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This collection of essays offers a coherent view of (North)American literary and cultural history from the times of James Fenimore Cooper to the present. Its focus is mainly on the novel and on poetry, but it also inquires into the relation between genres and discourses: between literature and painting, realism and the beginnings of American sociology, between fiction and the political rhetoric of expansion.Historically, it explores especially three periods of American literature and culture: the late-nineteenth century and the transition from Victorianism to the modern era, the forms and…mehr

Produktbeschreibung
This collection of essays offers a coherent view of (North)American literary and cultural history from the times of James Fenimore Cooper to the present. Its focus is mainly on the novel and on poetry, but it also inquires into the relation between genres and discourses: between literature and painting, realism and the beginnings of American sociology, between fiction and the political rhetoric of expansion.Historically, it explores especially three periods of American literature and culture: the late-nineteenth century and the transition from Victorianism to the modern era, the forms and peculiarities of American literary modernism, and postmodern fiction (especially the work of Pynchon, Coover, and DeLillo). Within these areas of interest it emphasizes the rise and development of the American city novel as well as the different literary representations of the Canadian and U.S. American experience of the frontier and of the city. Thus the book gives evidence of the richness and diversity of American cultural expression, yet also of an academic lifetime's fascination with, and commitment to, American Studies.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.09.2002

Die Anfänge der Parabel
Gesichter Amerikas: Heinz Ickstadts literaturgeschichtliche Essays

Interdisziplinarität, so hat es Roland Barthes einmal formuliert, besteht nicht etwa darin, bereits vorhandene Disziplinen zueinander in Beziehung zu setzen; vielmehr kommt es darauf an, sich mit einer eigenen wissenschaftlichen Sprache ein "neues" Sujet zu erfinden, das in dieser Form bislang nicht existiert hat und daher von den etablierten Disziplinen nicht beansprucht werden kann. Für die deutsche Amerikanistik liegt jetzt mit ausgewählten Essays eines ihrer führenden Vertreter ein Band vor, der es erlaubt, die Ausweitung des Fachs von einer rein literaturwissenschaftlich ausgerichteten Philologie zur interdisziplinär mit anderen Wissenschaften vernetzten Kulturwissenschaft exemplarisch nachzuvollziehen und auf ihren Erkenntnisgewinn hin zu befragen. "Faces of Fiction" versammelt Zeitschriften- und Buchbeiträge des Berliner Amerikanisten Heinz Ickstadt, deren thematische Spannweite von James Fenimore Cooper und dem amerikanischen Populärroman des frühen neunzehnten Jahrhunderts über den Progressivismus der Jahrhundertwende, die transatlantische Moderne, Frank O'Hara und die New Yorker Pop-art der sechziger Jahre bis hin zur postmodernen Geschichtskonzeption bei Thomas Pynchon, Robert Coover und Don DeLillo reicht.

Dabei ergeben sich für den Leser zwei rezeptionssteuernde Achsen: Zum einen wird das ganze Panorama amerikanischer Literatur- und Kulturgeschichte von der Unabhängigkeit bis zur Postmoderne reflektiert; zum anderen aber nehmen wir Anteil an der Entwicklung des Autors selbst, dessen wissenschaftliche Interessen sich analog zur Abfolge der Paradigmenwechsel in den Geisteswissenschaften verändern und ausweiten: von der formalistisch literaturwissenschaftlichen Analyse der bis in die sechziger Jahre in den Vereinigten Staaten dominanten "neukritischen" Schule über Dekonstruktion und Poststrukturalismus zu einer zunehmend an sozialen und kulturellen Kontexten orientierten, kulturwissenschaftlichen Lesart literarischer Texte. Fast scheint es, als seien die insgesamt zweiundzwanzig Essays mit Blick auf ihre spätere Zweitveröffentlichung im vorliegenden Band konzipiert worden. Sie alle gruppieren sich um ein zentrales Anliegen: die Geburt der amerikanischen Moderne aus dem Geist des Progressivismus und die ästhetische Reflexion der sie begleitenden gesellschaftlichen und sozialen Veränderungen.

Als Folie, auf der sich die gravierenden Einschnitte im Bewußtsein und der Wahrnehmung des modernen Menschen abzeichnen, dienen Ickstadt vor allem die um die Jahrhundertwende entstehenden Großstadtmilieus in Chicago, Detroit, New York, Boston oder den expandierenden Städten der Westküste wie San Franzisko und später Los Angeles. Dabei gehen die Beiträge weit über die Beschreibung der Großstadt als Schauplatz der Romane von Howells, Dreiser, Norris, James, Dos Passos, Upton Sinclair und anderen Autoren hinaus. Den Literaturwissenschaftler, der 1968 mit einer Arbeit zur Bildsprache Hart Cranes promoviert wurde, interessiert an der ästhetischen Verarbeitung urbanen Lebens weniger der ästhetische Diskurs an sich; vielmehr rückt in den zunehmend vom Korsett literaturwissenschaftlicher Betrachtung befreiten Aufsätzen die Rückkoppelung ästhetischer Produktion mit den sozialen, politischen und philosophischen Diskursen der Jahrhundertwende in den Blick.

Vor dem Hintergrund der sozialphilosophischen Arbeiten von George Herbert Mead, Charles Horton Cooley und John Dewey wird so die Realismuskonzeption Howells' zu einer literarisch gefaßten Theorie gesellschaftlicher Kommunikation, die sich fast nahtlos in öffentliche Debatten über die Möglichkeiten neuer Kommunikationstechnologien und ihren Einfluß auf traditionelle Formen sozialer Interaktion einfügt. Romane wie "A Hazard of New Fortunes" (1889) inszenieren die Metropole als einen Raum beständiger öffentlicher Kommunikation (im Büro, in Salons, Vergnügungsstätten oder den Vereins- und Versammlungslokalen der ethnischen Minderheiten), in dem soziale Interaktion als Gegengewicht zum moralischen Wildwuchs moderner Zivilisation eingeübt wird.

Dieses spezifische Verständnis von Kultur als Ausdruck und Katalysator permanenter Selbstfindung und -erfindung, als ein Instrument öffentlicher Erziehung, an deren Ende die Transformation des einzelnen in den demokratischen "common man" steht, ist bis heute für einen großen Teil der amerikanischen Literatur prägend geblieben. Selbst dort, wo sich Autoren vom Pathos und von der Borniertheit falsch verstandener republikanischer Ideologie angewidert abwenden, bleiben die Einflüsse eines genuin amerikanischen, als Regulativ zum antidemokratischen Handeln offizieller Politik gesetzten Kultur- und Literaturbegriffs erkennbar. Es ist das große Verdienst der hier versammelten Aufsätze, die Kontinuität dieses moralischen, antielitären Verständnisses von Kultur als ein konstitutives Element ästhetischer Produktion in Amerika herausgearbeitet zu haben. Daß Ickstadt dabei die ausgetretenen Pfade der formalistischen Literaturanalyse verläßt, um den literarischen Text zu anderen kulturellen Ausdrucksformen wie Malerei, Fotografie, Presse oder den urbanen Räumen innergesellschaftlicher Kommunikation in Beziehung zu setzen, spiegelt nicht nur die traditionell größere Offenheit amerikanistischer Forschung für den Bereich der Populär- und Alltagskultur. Sein Beharren auf der gesellschaftlichen Relevanz von Literatur offenbart auch ein zutiefst pragmatisches, an Deweys demokratischer Ethik geschultes Textverständnis.

Wie tiefgreifend die Unterschiede in der Wahrnehmung und im Umgang mit den Künsten in Europa und den Vereinigten Staaten sind, wird besonders in den beiden vergleichenden Beiträgen zur transatlantischen Moderne und zur Ikonographie nationaler Selbstrepräsentation der Nationalsozialisten und im Amerika der Roosevelt-Ära deutlich. Der Vergleich der Entstehungsbedingungen moderner Kunst in beiden Kontinenten zeigt vor allem eins: das Paradox einer ursprünglich aus Europa importierten neuen Kunstbewegung, deren radikale Erneuerungseuphorie von vielen amerikanischen Künstlern zwar aufgegriffen, dann aber schnell an die lokalen und historischen Gegebenheiten angepaßt und in eine "postkoloniale" Suche nach geistiger und kultureller Unabhängigkeit von Europa umgemünzt wurde. Es ist diese besondere Spannung von Provinzialität und der integrativen Kraft einer alles überspannenden Erfahrung amerikanischer Lebenswelt, die gerade europäischen Kritikern die adäquate Beurteilung der amerikanischen Moderne so schwer gemacht hat.

Ickstadts elegant formulierte, kenntnisreiche Beiträge sind bestens geeignet, die Paradoxien und Konstanten im europäisch-amerikanischen Verhältnis zu verstehen. Über der Einleitung steht die Frage: Welche Bedeutung hatte Amerika als kulturelles und literarisches Modell für die geistige Erneuerung im Nachkriegsdeutschland? Die Deutschen, so Ickstadt, hätten stets mit Faszination und Mißtrauen auf das amerikanische Modell einer von allen geteilten "demokratischen" Kultur reagiert. Trotz intellektueller Bedenken gegen die Annäherung und Durchdringung von "hoher" und populärer Kultur, wie sie etwa Adorno mit Blick auf den Jazz formuliert hatte, bediente die uramerikanische Lektion des "how to begin again" die Sehnsucht vieler Nachkriegsdeutscher nach einem Bruch mit der jüngeren Geschichte. Neben dem virulenten Antiamerikanismus der sechziger und siebziger Jahre stand so gleichberechtigt die Amerika-Begeisterung der Generation Ickstadts, für die Amerika in der Tat zum Modell einer demokratisch geläuterten, konsensorientierten multikulturellen Gesellschaft wurde.

KLAUS BENESCH

Heinz Ickstadt: "Faces of Fiction". Essays on American Literature and Culture from the Jacksonian Period to Postmodernism. Herausgegeben von Susanne Rohr und Sabine Sielke. Universitätsverlag C. Winter, Heidelberg 2001. 429 S., geb., 56,- [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Klaus Benesch zeigt sich ziemlich beeindruckt von dem von Susanne Rohr und Sabine Sielke herausgegebenen Band "Faces of Fiction", der Zeitschriften- und Buchbeiträge des Berliner Amerikanisten Heinz Ickstadt versammelt. Ickstadts Essays umfassen das gesamte Spektrum amerikanischer Literatur- und Kulturgeschichte von der Unabhängigkeit bis zur Postmoderne, berichtet Benesch. Sie dokumentieren nach seiner Ansicht zudem die Entwicklung des Autors, dessen Interessen sich analog den Paradigmenwechseln in den Geisteswissenschaften - von der formalistisch literaturwissenschaftlichen Analyse der "neukritischen" Schule über Dekonstruktion und Poststrukturalismus zu einer zunehmend an sozialen und kulturellen Kontexten orientierten, kulturwissenschaftlichen Lesart literarischer Texte - veränderten und ausweiteten. Sämtliche Essays des Bandes gruppieren sich laut Benesch um ein zentrales Anliegen: "Die Geburt der amerikanischen Moderne aus dem Geist des Progressivismus und die ästhetische Reflexion der sie begleitenden gesellschaftlichen und sozialen Veränderungen." Die Kontinuität des moralischen, antielitären, demokratischen Verständnisses von Kultur als "konstitutives Element ästhetischer Produktion in Amerika" herausgearbeitet zu haben, betrachtet Benesch als großes Verdienst der vorliegenden Essays. Darüber hinaus seien Ickstadts elegant formulierte, kenntnisreiche Beiträge bestens geeignet, "die Paradoxien und Konstanten im europäisch-amerikanischen Verhältnis zu verstehen."

© Perlentaucher Medien GmbH
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