Für mich zu viel verschenktes Potential und zu viele Klischees
Skye lebt in einer Welt, die in zwei Lager geteilt ist. Es gibt die Rationalen, die Elite, sie herrschen über das, was einmal Amerika war und die Emotionalen, die als minderwertig angesehen werden. Nach einer Gesetzesänderung müssen
sich alle 16-jährigen einem Test unterziehen, der darüber entscheidet, zu welcher Klasse sie gehören…mehrFür mich zu viel verschenktes Potential und zu viele Klischees
Skye lebt in einer Welt, die in zwei Lager geteilt ist. Es gibt die Rationalen, die Elite, sie herrschen über das, was einmal Amerika war und die Emotionalen, die als minderwertig angesehen werden. Nach einer Gesetzesänderung müssen sich alle 16-jährigen einem Test unterziehen, der darüber entscheidet, zu welcher Klasse sie gehören – vor der Änderung wurden sie erst mit 18 getestet. Kommt am Ende kein R für Rational heraus, sind ihre Zukunftschancen deutlich geringer. Emotionale dürfte nur an bestimmten Universitäten studieren und auch nur ganz bestimmte Fächer. Sie werden genauestens überwacht, denn ihre Emotionalität kann für sie und andere zur Gefahr werden.
Doch im Verlauf der Tests wird Skye klar, dass nicht alles so ist, wie es von der Regierung, allen voran von ihrem Vater propagiert wird. Und als Skye dem Geheimnis immer näherkommt schwebt sie bald in Lebensgefahr.
Ich fand die Idee sehr interessant. Es ist der klassische Dystopie-Aufbau. Ein divergierendes System, in dem junge Menschen einen Test durchlaufen müssen, um ihrer zukünftigen Klasse zugeordnet zu werden. Und natürlich ist nicht alles so, wie die Regierung es erscheinen lassen will. Skye glaubt zuerst an das System, warum sollte sie auch nicht. Doch die Angst sitzt ihr im Nacken, dass sie eben keine Rationale ist, wie es alle, vor allem ihr Vater, von ihr erwarten. Skye weiß, dass sie nicht immer rational handelt, aber gleichzeitig kann sie auch nicht so viele Gemeinsamkeiten mit klar emotionalen Mitschülern feststellen. Diese Ungewissheit nagt an ihr.
Alexander versucht alles, um Skye zu dem R zu verhelfen. Aber leider so auffällig, dass es unrealistisch ist, dass er nicht direkt zu Anfang schon auffliegt. Ich meine noch auffälliger geht es eigentlich gar nicht mehr. Natürlich hat er ganz eigene Motive und Ziele und die Auflösung, was hinter seinem Verhalten steckt, gefiel mir wirklich sehr gut.
Was ich schade fand war, dass es bei den Tests sehr eindeutig war, welche Reaktion für welchen Trait gewünscht war. Wenn man also etwas nachdenkt, ist ziemlich offensichtlich, wie man sich verhalten muss, um den Trait zugeteilt zu bekommen, den man haben will. Aber natürlich kommt da keiner drauf und das ist wieder in meinen Augen unrealistisch.
Für mich gab es auch zu viele Klischees und typische Highschool-Dramen. Dadurch zog sich das Buch für mich immer wieder. Ich hatte gehofft, es könnte vielleicht in die Fußstapfen von Divergent treten, aber dem war leider nicht so. Ich kam nur bedingt an die Charaktere heran und immer wieder haben mich deren Handlungen nur mit dem Kopf schütteln lassen. Vor allem Skye empfand ich als extrem gutgläubig und naiv.
Die Liebesgeschichte kam für mich zu plötzlich. Mir ging das zu schnell. Erst zum Schluss konnte ich richtig mitfühlen, aber ich finde es schade, dass es so lange gedauert hat.
Das Ende gefällt mir wirklich gut, es ist der beste Teil des Buches. Dadurch wird aber wieder umso deutlicher, wie sehr der Anfang und die Mitte im Vergleich abfallen.
Fazit: Ich finde die Idee sehr gut. Die Aufteilung in Rationale und Emotionale ist eine interessante Art der Differenzierung, auch wenn schon sehr bald klar wird, in welche Richtung es gehen wird. Das ist allgemein ein Problem des Buches in meinen Augen. Es wird zu schnell zu viel verraten. Es sind nicht kleine Misstöne, sondern der Leser wird mit ganzen Wäldern beworfen und das schon an einer sehr frühen Stelle, damit er versteht, dass dem Ganzen ein misogynisches Konstrukt zugrunde liegt: rational = männlich und wünschenswert; emotional = weiblich und verachtenswert. Das an sich kann dem ja zugrunde liegen, aber es sollte weniger offensichtlich sein. Für meinen Geschmack gab es viel zu viel Teenie-Drama und zu viele Längen. Ich hatte auch meine Schwierigkeiten mit den Charakteren.
Aber das Ende ist wirklich gut! Da können der Anfang und die Mitte nicht mithalten.