Die statistisch orientierte Betrachtungsweise arztlichen Handelns relativiert tiber die Prlivalenz einer bestimmten Erkrankung selbst harte diagnostische Daten in ihrem "prlidiktiven Wert". Statistik und Statistiker beherrschen zunehmend auch das therapeutische Feld. DaB sich die Patienten in diesem eher frostigen Umfeld nicht immer wohlfiihlen, geht daraus hervor, daB sie mit ihren Beschwerden scharenweise zum homoopathisch orientierten Arzt fltichten oder gar zum Heilpraktiker desertieren. Die Analyse des individuellen Krankheitsbildes und das Suchen nach einer der Vorstellungswelt des jeweiligen Therapeuten entsprechenden Arznei stehen dort namlich im Vordergrund. So erscheint es nicht nur gerechtfertigt, sondem geradezu dringend geboten, auf besondere Einzelfalle einzugehen und die aus ihnen gezogenen diagnostischen Lehren an die arztliche Kollegenschaft weiterzugeben. Dieses induktive Verfahren stand am Anfang der arztlichen Kunst und hat sie tiber die llingste Zeit ihres Bestehens begleitet. Fallbeobachtungen haben auch hohe wissenschaftliche Bedeutung. So hat das bewuBte Bemerken des buntscheckigen Aussehens von Maiskolben Barbara McClintock vor fast 50 Jahren zu der (mit dem Nobelpreis belohnten) Erkenntnis gebracht, daB es springende Gene gibt. Die Verdauungsorgane ermuntem in besonderer Weise zu einer fallorientierten Aufmerksamkeit. Zwar liegen sie nicht wie Pathologika anderer Organsysteme offen zutage, doch lassen sich· mit modemen abbildenden Verfahren, Biopsie und biochemischen Methoden klinische Befunde meist handfest untermauem. Nur selten ist man bloB auf das Sammeln "weicher" Daten angewiesen, urn zu einer Diagnose zu gelangen.
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