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Ursula ist unzufrieden. Zu hässlich, zu hungrig, zu allein - ihr Leben läuft überhaupt nicht so, wie sie es gern hätte. Die Schwester ist schöner, die Nachbarin glücklicher, und wer hält schon eine ewige Gemüsesuppen-Diät durch?
Da kommt ihr der mysteriöse Erpresseranruf eigentlich ganz gelegen: Man habe ihren Ehemann entführt, eine Million Lösegeld. Nur: Ursula hat gar keinen Ehemann. Doch ihr unstillbarer Hunger auf das Leben der anderen verbietet ihr, die Verwechslung aufzudecken. Sie entdeckt ihr kriminalistisches Talent, das sie in ein abstrus herrliches Abenteuer führt.

Produktbeschreibung
Ursula ist unzufrieden. Zu hässlich, zu hungrig, zu allein - ihr Leben läuft überhaupt nicht so, wie sie es gern hätte. Die Schwester ist schöner, die Nachbarin glücklicher, und wer hält schon eine ewige Gemüsesuppen-Diät durch?

Da kommt ihr der mysteriöse Erpresseranruf eigentlich ganz gelegen: Man habe ihren Ehemann entführt, eine Million Lösegeld. Nur: Ursula hat gar keinen Ehemann. Doch ihr unstillbarer Hunger auf das Leben der anderen verbietet ihr, die Verwechslung aufzudecken. Sie entdeckt ihr kriminalistisches Talent, das sie in ein abstrus herrliches Abenteuer führt.
Autorenporträt
Mercedes Rosende (_1958 in Montevideo, Uruguay) studierte Recht und Integrationspolitik. Neben ihrer schriftstellerischen Arbeit ist sie als Anwältin und Journalistin aktiv. Für ihre Romane und Erzählungen wurde sie mehrfach ausgezeichnet. 2005 erhielt sie den Premio Municipal de Narrativa für Demasiados Blues, 2008 den uruguayischen Nationalliteraturpreis für La Muerte Tendrá tus Ojos und 2014 den Código Negro für Falsche Ursula. 2019 wurde sie für ihren Roman Krokodilstränen mit dem LiBeraturpreis ausgezeichnet. Sie lebt in Montevideo.

Peter Kultzen, geboren 1962 in Hamburg, studierte Romanistik und Germanistik in München, Salamanca, Madrid und Berlin. Er lebt als freier Lektor und Übersetzer spanisch- und portugiesischsprachiger Literatur in Berlin.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.03.2020

Unorthodoxe Ursula
Mercedes Rosendes übergewichtige Heldin begeistert

Geht's noch unausstehlicher, zickiger, skrupelloser? Schwerlich. Und es geht auch kaum lustiger, jedenfalls für alle, die Spaß an federleichtem Sarkasmus haben. Mercedes Rosende, 1958 in Montevideo in Uruguay geboren, Anwältin und Schriftstellerin, hat ihren Spannungsbogen perfekt raus. Nach den preisgekrönten "Krokodilstränen" ist soeben auf Deutsch ihr Kriminalroman "Falsche Ursula" erschienen. Und Rosende denkt nicht daran, die grässlichen misanthropischen - von misogyn nicht zu reden - An- und Einsichten ihrer Ursula López zurechtzurücken.

Diese hat, von Beruf Übersetzerin, noch mehr sensible Facetten, zum Beispiel das voyeuristische Belauern anderer Leute beim Sex. Ihre aufgestauten Frustrationen tobt sie aus als Statistin in der lästerlichen TV-Show "Und, zu Hause heute alles klar?" in der Rolle als aus dem Publikum gegen alle Erotik zeternde Hausfrau. Sie quält gern mal eine kleine Friseurin bis zu Tränen; immerhin verfügt sie über perfide Eloquenz. Obendrein ist sie geschlagen mit ihrer schlanken, attraktiven jüngeren Schwester Luz, die mit dem vermögenden Gatten in Montevideos Nobelviertel Carrasco auf einem prächtigen Anwesen lebt.

Das alles macht Ursula nicht netter, im Gegenteil. Wobei sie, das sei fairerweise gesagt, ihrerseits seit der Kindheit von Vorurteilen und Marginalisierung geplagt ist. Denn sie ist viel zu fett. Der aussichtslose Kampf gegen das Übergewicht wird manifest in einer Gemüsesuppen-Diät, deren Gestank in der Wohnung selbst die Leserin zu riechen meint; dabei hat Ursula einen sehr feinen Geruchssinn. Eine Protagonistin also, die in einer ganz eigenen Liga spielt.

Rosende schreibt ihre "Falsche Ursula", bis auf ein einziges kurzes Kapitel, in der Ich-Form. Es beginnt, zunächst scheinbar ohne Ursula, das absurde Theater um die Entführung des Geschäftsmanns Santiago Losada, den ein kleiner Ganove, als Polizist verkleidet, auf dem Weg zum Flughafen in seinem Mercedes abfängt und später einsperrt. Weil es natürlich um Lösegeld geht, ist Losadas Gattin die Ansprechpartnerin. Doch er lebt getrennt von ihr, kann oder will nicht ihre Telefonnummer nennen, nur den Namen - Ursula López. Es gehört zur abgründigen Ironie des Romans, wo jetzt das Telefon klingelt: Unerwartet abgelenkt von ihrer Dauermalaise, lässt sich die "falsche" Ursula auf ein Treffen mit dem fremden Anrufer ein, der gesagt hat: "Wir haben Ihren Ehemann."

Sie, deren kriminelle Energie nicht gering ist, nimmt die Herausforderung der Rolle als getrennte Ehefrau an. Während sich die Geschichte haarsträubend und wahnsinnig komisch entwickelt, bleibt Rosende hart an der Seite ihrer Heldin, die im Alltag eine veritable Krawallschachtel ist - ständig gesteuert von ihrer Essgier, entsprechend daueraggressiv, verlogen selbst ihrer Psychotherapeutin gegenüber und überhaupt wahrscheinlich längst mit der einen oder anderen familiären Leiche im Keller ihrer dunklen Seele.

Dennoch - irgendwann sind wir von Mercedes Rosendes wunderbarer Erzählkunst, die auch in der deutschen Übersetzung von Peter Kultzen funktioniert, so verführt, dass wir mit Ursula gehen; dass wir Ursula gar den Erfolg bei ihrem Zusammenspiel mit den anderen Losern in dieser Stadt Montevideo wünschen. Die unerwartete Wendung, zu der es schließlich kommt, darf nicht verraten werden. Aber am Ende wittert die unorthodoxe Ursula "Bergamotteduft, ein wenig Kardamom ist auch dabei": "Ich stehe auf und gehe hinter ihr her." Wir hoffen unbedingt auf mehr von dieser neuen Fährte.

ROSE-MARIA GROPP

Mercedes Rosende: "Falsche Ursula". Kriminalroman.

Aus dem Spanischen von Peter Kultzen.

Unionsverlag, Zürich 2020.

208 S., br., 18.- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.04.2020

Wir haben
Ihren Mann!
Mercedes Rosendes kolossaler
Roman über die „Falsche Ursula“
Ein starker Charakter ist auch ein Gefängnis. Bei der Hauptfigur dieses Romans macht es jedenfalls stark den Eindruck: Ursula ist dicht eingesponnen in ein Netz von toten Familienmitgliedern, mit denen sie ständig spricht, besonders dem Vater. Im Grunde lebt er in ihr weiter, sie hat alles von ihm, „die Sanftheit und die Gewalttätigkeit, die Form meiner Nase, die Blutgruppe, die Liebe zur Altstadt von Montevideo, diese Wohnung und die Möbel darin“. Nicht zu vergessen einen enormen Selbsthass, der jedes der vielen, vielen Kilos durchdringt, die Ursula wiegt. Aber wenn sie isst, du liebe Güte, dann verwandelt sie sich in einen Orkan von Verdauungssäften, in Karamellcreme badender Geschmackspapillen, Speichel und Magenbrodeln.
Auf Deutsch liest man „Falsche Ursula“ jetzt als Prequel zum 2019 mit einem Frankfurter Preis für Literatur aus Afrika, Asien, Lateinamerika und der arabischen Welt ausgezeichneten Roman „Krokodilstränen“. Damit hatte man die Anwältin und Autorin Mercedes Rosende aus Uruguay auch hier entdeckt. Und ihre spezielle Technik, ihre herrlich grausamen Figuren gegen die Genrekonventionen auszuspielen.
Was Ursula angeht, ist nicht ausgeschlossen, dass ihr Selbsthass gelegentlich auch in Sadismus gegen andere umschlägt. Der eigentliche Fall dieses Krimis ist seine Erzählerin. Was ist mit ihr, deliriert sie, führt sie ein Doppelleben? Nur der Leser kann das lösen. Die in sich verkapselte Welt der Ursula öffnet sich einen Spalt durch einen anderen Fall, einen in der Handlung. Der kommt mit einem Anruf: „,Wir haben Ihren Ehemann.‘ Ich bringe keinen Laut hervor. Meinen Mann? Was für eine komische Stimme. ,Wir haben Santiago.‘ ,Santiago?‘ ,Ja, Ihren Mann. Ich warte auf Sie, in der Bar Los Tejos, in der Avenida Dieciocho de Julio, Ecke Calle Ejido, in einer halben Stunde.‘ Die Stimme verstummt. ,Hallo? Warten Sie ...‘ Klick. Kein Geräusch dringt mehr aus dem Hörer. Was für einen Ehemann?“
Sie hat keinen, die Verbrecher haben, wie der deutsche Titel schon sagt, die „Falsche Ursula“ erwischt. Diese ergreift sogleich eine Lüsternheit, und sie macht sich auf in die Straßen und Kaschemmen von Montevideo, um die Entführer zu treffen. Sie verbirgt ihr überschießendes Selbst vorübergehend in der Rolle der nicht allzu besorgten Gattin. Die geübte Voyeuristin hüllt sich in eine Geschichte, die ihr nicht gehört: „Das, was die Leute nicht zeigen wollen, interessiert mich umso mehr. Ich sehe gerne anderen zu, wenn sie mich nicht sehen können.“
Weil eben diese Frau das Thema dieses Buches ist und nicht das Verbrechen, nimmt die Dramaturgie einen merkwürdigen Verlauf: Der Fall baut sich nicht auf, sondern er verkompliziert sich so, dass er völlig zerfällt. An seiner Aufklärung scheint jedenfalls niemand groß gelegen zu sein.
MARIE SCHMIDT
Mercedes Rosende: Falsche Ursula. Kriminalroman. Aus dem Spanischen von Peter Kultzen. Unionsverlag, Zürich 2020. 203 Seiten, 18 Euro.
Die lüsterne Voyeuristin stürzt
sich in eine fremde Geschichte
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»Gehts noch unausstehlicher, zickiger, skrupelloser? Schwerlich. Und es geht auch kaum lustiger, jedenfalls für alle, die Spaß an federleichtem Sarkasmus haben. Mercedes Rosende hat ihren Spannungsbogen perfekt raus. Irgendwann sind wir von ihrer wunderbaren Erzählkunst, die auch in der deutschen Übersetzung von Peter Kultzen funktioniert, so verführt, dass wir Ursula gar den Erfolg in dieser Stadt Montevideo wünschen. Die unerwartete Wendung, zu der es schließlich kommt, darf nicht verraten werden.« Rose-Maria Gropp Frankfurter Allgemeine Zeitung