Die Geschichte beginnt im Jahr 1888, als Alice, mit dem siebten Kind schwanger, den Verführungskünsten eines durchreisenden Photographen erliegt. Nach der Geburt des Mädchens Nell verschwindet das Paar, zurück bleiben die Kinder und ein Packen Fotos. Diese Erinnerungsstücke wandern von einer Generation zur nächsten, gelangen in die Hände von Frauen, deren Träume und Wünsche meist unerfüllt bleiben, die aber Stärke beweisen und die Gabe haben, noch im Tragischen das Komische zu entdecken. Ruby, die Urenkelin Alices, erzählt ihre eigene Geschichte und die ihrer Vorfahrinnen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.03.1997Mutlose Mädchen
Kate Atkinson blättert im Familienalbum · Von Katharina Rutschky
Kate Atkinson hat mit ihrem ersten Roman im vergangenen Jahr einen angesehenen englischen Literaturpreis gewonnen. Wer auch immer ihre unterlegenen Mitbewerber gewesen sein mögen, zu preisen ist "Behind the Scenes at the Museum", das nun unter dem etwas biedermeierlichen Titel "Familienalbum" auch deutschen Lesern Anlässe zum Mitleiden und Mitlachen bietet, auf jeden Fall. Freude am kunstreichen Hintersinn und an der mehrfach duplizierten Ironie einer mächtigen Erzählerin könnten aber auch abgebrühte Leser haben, die das Erzählen für eine altmodische Übung halten, gerade gut genug, es in seinen Illusionen zu dekonstruieren.
Erstlinge eines gewissen Umfangs pflegen, wenn die Autorin im richtigen epischen Alter jenseits der Vierzig ist, auf autobiographischem Grund zu wachsen.Wie Ruby Lennox, ihre Heldin, ist Kate Atkinson Anfang der fünfziger Jahre in York geboren; wie diese hat sie zwei Töchter aus einem früheren falschen Leben, und außerdem lebt sie heute in Whitby, einem Ferienort an der englischen Nordseeküste, einem Ort, dem in ihrem Roman für eine kurze Ferienwoche der Status des Paradieses erteilt wird. Dort nämlich erlebt Ruby, zusammen mit drei anderen kleinen Mädchen, was es bedeuten könnte, unter der weisen Obhut einer Mutter groß zu werden. Doreen, eine alte Freundin des Vaters, ist eine herrliche Schlampe, zumindest nach den Maßstäben der sechziger Jahre. Aber sie hat, selbst kinderlos, genau das, was zum Kummer der Mädchen seit Generationen in den Zwickmühlen von weiblicher Selbstverwirklichung, von Emanzipation und Pragmatik praktisch und theoretisch zermahlen wird: Mütterlichkeit.
Was sich da zwischen enttäuschten Ehefrauen, unwilligen Müttern und liebebedürftigen kleinen Mädchen immer wieder abgespielt hat, ist historisch bedingt, verständlich, aber auch traurig und tragisch. Atkinsons weit über vier Frauen-, Mütter- und Mädchengenerationen ausholender Roman ist keine Familiensaga, wie der deutsche Titel verspricht, eher das Gegenteil. Es dauert hundert Jahre, ehe das unheilvolle Erbgut von Alice Baker endlich aus den Seelenhaushalten ihrer zahlreichen weiblichen Nachkommen verschwinden kann. War es falsch, daß sie 1888 von einem Tag auf den anderen neben einem versoffenen Ehemann auch ihre sieben kleinen Geißlein im Stich ließ, oder sollen wir diesen Ausbruch von Egoismus und vollständiger Verantwortungslosigkeit auch als eine Stärke interpretieren, die in eine bessere Zukunft weist? Vom Standpunkt der randvoll mit Details gespickten Erzählung werden solche Fragen nicht gestellt. Nach einem unsteten Leben an der Seite eines reisenden Fotografen, ihren Kindern für tot erklärt, stirbt sie 1940 bei einem deutschen Bombenangriff auf Sheffield. Alice hatte eben nur die Wahl zwischen zwei Fehlern: als Rabenmutter zu verschwinden oder als Tagträumerin ohne Hoffnung zu bleiben.
Am Anfang steht für ihre Töchter, deren Töchter und Töchter-Töchter, die alle zur gegebenen Zeit ja selbst Frauen und Mütter werden, die Erfahrung der Mutterentbehrung, der Depression, auch wenn Nell, die 1919 heiratet, und Bunty, die Mutter der Heldin Ruby, aus deren Mädchenperspektive diese betrübliche Genealogie berichtet wird, als mehr oder weniger brave Ehefrauen und Mütter ihren Pflichten nachkommen. Das ist zuviel, denn dabei sind sie, jede auf ihre Art, unglücklich, und zuwenig aus der Sicht der liebeshungrigen Mädchen und Töchter. Ruby, die uns in der Nachfolge des "Tristram Shandy" nicht bloß eine glaubhafte Schilderung ihrer Zeugung, ihrer fötalen Lebensweise im Mutterleib, schließlich ihrer Geburt übermittelt, hat das Problem von Anfang an erkannt und schreit mörderisch laut, als die Hebamme im Krankenhaus sie von der Mutter weg auf die Säuglingsstation trägt. Zur Gewöhnung oder zur Strafe wird sie in einer Abstellkammer deponiert, wo sie dann darüber sinnieren kann, wie viele Babys in solchen Schränken im Krankenhaus wohl vergessen vor sich hin schmoren.
Man kann die Frauengeschichte der letzten hundert Jahre als einen mühsamen Kampf um die Gleichberechtigung beschreiben. Bei Atkinson kommen die Suffragetten nicht vor, und es gehört zum großen, auch politisch bemerkenswerten Reiz ihres Romans, daß sie versucht hat, Frauengeschichte als einen rein innerweiblichen Traditionszusammenhang zu beleuchten. Es ist die Geschichte von mutlosen, verschüchterten Mädchen, die als Frauen mit dem drittbesten Mann vorliebnehmen und die Last ihrer Enttäuschungen an ihre Töchter, nie an ihre Söhne, weitergeben. Wenn die Mutter verschwindet wie Alice oder wenn sie ihre Hoffnungen nur auf die Söhne projizieren und in den Töchtern nur die Reinkarnation ihrer eigenen Minderwertigkeit wiederfinden kann - was soll denn da aus kleinen Mädchen werden? Ruby, die präzise Chronistin ihrer Eltern, ihrer Schwestern, der ganzen Verwandtschaft in Geschichte und Gegenwart, braucht dann am Ende doch Frau Doktor Herzmark, um sich im Rahmen der Psychiatrie ihrer existentiellen Unschuld gewiß zu werden. Sie hat nichts verbrochen als Kind - trotzdem fehlt es ihr am Urvertrauen.
Männer kommen durchaus vor in diesem Buch, als Ehemänner und Väter. Aber in diesen Rollen glänzen sie nicht; markante Männlichkeit beschränkt sich bei Atkinson auf die Teilnehmer, freiwillig oder unfreiwillig, zweier Weltkriege. Männer und Frauen laufen, verheiratet, verliebt oder nicht, auf zwei Bahnen nebeneinanderher. Atkinson behauptet, auch in England habe niemand über die Realität des Krieges sprechen können. Fronturlauber genierten sich, vom chlorierten Teewasser zu sprechen, von anderen Greueln ganz abgesehen. Es ist ein ziemlich genialer Einfall, die Vererbung der weiblichen Depression über hundert Jahre durch die Beschreibung von Grabenkämpfen und Bombereinsätzen zu relativieren. Vergessen wir die enttäuschenden, versoffenen, untreuen Ehemänner dritter Güte - denken wir an die, die aus dem schützenden Graben zum Angriff befohlen wurden und Angst hatten, oder an die, welche im angeschossenen, abtrudelnden Flugzeug rettungslos in den Tod fielen. Mit diesem Rückgriff auf die Männergeschichte erspart es uns Atkinson, in die Selbstgefälligkeit zurückzusinken, die der weibliche Opferdiskurs so verlockend offeriert.
Der Eindruck, das "Familienalbum" erzähle zwar Frauengeschichte, diese aber tief ernst und gut recherchiert und außerdem noch originell in ihren politischen Implikationen, ist nicht falsch. Es darf geweint und gelacht werden, die Geschichte geht unter die Haut. Andererseits ist die Autorin so gewitzt, daß sie es fertigbringt, unseren Glauben an die gute Sache abzurufen, aber gleichzeitig auch mit allen Illusionen und literarischen Kunstgriffen so zauberhaft zu spielen, daß selbst Dekonstruktivisten ins Nachdenken geraten könnten.
Man hört und liest es öfter, daß der allwissende Erzähler ausgestorben ist. Nun, Atkinson hat das auch schon gehört und gelesen, und deshalb ist Ruby, ihr Alter ego, so allwissend wie nie jemand vor ihr. Gegen Ruby ist "Tristram Shandy" ein Waisenknabe von Naivität. Erzählen ist erfinden und konstruieren? Atkinson überbietet die kühnsten Erwartungen. Alles hängt mit allem zusammen - auf dem Papier ist alles möglich. Es gibt in dem dicken Buch auch keine Zufälle. Familienforschung ist ja eine Methode zur Reduktion von Weltkomplexität wie das Erzählen selbst. Welt und Geschichte schrumpfen auf das beruhigende Maß der Verwandtschaft, wo alle mit allen zusammenhängen. Ohne die Gefühle des Lesers zu verletzen, parodiert Atkinson diese Methode durch Übertreibung. Bei ihr fällt überdeutlich kein Spatz vom Dach, ohne daß die Nachkommen von Alice Baker davon betroffen wären. Man darf weinen über das falsche Leben, das so viele wirklich geführt haben, man kann aber auch lachen über die Kapriolen, aus denen das Erzählen selbst besteht. Ein Roman und ein Metaroman in einem - mehr kann man wirklich nicht verlangen.
Kate Atkinson: "Familienalbum". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Evelin Sudakowa-Blasberg. Diana Verlag, München und Zürich 1997. 415 S., geb., 44,- DM.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Kate Atkinson blättert im Familienalbum · Von Katharina Rutschky
Kate Atkinson hat mit ihrem ersten Roman im vergangenen Jahr einen angesehenen englischen Literaturpreis gewonnen. Wer auch immer ihre unterlegenen Mitbewerber gewesen sein mögen, zu preisen ist "Behind the Scenes at the Museum", das nun unter dem etwas biedermeierlichen Titel "Familienalbum" auch deutschen Lesern Anlässe zum Mitleiden und Mitlachen bietet, auf jeden Fall. Freude am kunstreichen Hintersinn und an der mehrfach duplizierten Ironie einer mächtigen Erzählerin könnten aber auch abgebrühte Leser haben, die das Erzählen für eine altmodische Übung halten, gerade gut genug, es in seinen Illusionen zu dekonstruieren.
Erstlinge eines gewissen Umfangs pflegen, wenn die Autorin im richtigen epischen Alter jenseits der Vierzig ist, auf autobiographischem Grund zu wachsen.Wie Ruby Lennox, ihre Heldin, ist Kate Atkinson Anfang der fünfziger Jahre in York geboren; wie diese hat sie zwei Töchter aus einem früheren falschen Leben, und außerdem lebt sie heute in Whitby, einem Ferienort an der englischen Nordseeküste, einem Ort, dem in ihrem Roman für eine kurze Ferienwoche der Status des Paradieses erteilt wird. Dort nämlich erlebt Ruby, zusammen mit drei anderen kleinen Mädchen, was es bedeuten könnte, unter der weisen Obhut einer Mutter groß zu werden. Doreen, eine alte Freundin des Vaters, ist eine herrliche Schlampe, zumindest nach den Maßstäben der sechziger Jahre. Aber sie hat, selbst kinderlos, genau das, was zum Kummer der Mädchen seit Generationen in den Zwickmühlen von weiblicher Selbstverwirklichung, von Emanzipation und Pragmatik praktisch und theoretisch zermahlen wird: Mütterlichkeit.
Was sich da zwischen enttäuschten Ehefrauen, unwilligen Müttern und liebebedürftigen kleinen Mädchen immer wieder abgespielt hat, ist historisch bedingt, verständlich, aber auch traurig und tragisch. Atkinsons weit über vier Frauen-, Mütter- und Mädchengenerationen ausholender Roman ist keine Familiensaga, wie der deutsche Titel verspricht, eher das Gegenteil. Es dauert hundert Jahre, ehe das unheilvolle Erbgut von Alice Baker endlich aus den Seelenhaushalten ihrer zahlreichen weiblichen Nachkommen verschwinden kann. War es falsch, daß sie 1888 von einem Tag auf den anderen neben einem versoffenen Ehemann auch ihre sieben kleinen Geißlein im Stich ließ, oder sollen wir diesen Ausbruch von Egoismus und vollständiger Verantwortungslosigkeit auch als eine Stärke interpretieren, die in eine bessere Zukunft weist? Vom Standpunkt der randvoll mit Details gespickten Erzählung werden solche Fragen nicht gestellt. Nach einem unsteten Leben an der Seite eines reisenden Fotografen, ihren Kindern für tot erklärt, stirbt sie 1940 bei einem deutschen Bombenangriff auf Sheffield. Alice hatte eben nur die Wahl zwischen zwei Fehlern: als Rabenmutter zu verschwinden oder als Tagträumerin ohne Hoffnung zu bleiben.
Am Anfang steht für ihre Töchter, deren Töchter und Töchter-Töchter, die alle zur gegebenen Zeit ja selbst Frauen und Mütter werden, die Erfahrung der Mutterentbehrung, der Depression, auch wenn Nell, die 1919 heiratet, und Bunty, die Mutter der Heldin Ruby, aus deren Mädchenperspektive diese betrübliche Genealogie berichtet wird, als mehr oder weniger brave Ehefrauen und Mütter ihren Pflichten nachkommen. Das ist zuviel, denn dabei sind sie, jede auf ihre Art, unglücklich, und zuwenig aus der Sicht der liebeshungrigen Mädchen und Töchter. Ruby, die uns in der Nachfolge des "Tristram Shandy" nicht bloß eine glaubhafte Schilderung ihrer Zeugung, ihrer fötalen Lebensweise im Mutterleib, schließlich ihrer Geburt übermittelt, hat das Problem von Anfang an erkannt und schreit mörderisch laut, als die Hebamme im Krankenhaus sie von der Mutter weg auf die Säuglingsstation trägt. Zur Gewöhnung oder zur Strafe wird sie in einer Abstellkammer deponiert, wo sie dann darüber sinnieren kann, wie viele Babys in solchen Schränken im Krankenhaus wohl vergessen vor sich hin schmoren.
Man kann die Frauengeschichte der letzten hundert Jahre als einen mühsamen Kampf um die Gleichberechtigung beschreiben. Bei Atkinson kommen die Suffragetten nicht vor, und es gehört zum großen, auch politisch bemerkenswerten Reiz ihres Romans, daß sie versucht hat, Frauengeschichte als einen rein innerweiblichen Traditionszusammenhang zu beleuchten. Es ist die Geschichte von mutlosen, verschüchterten Mädchen, die als Frauen mit dem drittbesten Mann vorliebnehmen und die Last ihrer Enttäuschungen an ihre Töchter, nie an ihre Söhne, weitergeben. Wenn die Mutter verschwindet wie Alice oder wenn sie ihre Hoffnungen nur auf die Söhne projizieren und in den Töchtern nur die Reinkarnation ihrer eigenen Minderwertigkeit wiederfinden kann - was soll denn da aus kleinen Mädchen werden? Ruby, die präzise Chronistin ihrer Eltern, ihrer Schwestern, der ganzen Verwandtschaft in Geschichte und Gegenwart, braucht dann am Ende doch Frau Doktor Herzmark, um sich im Rahmen der Psychiatrie ihrer existentiellen Unschuld gewiß zu werden. Sie hat nichts verbrochen als Kind - trotzdem fehlt es ihr am Urvertrauen.
Männer kommen durchaus vor in diesem Buch, als Ehemänner und Väter. Aber in diesen Rollen glänzen sie nicht; markante Männlichkeit beschränkt sich bei Atkinson auf die Teilnehmer, freiwillig oder unfreiwillig, zweier Weltkriege. Männer und Frauen laufen, verheiratet, verliebt oder nicht, auf zwei Bahnen nebeneinanderher. Atkinson behauptet, auch in England habe niemand über die Realität des Krieges sprechen können. Fronturlauber genierten sich, vom chlorierten Teewasser zu sprechen, von anderen Greueln ganz abgesehen. Es ist ein ziemlich genialer Einfall, die Vererbung der weiblichen Depression über hundert Jahre durch die Beschreibung von Grabenkämpfen und Bombereinsätzen zu relativieren. Vergessen wir die enttäuschenden, versoffenen, untreuen Ehemänner dritter Güte - denken wir an die, die aus dem schützenden Graben zum Angriff befohlen wurden und Angst hatten, oder an die, welche im angeschossenen, abtrudelnden Flugzeug rettungslos in den Tod fielen. Mit diesem Rückgriff auf die Männergeschichte erspart es uns Atkinson, in die Selbstgefälligkeit zurückzusinken, die der weibliche Opferdiskurs so verlockend offeriert.
Der Eindruck, das "Familienalbum" erzähle zwar Frauengeschichte, diese aber tief ernst und gut recherchiert und außerdem noch originell in ihren politischen Implikationen, ist nicht falsch. Es darf geweint und gelacht werden, die Geschichte geht unter die Haut. Andererseits ist die Autorin so gewitzt, daß sie es fertigbringt, unseren Glauben an die gute Sache abzurufen, aber gleichzeitig auch mit allen Illusionen und literarischen Kunstgriffen so zauberhaft zu spielen, daß selbst Dekonstruktivisten ins Nachdenken geraten könnten.
Man hört und liest es öfter, daß der allwissende Erzähler ausgestorben ist. Nun, Atkinson hat das auch schon gehört und gelesen, und deshalb ist Ruby, ihr Alter ego, so allwissend wie nie jemand vor ihr. Gegen Ruby ist "Tristram Shandy" ein Waisenknabe von Naivität. Erzählen ist erfinden und konstruieren? Atkinson überbietet die kühnsten Erwartungen. Alles hängt mit allem zusammen - auf dem Papier ist alles möglich. Es gibt in dem dicken Buch auch keine Zufälle. Familienforschung ist ja eine Methode zur Reduktion von Weltkomplexität wie das Erzählen selbst. Welt und Geschichte schrumpfen auf das beruhigende Maß der Verwandtschaft, wo alle mit allen zusammenhängen. Ohne die Gefühle des Lesers zu verletzen, parodiert Atkinson diese Methode durch Übertreibung. Bei ihr fällt überdeutlich kein Spatz vom Dach, ohne daß die Nachkommen von Alice Baker davon betroffen wären. Man darf weinen über das falsche Leben, das so viele wirklich geführt haben, man kann aber auch lachen über die Kapriolen, aus denen das Erzählen selbst besteht. Ein Roman und ein Metaroman in einem - mehr kann man wirklich nicht verlangen.
Kate Atkinson: "Familienalbum". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Evelin Sudakowa-Blasberg. Diana Verlag, München und Zürich 1997. 415 S., geb., 44,- DM.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main