf die Bühne geholt werden. Auch mit der Auswahl außergewöhnlicher Spielorte - u.a. der am politischen Veto gescheiterte Versuch, den ehemaligen Bundestag in Bonn zu bespielen (Deutschland 2, 2002), die Liveinszenierung eines Platzes in der Hannoveraner Innenstadt (Sonde Hannover, 2002) oder per Handy gesteuerte Spaziergänge durch Berlin Kreuzberg und Kalkutta (Call Cutta. A mobile phone theatre, 2005) - machen Rimini Protokoll auf sich aufmerksam.Erstmals wird nun die Arbeit des erfolgreichen Regietrios in einem Band dargestellt und reflektiert. Journalisten, Wissenschaftler und Künstler, die seit vielen Jahren mit dem Werk von Rimini Protokoll vertraut sind, widmen sich in essayistischen, wissenschaftlichen und dokumentarischen Beiträgen unterschiedlichen Fragestellungen und Projekten im Rahmen einer umfassenden Monographie. Zahlreiche Fotographien und ein vollständiges Werkverzeichnis ergänzen den Band.Mit Beiträgen von Eva Behrendt, Diedrich Diederichsen, Heiner Goebbels, Martina Müller-Wallraf, Hans-Thies Lehmann, Annemarie Matzke,Tobi Müller, Rimini Protokoll, Georg Seeßen, Gerald Siegmund
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Katrin Bettina Müller hat sehr angeregt diesen Sammelband über die bekannte Theatergruppe Rimini-Protokoll durchgeblättert, der die verschiedenen Theaterprojekte dokumentiert. Der Kernpunkt der Arbeit von Rimini-Protokoll sei das besondere Augenmerk auf die Alltagswelt und immer wieder begegne man in den Stücken "Experten des Alltags", deren Arbeit so ihre Anerkennung finde, erklärt die Rezensentin. Der Sammelband arbeitet aber auch die theoretischen Hintergründe der Theaterstücke heraus: So untersucht beispielsweise Diedrich Diederichsen, wie sich die Arbeit der Gruppe von der Performance unterscheide, oder Gerald Siegmund, wie Rimini-Protokoll mit Erinnerung in ihren Stücken umgeht. Die Rezensentin ist der Meinung, dass Rimini-Protokoll auch das "schlechte Gewissen der Bildungselite" aufgrund seines eigenen eingeschränkten, weil theoretischen Erfahrungshorizonts bedient, was allerdings, wie Müller kritisch anmerkt, der vorliegende Band kaum zur Kenntnis nimmt.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH