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Eine Notiz im Werkstattbuch belegt: Spätestens im März 1914 hatte Oskar Barnack das erste funktionstüchtige Modell einer Kleinkamera für 35-mm-Kinofilm fertiggestellt. Damit war nicht nur ein neuer Fotoapparat erfunden. Mit der kriegsbedingt erst 1925 eingeführten Leica (= Leitz/Camera) kündigte sich ein Paradigmenwechsel in der Fotografie an. Nicht nur fotografierenden Amateuren, Quereinsteigern und emanzipierten Frauen erleichterte die Leica den Zugang zum Lichtbild. Sie provozierte auch eine neue Art des Sehens, einen schnelleren, dynamischen Blick auf die Welt aus neuen Perspektiven.…mehr

Produktbeschreibung
Eine Notiz im Werkstattbuch belegt: Spätestens im März 1914 hatte Oskar Barnack das erste funktionstüchtige Modell einer Kleinkamera für 35-mm-Kinofilm fertiggestellt. Damit war nicht nur ein neuer Fotoapparat erfunden. Mit der kriegsbedingt erst 1925 eingeführten Leica (= Leitz/Camera) kündigte sich ein Paradigmenwechsel in der Fotografie an. Nicht nur fotografierenden Amateuren, Quereinsteigern und emanzipierten Frauen erleichterte die Leica den Zugang zum Lichtbild. Sie provozierte auch eine neue Art des Sehens, einen schnelleren, dynamischen Blick auf die Welt aus neuen Perspektiven. Rechtzeitig zum runden Geburtstag der legendären Kleinbildkamera und erstmals in dieser thematischen Breite bietet der mit etwa 800 Fotografien bebilderte Band eine umfassende Kunst- und Kulturgeschichte der Leica von den 1920er-Jahren bis in unsere Tage. Essays internationaler Autoren beschäftigen sich unter anderem mit der technischen Genese der Leica, ihrem Einfluss auf den modernen Bildjournalismus und nicht zuletzt ihrer Bedeutung für verschiedenste Strömungen innerhalb der fotografischen Avantgarde.Bis dato unveröffentlichte Dokumente aus dem Archiv der Leica Camera AG runden die facettenreiche 100-jährige Kulturgeschichte ab. Fotos von: Michael Ackerman, Jane Evelyn Atwood, Ilse Bing, Edouard Boubat, René Burri, Robert Capa, Henri Cartier-Bresson, Mark Cohen, Bruce Davidson, Michel Vanden Eeckhoudt, William Eggleston, Richard Fleischhut, Robert Frank, Lee Friedlander, Alberto Garcia Alix, Gianni Berengo Gardin, Ralph Gibson, Bruce Gilden, René Groebli, George Grosz, Ara Güler, Elisabeth Hase,Fred Herzog, Frank Horvat, Thomas Hoepker, Barbara Klemm, William Klein, Robert Lebeck, Saul Leiter, Ulrich Mack, Ramón Masats, Susan Meiselas, Jeff Mermelstein, Joel Meyerowitz, Will McBride,László Moholy-Nagy, Victor Palla, Alexander Rodtschenko, Paolo Roversi, Erich Salomon, Jeanloup Sieff, Klavdij Sluban, Louis Stettner, Christer Strömholm, Sabine Weiss, Kai Wiedenhöfer, Tom Wood2. überarbeitete Auflage
Autorenporträt
Hans-Michael Koetzle, Jahrgang 1935, lebt als freier Publizist, Fachjournalist und Ausstellungskurator in München. Er ist Chefredakteur der international prämierten Zeitschrift Leica-World sowie regelmäßiger Mitarbeiter u. a. bei European Photography und Photo Technik International. Bekannt ist er durch seine vielen Bücher und Artikel zur Ästhetik und Geschichte der Fotografie und pflegt Kontakte zu den großen Fotografen und Agenturen im In- und Ausland.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.12.2014

Gefrorene Momente
Der Fotoband „Augen auf!“ feiert hundert Jahre Leica
Die Erinnerung ans zwanzigste Jahrhundert wäre eine andere, hätte Oskar Barnack vor hundert Jahren nicht die Leica erfunden. Was dieser geniale Konstrukteur 1914 erschuf und elf Jahre später in Wetzlar in Serie ging, ermöglichte den Fotografen überhaupt erst die unmittelbare Berührung mit der Wirklichkeit, weil dieser Apparat so handlich war, dass er überallhin mitgenommen werden konnte. Erst mit der knapp 500 Gramm leichten Leica fand die neue Generation der Straßen- und Reportagefotografen ihr geeignetes Werkzeug und konnte erstmals den Schnappschuss zur eigenen Kunstform erheben.
  Viele wichtige Bilder des vergangenen Jahrhunderts sind mit einer Leica geschossen worden, sie frieren die besonderen Momente ein, in denen sich plötzlich eine ganze Epoche verdichtet. Nick Uts nacktes Mädchen etwa, das schreiend und mit seltsam abgewinkelten Armen vor den Napalm-Bomben flüchtet, ist zur ewigen Anklage gegen den Vietnamkrieg geworden. Oder jener Mann, den Robert Capa 1936 im spanischen Bürgerkrieg in dem Moment ablichtete, als ihn (angeblich) die tödliche Kugel trifft und er zu Boden fällt.
  Viele Fotos in dem gelungenen Bild-Band „Augen auf! 100 Jahre Leica“, der parallel zur gleichnamigen Ausstellung in den Hamburger Deichtorhallen (noch bis zum 11. Januar 2015) erschienen ist, sind für die weltweit wachsende Gruppe der Leica-Fans Begegnungen mit alten Bekannten. Etwa mit Henri Cartier-Bresson, der seit 1932 mit einer Leica fotografierte und ein eindruckvolles Porträt der Stadt Paris hinterlassen hat. Und natürlich jenes raffinierte Selbstporträt von Ilse Bing von 1931, bei dem unklar bleibt, wer hier eigentlich der Voyeur ist.
  Was die Leica-Fotografen jener Jahre (unser Bild mit dem Titel „Nana, Place Blanche“ wurde von Christer Strömholm 1961 in Paris aufgenommen) mit denen aus der heutigen Zeit verbindet, ist ihr Bestreben, das Besondere im Alltäglichen zu entdecken. Eine Frau, die sich im Spiegel schminkt, schaukelnde Kinder, eine vorbeizischende Dampflokomotive in der Dämmerung, ein lachendes Mädchen im Sand aus der Vogelperspektive fotografiert: Im körnigen Schwarz-Weiß der Leica-Aufnahme verwandelt sich mit einem Mal das scheinbar ganz und gar Belanglose und erfährt eine poetische Überhöhung. Er habe, schrieb Cartier-Bresson später, den Menschen und sein Leben darstellen wollen, „so kurz, so zerbrechlich, so bedroht“. Ein Tagebuch in Bildern – vorausgesetzt, man mischt sich mit einer Kamera unter Menschen.
MARC HOCH
Augen auf! 100 Jahre Leica. Hrsg. von Hans-Michael Koetzle. Kehrer Verlag, Heidelberg 2014. Ca. 500 Seiten, 98 Euro.
Im körnigen Schwarz-Weiß
erfährt das scheinbar Belanglose
eine poetische Überhöhung
Foto: Aus dem besprochenen band
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