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Von Odysseus bis Bin Laden: Gerüchte gab es immer, sie sind die geheimen Antriebskräfte des Weltgeschehens. »Fama« beschreibt die Funktionsweise von Gerüchten in Geschichte und Gegenwart.Gerüchte: Bereits beim Kampf um Troja mischen sie mit, und auch die Römer fürchteten die Macht des wilden Geredes. »Fama« heißt ihre Göttin des Gerüchts; als Furcht erregendes Monster rast sie durch Rom und verbreitet Entsetzen unter Sklaven, Bürgern und Herrschern. Fama schreibt Geschichte, und Hans-Joachim Neubauer bleibt ihr auf der Spur. Er entdeckt sie im antiken Athen, im Theater Shakespeares' und im…mehr

Produktbeschreibung
Von Odysseus bis Bin Laden: Gerüchte gab es immer, sie sind die geheimen Antriebskräfte des Weltgeschehens. »Fama« beschreibt die Funktionsweise von Gerüchten in Geschichte und Gegenwart.Gerüchte: Bereits beim Kampf um Troja mischen sie mit, und auch die Römer fürchteten die Macht des wilden Geredes. »Fama« heißt ihre Göttin des Gerüchts; als Furcht erregendes Monster rast sie durch Rom und verbreitet Entsetzen unter Sklaven, Bürgern und Herrschern. Fama schreibt Geschichte, und Hans-Joachim Neubauer bleibt ihr auf der Spur. Er entdeckt sie im antiken Athen, im Theater Shakespeares' und im Paris der Revolution, er spürt sie auf in den Schützengräben des Ersten Weltkriegs, in den Experimenten amerikanischer Militär-Psychologen, in Romanen, philosophischen Essays und im Internet. Fama droht überall, als Mobbing im Arbeitsleben, in der Weltpolitik als das Raunen der Masse und als fatale Waffe im Kampf um die öffentliche Meinung. Fama ist das unheimliche Echo der offiziellen Geschichte, eine Provokation für alle, die glauben, die Stimme der Vielen kontrollieren zu können.
Autorenporträt
Hans-Joachim Neubauer, geb. 1960, ist Buchautor, Journalist und Literaturwissenschaftler. Er arbeitet als Korrespondent des Rheinischen Merkur in Berlin. Zuletzt erschien bei Matthes & Seitz Berlin Sein Buch Fama, das lange vergriffene Standardwerk zum Thema, das in fünf Sprachen übersetzt wurde.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.04.2009

Hörensagenwelten

Im Gerücht erreicht die massenmediale Kommunikation ihre Idealform, in ihm ist sie vom signalstörenden Rauschen des Kanals ganz unbeeindruckt, ja gewissermaßen selbst dieses Rauschen. So verwundert es nicht, dass die Kulturwissenschaften für "das Königreich des Hörensagens" (Lucien Febvre) ein besonderes Faible haben. Doch nur selten kommt dabei eine so lesenswerte, beispielgesättigte und analytisch vorzügliche Studie zustande, wie sie Hans-Joachim Neubauer 1998 vorgelegt und jetzt in einer überarbeiteten Neuauflage wieder zugänglich gemacht hat. Inzwischen hat schließlich ein weiteres Mal die Stunde der Fama geschlagen, im Gefolge des 11. September 2001: "Seither hat sich verändert, was man sicher als falsch, zuverlässig als richtig einstufen kann." Eine militärisch relevante Größe war das Gerücht aber immer schon. Wir erfahren etwa von einer 1942 in Harvard eingerichteten "rumor clinic", die mittels einer Tageszeitungskolumne kriegsbezogene Gerüchte neutralisieren sollte. Definiert wird die Fama über ihre Selbstreferentialität: "Was alle sagen, ist noch kein Gerücht, sondern das, von dem man sagt, dass es alle sagen." Es handelt sich also um eine vorsätzliche gemeinschaftliche Wirklichkeitskonstruktion. Anders als mancher Medienwissenschaftler erliegt Neubauer nicht der Faszination viraler Kommunikation, sondern betont ihre stigmatisierende, ja mörderische Kraft: nur eines der Beispiele ist die judenfeindliche Ritualmordlegende. Dieses kurzweilige, kluge Buch gehört in jede Gerüchteküche. (Hans-Joachim Neubauer: "Fama". Eine Geschichte des Gerüchts. Matthes & Seitz Verlag, Berlin 2009. 320 S., geb., 24,90 [Euro].) oju

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