"Architektur und Farbe" bietet eine Bestandsaufnahme der Außenfarbigkeit aktueller Architektur, explizit der Wohnbauarchitektur, von Einfamilienhäusern bis zu Großsiedlungen. Neben Neubauten wird auch die Neuinterpretation vorhandener Bauten sowie die Rolle der Farbe in historischen Projekten des 20. Jahrhunderts beleuchtet. Die verschiedenen Gestaltungsansätze und -ideen werden anhand zahlreicher Beispiele vorgestellt, das Zusammenspiel von Architekur und Farbe wird hinterfragt. Das Buch dokumentiert den aktuellen Status der Architekturfarbigkeit in Deutschland und Europa, liefert Hintergründe und gibt Orientierung. Es richtet sich an Architekten, Farbdesigner und Malerunternehmer mit gestalterischem Anspruch.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 25.07.2003Farbe und Architektur
Das Lexikon der Weltarchitektur verbannt das Stichwort „Farbigkeit in der Architektur” in die Nachträge. Armin Scharf macht aus diesem Defizit ein ganzes Buch. Zum Glück. Denn qualifizierte Farbberater gibt es hierzulande noch immer zu wenig. Den ausgewiesenen Experten reizen nicht etwa leuchtende Holzhäuser vor skandinavischen Fjorden oder weiß geschlämmte Steinmauern unter mediterranem Himmel, sondern hiesige Ausbrüche aus grauer Städte Mauern.
Von der Studentensiedlung in Ludwigsburg über das Doppelhaus in Ruhlsdorf bis zum Freiburger Quartier Vauban reicht der Blick. Armin Scharf sichtet thematisch Einfamilienhäuser und ganze Siedlungen, farblich wiedererweckte Plattenbauten und frühe Farbmodelle. Dabei bietet er eine Bestandsaufnahme heutiger Farbwelten und widerlegt ganz nebenbei das Dogma der klassischen Moderne als Ansammlung weißer Kuben und entmaterialisierter Häuser. Neben dem International Style, glatt, präzise und reinweiß, bot sie vor allem Platz für Experimentierfreudige und Künstler wie Bruno Taut, dessen starkfarbige Bauten in den letzten Jahren wiederentdeckt und renoviert werden. In knappen Texten und teils großformatigen Bildern stellt Scharf rund drei Dutzend Projekte vor. Für jedes Haus gibt das ein bis zwei Doppelseiten. Trotz aller Gestaltungsvielfalt und -möglichkeiten rät der Autor zur Besonnenheit: Oft werde versucht, „mit plakativer Farbe offensichtliche Mängel einer Planung zu kaschieren”. Farbe sei zwar „enorm hilfreich und auch sehr geduldig, aber alles andere als beliebig”.
Mag man über manche Beispiele auch streiten, wie über einen künstlerisch gestalteten Wohnblock in Bergisch-Gladbach, will sich das Buch offenbar nicht in Detailkritik verlieren, sondern große Linien aufzeigen. Und als GestaltungsfibelBauherren und Investoren dazu anregen, mehr Farbe in die Bauwelt zu bringen – aber gekonnt.
Oliver Herwig
Scharf, Armin: Farbe in der Architektur. Gestaltungskriterien und Beispiele für den Wohnungsbau. DVA Stuttgart München, 2002. 136 Seiten,79,90 Euro.
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Das Lexikon der Weltarchitektur verbannt das Stichwort „Farbigkeit in der Architektur” in die Nachträge. Armin Scharf macht aus diesem Defizit ein ganzes Buch. Zum Glück. Denn qualifizierte Farbberater gibt es hierzulande noch immer zu wenig. Den ausgewiesenen Experten reizen nicht etwa leuchtende Holzhäuser vor skandinavischen Fjorden oder weiß geschlämmte Steinmauern unter mediterranem Himmel, sondern hiesige Ausbrüche aus grauer Städte Mauern.
Von der Studentensiedlung in Ludwigsburg über das Doppelhaus in Ruhlsdorf bis zum Freiburger Quartier Vauban reicht der Blick. Armin Scharf sichtet thematisch Einfamilienhäuser und ganze Siedlungen, farblich wiedererweckte Plattenbauten und frühe Farbmodelle. Dabei bietet er eine Bestandsaufnahme heutiger Farbwelten und widerlegt ganz nebenbei das Dogma der klassischen Moderne als Ansammlung weißer Kuben und entmaterialisierter Häuser. Neben dem International Style, glatt, präzise und reinweiß, bot sie vor allem Platz für Experimentierfreudige und Künstler wie Bruno Taut, dessen starkfarbige Bauten in den letzten Jahren wiederentdeckt und renoviert werden. In knappen Texten und teils großformatigen Bildern stellt Scharf rund drei Dutzend Projekte vor. Für jedes Haus gibt das ein bis zwei Doppelseiten. Trotz aller Gestaltungsvielfalt und -möglichkeiten rät der Autor zur Besonnenheit: Oft werde versucht, „mit plakativer Farbe offensichtliche Mängel einer Planung zu kaschieren”. Farbe sei zwar „enorm hilfreich und auch sehr geduldig, aber alles andere als beliebig”.
Mag man über manche Beispiele auch streiten, wie über einen künstlerisch gestalteten Wohnblock in Bergisch-Gladbach, will sich das Buch offenbar nicht in Detailkritik verlieren, sondern große Linien aufzeigen. Und als GestaltungsfibelBauherren und Investoren dazu anregen, mehr Farbe in die Bauwelt zu bringen – aber gekonnt.
Oliver Herwig
Scharf, Armin: Farbe in der Architektur. Gestaltungskriterien und Beispiele für den Wohnungsbau. DVA Stuttgart München, 2002. 136 Seiten,79,90 Euro.
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