Studienarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Philosophie - Praktische (Ethik, Ästhetik, Kultur, Natur, Recht, ...), Note: 1,3, Universität Bielefeld (Fakultät für Geschichtwissenschaft und Philosophie), Veranstaltung: Ästhetik des Sakralen in der Moderne, 7 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Anmerkungen: Eine im Kommentar als Orginell und Lesenswert bezeichnete Arbeit. , Abstract: Befasst man sich mit dem Werk von Hermann Nitsch, so fällt es schwer die Intention des Künstlers zu erfassen. Der Grund dafür liegt darin, daß man auf die Vermittlung durch das Wort der Beobachter und Kunstwissenschaftler angewiesen ist, die einen im Grunde nicht vermittelbaren sondern lediglich erfahrbaren Prozess beschreiben, und selber an den Ereignissen nicht teilgenommen hat.
In seinem Orgien-Mysterien-Theater (O.M. Theater) versucht Nitsch durch reale Tieropferungen, durch Malaktionen mit Blut, Fleisch und Gedärm durch Zerreißen der Opfer und Trinkgelage, die im Wechsel mit Ruhephasen stattfinden, die dionysisch sinnliche Erfahrbarkeit des Ritus neu zu beleben. Ziel des O.M. Theaters scheint es zu sein, eine archaische Form der Entrückung herbeizuführen. Zum einen. Zum anderen aber auch, einer widersprüchlichen Zone von Selbstverständlichkeit und Ignoranz entgegenzutreten. Einer bürgerlich industriellen Gesellschaft nämlich, die den Tötungsakt mechanisiert, das Fleisch in der Medizin technologisiert und die Erotik in einem Marketingzusammenhang trivialisiert. Es stellen sich die Fragen nach der Organisierbarkeit des Exzesses, der seiner Natur nach doch chaotisch ist, sowie nach seiner Übertragbarkeit in die Form der Bilder. Transportieren diese Relikte der Malaktionen und der O.M. Theater wirklich den so wichtigen grenzgängerischen, kathartischen Prozess, den zu erfahren Vorraussetzung für jedes echte Verständnis ist, oder wirken diese Bilder nicht doch eher wie bloße Schmierereien, allenfalls etwas obszön, weil ein Prozess eben nicht fixierbar ist?
Zudem ist der Exzess eine Entität, die sich jeder Definierbarkeit entzieht, da sein Wesen die Ungreifbarkeit ist. Will Nitsch durch das Ausleben des Exzesses und der Aggression, im Zerreißen, Schmieren, Schütten und Besudeln, Zerstampfen und Zerdrücken und Zerwühlen eine Reinigung von diesen Gefühlen herbeiführen, so ist diese bestenfalls durch direkte Teilnahme an den Geschehnissen erfahrbar. Ob so etwas in ein Ritual überführbar oder durch die von Nitsch dabei produzierten Bilder auch dem Nichtteilnehmenden mitteilbar ist, will ich hier in Zweifel ziehen. In dieser Arbeit werde ich untersuchen, inwieweit Nitsch seine Ziele erreicht.
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In seinem Orgien-Mysterien-Theater (O.M. Theater) versucht Nitsch durch reale Tieropferungen, durch Malaktionen mit Blut, Fleisch und Gedärm durch Zerreißen der Opfer und Trinkgelage, die im Wechsel mit Ruhephasen stattfinden, die dionysisch sinnliche Erfahrbarkeit des Ritus neu zu beleben. Ziel des O.M. Theaters scheint es zu sein, eine archaische Form der Entrückung herbeizuführen. Zum einen. Zum anderen aber auch, einer widersprüchlichen Zone von Selbstverständlichkeit und Ignoranz entgegenzutreten. Einer bürgerlich industriellen Gesellschaft nämlich, die den Tötungsakt mechanisiert, das Fleisch in der Medizin technologisiert und die Erotik in einem Marketingzusammenhang trivialisiert. Es stellen sich die Fragen nach der Organisierbarkeit des Exzesses, der seiner Natur nach doch chaotisch ist, sowie nach seiner Übertragbarkeit in die Form der Bilder. Transportieren diese Relikte der Malaktionen und der O.M. Theater wirklich den so wichtigen grenzgängerischen, kathartischen Prozess, den zu erfahren Vorraussetzung für jedes echte Verständnis ist, oder wirken diese Bilder nicht doch eher wie bloße Schmierereien, allenfalls etwas obszön, weil ein Prozess eben nicht fixierbar ist?
Zudem ist der Exzess eine Entität, die sich jeder Definierbarkeit entzieht, da sein Wesen die Ungreifbarkeit ist. Will Nitsch durch das Ausleben des Exzesses und der Aggression, im Zerreißen, Schmieren, Schütten und Besudeln, Zerstampfen und Zerdrücken und Zerwühlen eine Reinigung von diesen Gefühlen herbeiführen, so ist diese bestenfalls durch direkte Teilnahme an den Geschehnissen erfahrbar. Ob so etwas in ein Ritual überführbar oder durch die von Nitsch dabei produzierten Bilder auch dem Nichtteilnehmenden mitteilbar ist, will ich hier in Zweifel ziehen. In dieser Arbeit werde ich untersuchen, inwieweit Nitsch seine Ziele erreicht.
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