Marktplatzangebote
Ein Angebot für € 148,89 €
  • Gebundenes Buch

Es scheint nicht mehr zu sein als das, was die Leute sagen. Doch in jeder Epoche ist das Gerücht ein sich wieder völlig neu konstituierendes phantastisches Universum, in dem die Menschen lieben, kämpfen und untergehen. Schon im Epos von Troja ruft das Gerücht als göttliche Stimme die Krieger zusammen. Ob als römische Fama, als Virus in den rumor clinics oder als antisemitische Hetze im Orleans der sechziger Jahre: Gerüchte provozieren in jeder Epoche Panik und Pogrome, Kriegsangst oder Siegestaumel. Das wilde Erzählen greift hinterrücks in die Geschichte ein; es bestimmt mit über Politik, Wirtschaft, Krieg und Frieden.…mehr

Produktbeschreibung
Es scheint nicht mehr zu sein als das, was die Leute sagen. Doch in jeder Epoche ist das Gerücht ein sich wieder völlig neu konstituierendes phantastisches Universum, in dem die Menschen lieben, kämpfen und untergehen. Schon im Epos von Troja ruft das Gerücht als göttliche Stimme die Krieger zusammen. Ob als römische Fama, als Virus in den rumor clinics oder als antisemitische Hetze im Orleans der sechziger Jahre: Gerüchte provozieren in jeder Epoche Panik und Pogrome, Kriegsangst oder Siegestaumel. Das wilde Erzählen greift hinterrücks in die Geschichte ein; es bestimmt mit über Politik, Wirtschaft, Krieg und Frieden.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.04.2009

Hörensagenwelten

Im Gerücht erreicht die massenmediale Kommunikation ihre Idealform, in ihm ist sie vom signalstörenden Rauschen des Kanals ganz unbeeindruckt, ja gewissermaßen selbst dieses Rauschen. So verwundert es nicht, dass die Kulturwissenschaften für "das Königreich des Hörensagens" (Lucien Febvre) ein besonderes Faible haben. Doch nur selten kommt dabei eine so lesenswerte, beispielgesättigte und analytisch vorzügliche Studie zustande, wie sie Hans-Joachim Neubauer 1998 vorgelegt und jetzt in einer überarbeiteten Neuauflage wieder zugänglich gemacht hat. Inzwischen hat schließlich ein weiteres Mal die Stunde der Fama geschlagen, im Gefolge des 11. September 2001: "Seither hat sich verändert, was man sicher als falsch, zuverlässig als richtig einstufen kann." Eine militärisch relevante Größe war das Gerücht aber immer schon. Wir erfahren etwa von einer 1942 in Harvard eingerichteten "rumor clinic", die mittels einer Tageszeitungskolumne kriegsbezogene Gerüchte neutralisieren sollte. Definiert wird die Fama über ihre Selbstreferentialität: "Was alle sagen, ist noch kein Gerücht, sondern das, von dem man sagt, dass es alle sagen." Es handelt sich also um eine vorsätzliche gemeinschaftliche Wirklichkeitskonstruktion. Anders als mancher Medienwissenschaftler erliegt Neubauer nicht der Faszination viraler Kommunikation, sondern betont ihre stigmatisierende, ja mörderische Kraft: nur eines der Beispiele ist die judenfeindliche Ritualmordlegende. Dieses kurzweilige, kluge Buch gehört in jede Gerüchteküche. (Hans-Joachim Neubauer: "Fama". Eine Geschichte des Gerüchts. Matthes & Seitz Verlag, Berlin 2009. 320 S., geb., 24,90 [Euro].) oju

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr