Diana Vreeland, 1906-1989, mütterlicherseits aus einer alten Familie der amerikanischen Hochfinanz stammend, die bis zu George Washington zurückreicht, war eine der einflussreichsten Modejournalistinnen des 20. Jahrhunderts. Sie begann ihre Laufbahn 1937 als Moderedakteurin und Journalistin bei Harper s Bazaar. Carmel Snow, die Chefredakteurin, hatte die 31-jährige im Saint Regis Club tanzen gesehen. Zuvor hatte Vreeland, wie sie selbst sagt, den Weg von der Postdebütantin über das Partygirl zur Dame von Welt im Eiltempo zurückgelegt und nebenbei in London ein Dessousgeschäft für aristokratische Kundinnen betrieben. Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere war Diana Vreeland von 1962 bis 1972 Chefredakteurin der amerikanischen Vogue, in einem Jahrzehnt also, in dem sich Amerika künstlerisch und stilistisch endgültig von europäischen Vorbildern emanzipierte. Vreeland war sozusagen zwischen Warhol und Weißem Haus tätig. Jacqueline Kennedy, die sich in Mode- und Einrichtungsfragen ausgiebigvon ihr beraten ließ, und Andy Warhol zählten zu ihren engen Vertrauten. Ihrer Kompetenz in Mode- und Stilfragen setzte Vreeland endgültig die Krone auf, als sie nach ihrem Ausscheiden bei der Vogue zur Kuratorin der Kostümabteilung des Metropolitan Museum in New York berufen wurde. Ihre 1984 in den USA erschienene Autobiographie, die wir Ihnen hier erstmals in deutscher Sprache vorlegen, ist witzig, geistreich, abgebrüht und aus kontinentaler Sicht einfach märchenhaft. Sie nur als flott zu bezeichnen wäre stillos. Eine verführerische Mischung aus Baron Münchhausen und Roland Barthes hat ein begeisterter amerikanischer Kritiker sie genannt und kommt damit der Wahrheit sehr nahe: Phantastische Gesellschaftsreportage verbindet sich hier mit fast philosophischen Reflexionen über Luxus und Moden. Das künstlerische und gesellschaftliche Personal, das hier auftritt, ist so hochkarätig, dass man es kaum glauben mag. Von Diaghilew und Nijinsky, Sarah Bernhardt und Josephine Baker zu Greta Garbo und Jackie Kennedy, Lauren Hutton, Yves Saint Laurent, Andy Warhol und vielen anderen. Von den vielen Schauspielern und Photographen, denen sie durch ihre berufliche Tätigkeit verbunden war, ganz zu schweigen. Das temporeiche und übersprudelnde Buch garantiert ein Lesevergnügen der Extraklasse. Einige Kritiker haben gar empfohlen, Partien daraus auswendig zu lernen