In Kanada, diesem für sie fremden Land, muss sich Lisa Kerz in das Highschool-Leben mit seinen neuen Regeln und Hierarchien einfügen. Und sie ist hin- und hergerissen zwischen den Extremen: auf der einen Seite das aufregende Neue, die Stoner, verlorene Jungs, die sie kennenlernt und mit denen sie schließlich in eine Wohngemeinschaft zieht - mit Punkrock, Drogen, Alkohol, Hunger und Zärtlichkeit. Auf der anderen Seite stehen die sonntäglichen Kirchenbesuche mit der Schwester, mit Predigten, die einer ausgeklügelten Choreografie folgen und angefüllt sind von Gottesliebe, aber auch von Warnungen vor dem Teufel und dem Bösen - und die unbedingte christliche Demut und Enthaltsamkeit verlangen. Lisa droht, zwischen der Angst vor der ewigen Verdammnis und ihrem wilden Leben zerrieben zu werden. Als sei das noch nicht genug, geschieht Lisa etwas Unsagbares, das alles verändern wird, und sie lädt eine Schuld auf sich, die sie ihr ganzes Leben begleiten wird.In Rückblenden und mit feinsinniger Montagetechnik erzählt Lisa Kränzler in einer wunderbaren Sprache vor der Folie einer in Eis und Kälte erstarrten Landschaft, die Isolation bedeutet, von Einsamkeit und Erwachsenwerden, von Ekstase und Schuld. Ein packender Debütroman!
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Begabte Jungautorin, das auf jeden Fall. Und die Widersprüche und Unebenheiten dieses Debüts nehmen die Rezensentin Astri Kaminski eher für es ein.Der Vergleich mit Hegemann fällt zu Ungunsten Hegemanns aus: Kaminski gefällt das Changieren der Romanheldin zwischen Exzess und Biederkeit besonders gut. Sie probiert alles aus: "Blaumachen, Blausaufen, Blaufrieren", Magersucht und Bulimie gehören selbstverständlich ebenfalls dazu, und das in den öden Wäldern Nordkanadas, wo sie als Austauschschülerin gelandet ist. Kaminski lobt zuletzt die Sprachkraft der Autorin, auch wenn sie hier und da danebenhaut.
© Perlentaucher Medien GmbH
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