Auf dem Landgut der Señores de Albuera im spanischen Extremadura ereignet sich eine schreckliche Tragödie: Vier Mitglieder der Familie werden in einer Winternacht wenige Jahre nach Ende des Spanischen Bürgerkrieges erschossen. Im Gespräch mit dem ehemaligen Dienstboten Antonio versucht ein Kommissar zu ergründen, wer die schreckliche Tat beging und wie es dazu kommen konnte. So stellt sich in einer unglaublichen Geschichte von düsteren Geheimnissen, verbotenen Liebschaften und vertuschten Verbrechen das dramatische Schicksal einer der angesehensten Familien des Landes dar.
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Auch in Spanien haben Erinnerungsbücher zur Zeit Konjunktur, berichtet Jennifer Wilton. Sie als großen Tabubruch zu werten, hält sie jedoch nur teilweise für berechtigt. Es stimme schon, dass der Schweigepakt zwischen der Rechten und der Linken, der nach Francos Tod zur innenpolitischen Stabilisierung beigetragen habe, nun aufgehoben sei und einer Flut an Veröffentlichungen Raum gegeben habe, die sich mit dem Erbe des spanischen Bürgerkriegs und der Franco-Zeit beschäftigten. Für die Romanliteratur gilt das jedoch nicht, meint Wilton, schon in den achtziger und neunziger Jahren hätten zahlreiche Autoren wie Antonio Munoz Molina, Rafael Chirbes oder Manuel Rivas gegen den Gedächtnisverlust angeschrieben. Um die kollektive Erinnerung, wie sie in Familien weitergegeben wird, gehe es auch im Roman "Fandango im Schnee" von Dulce Chacon, literarisch vielleicht nicht ganz so reich wie die Werke der oben genannten Autoren, gesteht Wilton zu, wohl aber ein lesenswerter Versuch, sich der Geschichte des Landes anzunähern und auch der Erinnerung "ihre eigene Dynamik" zuzusprechen. Im Mittelpunkt des Romans steht das Verbrechen an einer herrschaftlichen Familie, dessen konfliktreiche Wurzeln, so Wilton, bis zum Spanischen Bürgerkrieg zurückreichen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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