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Pierrette Fleutiaux schreibt in ihrem Roman über ein Thema, das jeden angeht und das doch nur selten behandelt wird: Was ist, wenn Vater und Mutter alt werden? Dieses bewegende autobiographische Buch beschreibt die letzten Lebensjahre der alternden Mutter, die liebevolle Zuwendung der Tochter und die ewigen Kämpfe mit der Mutter, die widersprüchlichen Gefühle, wenn die Eltern hilflos und bedürftig werden und doch weiterhin die alte Autorität beanspruchen. Präzise und ehrlich beschreibt Pierrette Fleutiaux die Einzelheiten des Weges von der Auflösung des einstigen Hauses zum Umzug in das…mehr

Produktbeschreibung
Pierrette Fleutiaux schreibt in ihrem Roman über ein Thema, das jeden angeht und das doch nur selten behandelt wird: Was ist, wenn Vater und Mutter alt werden?
Dieses bewegende autobiographische Buch beschreibt die letzten Lebensjahre der alternden Mutter, die liebevolle Zuwendung der Tochter und die ewigen Kämpfe mit der Mutter, die widersprüchlichen Gefühle, wenn die Eltern hilflos und bedürftig werden und doch weiterhin die alte Autorität beanspruchen.
Präzise und ehrlich beschreibt Pierrette Fleutiaux die Einzelheiten des Weges von der Auflösung des einstigen Hauses zum Umzug in das passende Altersheim, die alltäglichen Kleinigkeiten, an denen sich der Wandel vom Früher zum Heute ablesen läßt, aber auch die Konflikte und Schuldgefühle, die sich zwangsläufig einstellen. Die Tochter lebt weit entfernt von Paris und besucht die Mutter regelmäßig, aber für die Mutter eben nicht oft genug. Der Zwiespalt für die Tochter wird so groß, daß sie zeitweilig nicht mehr schreiben kann.
Erst Jahre nach dem Tod der Mutter kann sie dieses Thema aufgreifen, kann das Buch schreiben, das wie das französische Gegenstück zu Philip Roths Mein Leben als Sohn wirkt und in Frankreich über 40.000mal verkauft wurde. Klar, anschaulich und doch poetisch und in seiner Präzision fast schon wieder parabelhaft beschreibt Pierrette Fleutiaux einen Wandel im Leben und in den familiären Beziehungen, der uns allen, so oder so, bevorsteht. Ein schöner, intensiver Roman, in dem sich jeder wiederfinden wird.
Autorenporträt
Pierrette Fleutiaux, geboren 1941, Studium Englisch in Limoges, Poitiers, Bordeaux und London. Zahlreiche Buchveröffentlichungen, Auszeichnung mit dem Prix Femina.

Holger Fock, geboren 1958 in Ludwigsburg, übersetzt seit 25 Jahren französische Literatur. Er lebt zusammen mit der Übersetzerin Sabine Müller und zwei Kindern im Raum Heidelberg.
Gemeinsam mit Sabine Müller wurde er 2011 mit dem "Eugen-Helmlé-Übersetzerpreis" ausgezeichnet und 2015 erhielt er den "Prix Lémanique de la Traduction".

Sabine Müller, geboren 1959 in Lauffen/Neckar, ist seit 1994 Übersetzerin für französische und englische Literatur. Sie lebt zusammen mit dem Übersetzer Holger Fock und zwei Kindern im Raum Heidelberg.
Gemeinsam mit Holger Fock wurde sie im Jahr 2011 mit dem Eugen-Helmlé-Übersetzerpreis ausgezeichnet.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.01.2004

Schnupperlehre des Sterbens
Ein Buch über die alternde Mutter von Pierrette Fleutiaux

Gleich zweimal verliert die Autorin in diesem Buch die eigene Mutter, an den Tod und an die Literatur. Ob das schon einen Roman ergibt, wie der Untertitel behauptet, bleibe dahingestellt. Eine autobiographische Skizze der Tochter über das Altwerden und Sterben der Mutter ist es allemal. Und daß da nicht zwei, sondern vier Subjekte im Spiel sind, ist der Autorin Pierrette Fleutiaux auch bekannt. "Ich glaube nicht", schreibt sie, "daß die Frau, von der ich erzähle, meine Mutter ist. Und auch ich bin nicht das ,Ich', das von ihr erzählt."

Solche literarische Teilungsoperationen kennen wir. Was in der Kapitelkaskade dieses Buchs über gemeinsamen Kleiderkauf, Arztbesuch, Umzug ins Altersheim, Verwandtengespräche aber sonst noch situationshaft daherkommt und im Wechsellicht der Erinnerung auch aus der Kindheit nachglüht, ist die postume Wiederbegegnung einer Mutter, die tot, und einer Tochter, die einstweilen schreibunfähig ist. Bleibt, wie gesagt, das literarische Dokument, wo die wahre Mutter "sich in keinem Roman unterbringen läßt". Die Feinheit des Blicks für all die unscheinbaren, aber bedeutsamen Details im gleichförmigen Tagesablauf der alternden Frau ist das Beste an diesem Buch.

Unter der um die Dame sich ziehenden Zellophanfolie, die hier als metaphorisches Leitmotiv die Altersvereinsamung anzeigt, bleiben tausend Leerräume, in denen sich bis zuletzt immer neuer Lebenswille regt. Die kuriose Fröhlichkeit der Frau bei der tristen Altersheimsuche, ihr emsiges Wortnetzspinnen beim Umzug um die aus der Wohnung verschwindenden Möbel, ihre gewiefte Strategie, mit der sie den jungen Arzt gegen die Tochter auf ihre Seite zieht, oder die Pfiffigkeit, mit der sie unter den verstörten Augen der Tochter an den kleinen Jungen vor dem Fenster die scharfen Vichy-Pastillen verteilt, wohlwissend, daß er diese natürlich nicht essen, sondern bei seinen Freunden als Gegenwert für eine Runde mit dem Fahrrad einlösen wird - all das sind Äußerungen des unbeugsamen Dabeibleibenwollens. Und bei aller Zärtlichkeit der zu Besuch kommenden Tochter ist es ein permanenter Zweikampf. Diese Verstrickung von Zuneigung und Schlagfertigkeit vermag die Autorin ohne Abgleiten in Gefühlsmief insgesamt sicher zu halten.

Eine besondere Rolle in diesem Kampf spielt das Geld. Der Sparwille der Mutter, die zum Ärger der Tochter mit dem miesesten Friseur des Quartiers vorliebnimmt, ist nicht Knausrigkeit, sondern ein Mittel, die alte Rolle des planenden Vorsehens für die anderen zu wahren: "Ihre Weigerung, unnütz Geld auszugeben. ,Und meine Kinder, wo bleiben die?' fragt sie. Soll heißen: Ich möchte ihr Erbe nicht verschleudern." Alles muß immerfort umgedeutet werden.

Der Satz "Ich brauche ein neues Kleid" bedeutet keineswegs, nun sei der Weg zum Schneider angesagt. Er ist vielmehr eine Einladung, vor den Schrank zu treten und zur Begutachtung all die alten Kleider herauszunehmen, die frühen, noch taillierten, die späteren, mit Rüschen und Falten, bis hin zu den zuletzt gekauften, von oben bis unten geradegeschnittenen und vorn zugeknöpften - ein wahres Ritual einer auf ihre Vergangenheit zurückblickenden Frau, die wie ein Befehlshaber den Ausgang und das Luftschnappen ihrer früheren Rollen organisiert.

Pierrette Fleutiaux beschreibt diese intime Auseinanderbewegung von Mutter und Tochter vor dem Tod statt mit existentiellem Tiefblick eher mit dem Gespür der tausend Alltagsdetails, die jeder Leser kennt oder sich zumindest vorstellen kann. Es ist eine bald verwunderte, bald zärtliche, bald auch etwas bange Huldigung ans Lebenwollen bis zuletzt, das selbst der schon bewußtlos im Sterbebett Liegenden vor den letzten Atemzügen noch ein hemmungsloses Gähnen entlockt, "komisch und wunderbar, die spontane Reaktion eines lebendigen Körpers". Das liest sich beinah heiter, auch in der Übersetzung. Zu dem im Klappentext vergleichsweise angeführten "Mein Leben als Sohn" von Philip Roth ist aber doch noch ein erheblicher Abstand.

JOSEPH HANIMANN

Pierrette Fleutiaux: "Faß dich kurz, Liebes". Roman. Aus dem Französischen übersetzt von Holger Fock und Sabine Müller. C. H. Beck Verlag, München 2003. 231 S., geb., 17,90 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Thomas Laux attestiert der französischen Autorin Pierrette Fleutiaux in seiner knappen Kritik Kenntnisreichtum bei der Beschreibung einer höchst ambivalenten und "überaus prekären" Mutter-Tochter-Beziehung. In ihrem Roman, der sich als Bericht der Tochter über ihre verstorbene Mutter herausstellt, entwickelt die Autorin ein "kniffliges Spiel" zwischen Macht und Ohnmacht, Herrschaft und Unterdrückung, so der Rezensent angetan. Dabei zeige Fleutiaux, wie schwierig das Verhältnis von Müttern und Töchtern noch bis über den Tod hinaus sein kann, lobt Laux beeindruckt.

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