Heinz Demisch (1913-2000) hat sich als Autor kunstwissenschaftlicher Standardwerke wie etwa der Geschichte der Sphinx-Darstellung von den Anfängen bis zur Gegenwart und einer Untersuchung über Die Gebärde der erhobenen Hände ebenso wie als langjähriger freier Mitarbeiter der Frankfurter Allgemeinen Zeitung einen Namen gemacht. Dass er auch ein ausgewiesener Maler war, wussten hingegen nur seine Freunde. Sein malerisches Œuvre wird im I. Teil dieses Buches erstmals vorgestellt. Dabei ist ein Künstler zu entdecken, der sich von keiner Ideologie vereinnahmen ließ. Den Zeiten der nationalsozialistischen Kulturbarbarei setzte er eine ungewohnt lichte Farbigkeit entgegen. Früh schon fand er zu erstaunlicher koloristischer Reife und entwickelte eine eigene Symbolsprache. Seit dem 14. Lebensjahr auf einer privaten Malschule in Königsberg vorbereitet, wird er im Wintersemester 1931/32 zum Studium an der Akademie der dortigen Bildenden Künste zugelassen. Seine akademischen Lehrer sind Alfred Partikel (in der Klasse für Landschaftsmalerei) und Wilhelm Worringer (in Kunstgeschichte). 1932 wechselt der 19-Jährige an die Kunstschule Weimar. Nach nur zwei Semestern bricht er das Studium ab, nachdem ihm mit einem paramilitärischen Lageraufenthalt gedroht worden war. Derart früh mit den Erziehungsmethoden der Nazis konfrontiert, flieht Demisch im Herbst 1933 nahezu mittellos nach Palermo. Dort erarbeitet er sich während der folgenden Monate die Grundlagen für seine "Transzendenz"-Landschaften. Weitere Stationen seiner produktiven inneren Emigration sind Weimar, Hagen und Berlin. Der Krieg endet für Demisch 1943 in zweijähriger russischer Gefangenschaft. Die Schikanen im Arbeitslager und die tägliche Akkordarbeit in einem primitiven Kohlebergwerk im Donetzbecken bringen ihn an den Rand des Todes. Religiöse Grenzerfahrungen halten ihn aufrecht. Schwerkrank kehrt er im November 1945 nach Berlin zurück. Von dieser Rückkehr ins Leben handelt sein malerisches Hauptwerk, ein 12-teiliger Bilderzyklus, der 1946 entsteht. Mit der Lichthaltigkeit seiner Farben und weiten Sinnbezügen enthält er sein künstlerisches Vermächtnis. Der II. Teil geht anhand von Demischs Buchpublikationen den Korrespondenzen nach, die zwischen bestimmten Bildmotiven und relevanten wissenschaftlichen Ergebnissen bestanden. Mit dieser gelebten Interdependenz von Kunstanspruch und Forschungsbezügen lotet der Maler und Schriftsteller Heinz Demisch neue Möglichkeiten einer Verständigung von Kunst und Wissenschaft aus. Nicht zuletzt von dieser Seite erscheint sein Lebenswerk heute wieder aktuell.