Produktdetails
  • Verlag: Prestel
  • 2. Aufl.
  • Seitenzahl: 382
  • Abmessung: 190mm
  • Gewicht: 420g
  • ISBN-13: 9783791317632
  • ISBN-10: 3791317636
  • Artikelnr.: 00576932
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.01.1997

Europa

"Fahrten ins Elsaß" von Franz Prinz zu Sayn-Wittgenstein. Prestel Verlag, München - New York 1996. 384 Seiten, mit Farbtafeln und 48 einfarbigen Abbildungen. Gebunden. 48 Mark. ISBN 3-7913-1763-6.

Der Autor beginnt seine Reise in Ottmarsheim im Oberelsaß und schildert danach Mülhausen, Colmar, die elsässische Weinstraße, Straßburg und das Unterelsaß. Ausflüge führen ihn nach Montbéliard, Ronchamp und in den Kaiserstuhl. Franz zu Sayn-Wittgenstein beherrscht den liebenswürdig weltmännischen Stil vieler Reisebuchverfasser seiner Generation (der Führer erschien erstmals 1967 und liegt jetzt in neunter Auflage vor). Um seinen Text zu strecken und ihm Glanzlichter aufzusetzen, macht er jedoch reichlich von den Elsaß-Essays anderer Reisender Gebrauch: Kurt Bauch wird viermal zitiert, einmal über vier Seiten hinweg, Wilhelm Hausenstein fünfmal. Man erfährt aus dem geschmackvoll illustrierten Band viel über die elsässische Geschichte (stets aus deutscher, nicht aus elsässischer oder gar französischer Sicht), aber fast nichts über die Gegenwart. Straßburgs Vergangenheit etwa wird auf elf Seiten abgehandelt, ein Halbsatz ist dann dem Europa-Rat und dem Europäischen Parlament gewidmet. Da das Parlamentsgebäude, das Palais de l'Europe, längst zu den Straßburger Sehenswürdigkeiten gehört und zwanzigmal mehr Touristen anlockt als Jung-St. Peter, ist dies nicht ganz zu verstehen beziehungsweise das Ergebnis einer nachlässigen Überarbeitung eines "gealterten" Buches. Von gestern sind auch fast alle Angaben Sayn-Wittgensteins über renommierte elsässische Restaurants. Der "Moulin du Kaegy" in Steinbrunn hat seinen Stern im "Guide Michelin" ebenso verloren wie die vom Autor hochgerühmte "Ecrevisse" in Brumath; die "Maison Kammerzell" in Straßburg ist ein eindrucksvolles Gebäude, keine erste kulinarische Adresse. Doch gibt Sayn-Wittgenstein ja unbefangen zu erkennen, daß er kein Feinschmecker ist, wenn er lobend auf das "choucroute au champagne" und die Forelle mit Mandeln hinweist, denn selbst ein Jahrgangschampagner ruiniert ein frisch zubereitetes Sauerkraut, und eine mit Mandelsplittern bestreute Forelle aus dem Tiefkühlfach schmeckt auch im Elsaß scheußlich. (Kfi)

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