Rajan shows how the individual choices that collectively brought about the economic meltdown - made by bankers, government officials, and ordinary homeowners - were rational responses to a flawed global financial order in which the incentives to take on risk are incredibly out of step with the dangers those risks pose. He traces the deepening fault lines in a system overly dependent on American consumption to power the world economy and stave off a global downturn; a system where America's thin social safety net has created tremendous political pressure to keep job creation robust, because jobs are the primary provider of health and other benefits; and where the U.S. financial sector, with its skewed incentives, is the critical but unstable link between an overstimulated America and an underconsuming world.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.12.2010Der wahre Grund für die Finanzkrise
1 Wer hätte gedacht, dass an der Finanzkrise die großen Unterschiede zwischen Arm und Reich in Amerika schuld sind? Der ehemalige Chefökonom des Internationalen Währungsfonds, Raghuram Rajan. Sein Krisenbuch "Fault Lines" kam spät, bisher liegt es erst auf Englisch vor, doch es bringt die überzeugendste Erklärung der Finanzkrise überhaupt.
Rajans Erklärung geht so: Während sich in den neunziger Jahren die reichen Amerikaner immer mehr leisten konnten, stagnierte das Einkommen der Armen. Diese Situation gefiel weder den Armen noch den Politikern, die von ihnen gewählt werden wollten. Ob bewusst oder unbewusst, ist nicht ganz klar - jedenfalls fanden die Präsidenten Bill Clinton und George W. Bush eine Lösung: Sie propagierten günstige Kredite für Leute, die anderweitig keinen Kredit für ein Haus bekommen hätten. Das waren die sogenannten "Sub-prime"-Kredite. Weil sich nun immer mehr Leute ein Haus leisten konnten, stiegen die Preise für diese Häuser immer weiter. Es schien so, als könnten dank dieser Wertsteigerung die Kredite ohnehin zurückgezahlt werden. Prompt wurden die Kreditprüfungen lockerer. Die Kredite wurden in Wertpapiere verbrieft und an Banken in aller Welt verkauft. Als der Immobilienmarkt zusammenbrach und die armen Hauskäufer ihre Kredite nicht mehr bedienten, bekamen die Banken ihr Geld nicht mehr zurück. Und das Problem wurde sichtbar.
Rajan sieht die Schuld nicht nur bei den amerikanischen Präsidenten. Auf dem Weg durch die Finanzkrise zeigt er genau, wer mit seinem Versagen die Finanzkrise erst möglich machte. Nur einer wie Rajan konnte eine so umfassende Analyse vorlegen. Der 47-Jährige gehört zu einer neuen Generation von Ökonomen, denen die alten Lager-Streitereien um Fehlbarkeit oder Unfehlbarkeit des Marktes egal sind. "Keynes gegen Friedman - das ist ein Streit von gestern", sagt er. Rajan selbst hat als gebürtiger Inder noch erlebt, wie schlecht die Wirtschaft läuft, wenn der Markt zu sehr eingeschränkt wird. Aber er sagt auch: "Heute können wir zugeben, dass der Markt Fehler hat."
Für die Zukunft hat Rajan ein einfaches Rezept: Bildung. Wenn die Armen besser ausgebildet sind, können sie auch mehr Geld verdienen - und der Unterschied zwischen Arm und Reich wächst nicht mehr so schnell. Also ist eine neue Politik ähnlich der Subprime-Kredite dann nicht mehr nötig.
bern.
Raghuram Rajan: "Fault Lines", Princeton University Press, rund 20 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
1 Wer hätte gedacht, dass an der Finanzkrise die großen Unterschiede zwischen Arm und Reich in Amerika schuld sind? Der ehemalige Chefökonom des Internationalen Währungsfonds, Raghuram Rajan. Sein Krisenbuch "Fault Lines" kam spät, bisher liegt es erst auf Englisch vor, doch es bringt die überzeugendste Erklärung der Finanzkrise überhaupt.
Rajans Erklärung geht so: Während sich in den neunziger Jahren die reichen Amerikaner immer mehr leisten konnten, stagnierte das Einkommen der Armen. Diese Situation gefiel weder den Armen noch den Politikern, die von ihnen gewählt werden wollten. Ob bewusst oder unbewusst, ist nicht ganz klar - jedenfalls fanden die Präsidenten Bill Clinton und George W. Bush eine Lösung: Sie propagierten günstige Kredite für Leute, die anderweitig keinen Kredit für ein Haus bekommen hätten. Das waren die sogenannten "Sub-prime"-Kredite. Weil sich nun immer mehr Leute ein Haus leisten konnten, stiegen die Preise für diese Häuser immer weiter. Es schien so, als könnten dank dieser Wertsteigerung die Kredite ohnehin zurückgezahlt werden. Prompt wurden die Kreditprüfungen lockerer. Die Kredite wurden in Wertpapiere verbrieft und an Banken in aller Welt verkauft. Als der Immobilienmarkt zusammenbrach und die armen Hauskäufer ihre Kredite nicht mehr bedienten, bekamen die Banken ihr Geld nicht mehr zurück. Und das Problem wurde sichtbar.
Rajan sieht die Schuld nicht nur bei den amerikanischen Präsidenten. Auf dem Weg durch die Finanzkrise zeigt er genau, wer mit seinem Versagen die Finanzkrise erst möglich machte. Nur einer wie Rajan konnte eine so umfassende Analyse vorlegen. Der 47-Jährige gehört zu einer neuen Generation von Ökonomen, denen die alten Lager-Streitereien um Fehlbarkeit oder Unfehlbarkeit des Marktes egal sind. "Keynes gegen Friedman - das ist ein Streit von gestern", sagt er. Rajan selbst hat als gebürtiger Inder noch erlebt, wie schlecht die Wirtschaft läuft, wenn der Markt zu sehr eingeschränkt wird. Aber er sagt auch: "Heute können wir zugeben, dass der Markt Fehler hat."
Für die Zukunft hat Rajan ein einfaches Rezept: Bildung. Wenn die Armen besser ausgebildet sind, können sie auch mehr Geld verdienen - und der Unterschied zwischen Arm und Reich wächst nicht mehr so schnell. Also ist eine neue Politik ähnlich der Subprime-Kredite dann nicht mehr nötig.
bern.
Raghuram Rajan: "Fault Lines", Princeton University Press, rund 20 Euro.
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