Seit über 30 Jahren zeigen die Pet Shop Boys, dass sich kommerzieller Erfolg und ein subversives Pop-Verständnis nicht ausschließen müssen. Jan-Niklas Jäger wirft einen genaueren Blick auf die Band, die schon mit ihrer ersten Single, dem Welthit »West End Girls«, Klassenunterschiede thematisierte und seitdem nicht aufgehört hat, ein komplexes Gesellschaftsbild mithilfe der auf Simplizität beruhenden Kunstform des Pop-Songs zu zeichnen. Er analysiert ihr Werk vom großen Hit bis zur B-Seite, berücksichtigt dabei Ikonographie und Live-Auftritte und zeigt auf, wie Popmusik auch fern vom Idealismus der 1968er, dem Destruktionswillen des Punk und der moralisierenden Predigten von Bands wie U2 einem kritischen Anspruch gerecht werden kann.Wie die Songs der Band selbst beschäftigt sich »Factually« mit sozialer Geschichte, sexueller Identität, Clubkultur im Besonderen und Popkultur im Allgemeinen. Jägers Buch liest sich gleichzeitig als leidenschaftliches Bekenntnis zu den Prinzipien des Pop und als tiefgehende Analyse derselben. Es vereint damit genau die beiden Qualitäten, durch die die Pet Shop Boys zu solch einem einzigartigen Pop-Phänomen werden konnten.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Rezensent Stefan Hochgesand ist begeistert von Jan-Niklas Jägers essayistischem Buch über die Pet Shop Boys. Analytisch präzise, trotzdem leidenschaftlich und sprachlich mitreißend, so Hochgesand, gelinge es Jäger, den gesellschaftskritischen Anspruch auch in stadiontauglichen Hits und "Schmachtfetzen" des Pop-Duos freizulegen. Seinen Verdacht eines "nobilitierten guilty pleasures" sieht der Rezensent nicht bestätigt, vielmehr überzeugt ihn gerade die Fantum-bedingte Detailkenntnis des Autors, der B-Seiten ebenso kennt, wie er aus zahlreichen Interviews und seinem popkulturellen Wissensschatz schöpft. Auch über den Umgang der Pet Shop Boys mit ihrer Homosexualität erfährt der Rezensent hier einiges.
© Perlentaucher Medien GmbH
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