Die Welt verschwamm vor Bredicas Augen, wurde von Tränen verschleiert, die ihren salzigen Weg über ihre geschundenen Lippen fanden. Ihr Atem ging jetzt kurz und stoßweise.
Butcher wischte sich mit dem gleichen Lappen den Schweiß von der Stirn, mit dem er oben die Gläser polierte. „Tut mir sehr leid
um dich, Mädchen, aber wie schon gesagt, hättest gehen sollen, solang noch Zeit dafür war …“
Aus…mehrDie Welt verschwamm vor Bredicas Augen, wurde von Tränen verschleiert, die ihren salzigen Weg über ihre geschundenen Lippen fanden. Ihr Atem ging jetzt kurz und stoßweise.
Butcher wischte sich mit dem gleichen Lappen den Schweiß von der Stirn, mit dem er oben die Gläser polierte. „Tut mir sehr leid um dich, Mädchen, aber wie schon gesagt, hättest gehen sollen, solang noch Zeit dafür war …“
Aus Fairytale Gone Bad IV: Die Schwefelbraut“ von M.H. Steinmetz
FAKTEN
Es handelt sich um den vierten von insgesamt 4 unabhängig voneinander lesbaren Bänden.
KURZMEINUNG
Brutal realitätsnah wie fiktiv – kein Märchen für schwache Nerven und erst recht nicht für LeserInnen unter 18 Jahren!
SCHREIBSTIL & MEHR
Unglaublich, wie hoch der Realitäts- und Wahrheitsgehalt in einem Märchen sein kann. Doch wenn man sich das dieser Geschichte zugrunde liegende Original anschaut, nämlich „Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern“ von Hans Christian Andersen, findet man auch dort kein Märchen à la Disney.
Und was soll ich sagen? M.H. Steinmetz hat die ohnehin schonungslose Story noch einmal mit aller Härte vor die gewalttätige Kulisse des Hell’s Kitchens im späten 19. Jahrhundert gezerrt. Heraus kommt eine blutige und grausame Welt, die dem damaligen Istzustand höchsten in einem Punkt nachsteht: der Fiktion. Doch selbst da kann man Dämonen auf Zuhälter umlegen, Rache auf Hoffnung.
Die Geschichte ist weder in der Wortwahl noch in ihrer Erzählung an sich für schwache Nerven oder Menschen, die es lieber seicht mögen. Dieses Büchlein rüttelt auf – und zwar gewalt(tätig). Ich finde nicht, dass es ein negativ zu bewertender Kritikpunkt wäre, denn wenn man sich den Titel der Reihe vor Augen hält, sollte man mit etwas in dieser Art rechnen. Für mich war das ein Märchen, wie es sich in der Realität finden lassen würde. Mehr wie die Originale der Gebrüder Grimm, mehr von der Gesellschaftskritik und dem vorgehaltenen Spiegel von Hans Christian Andersen.
FAZIT
Für mich schonungslos und brutal, auf die finsterdunkelste Art und Weise – aber richtig gelungen!
©Teja Ciolczyk, 17.11.2023