Amerika ist wenig geliebt. Je nach politischer Couleur wurden ihm seit eh und je Kulturlosigkeit, schnöder Materialismus oder zynischer Imperialismus vorgeworfen. Trotz aller nach dem 11. September 2001 abgelegten Lippenbekenntnisse verkehrte sich die bekundete Solidarität schon bald in demonstrative Distanz, die weit über kritische Einwände in Detailfragen hinausreicht. Der dabei aufscheinende Antiamerikanismus ist beileibe keine Erfindung der deutschen politischen Kultur allein. Vielmehr stellt er einen Reflex traditionsverhafteter Gesellschaften oder Gruppen gegenüber der anbrandenden Moderne dar. Dies galt historisch für Europa, hat sich aber im Gefolge der Globalisierung zu einem universellen Phänomen ausgeweitet. Heute dienen die USA als Projektionsfläche für alle Übel dieser Welt. Antiamerikanismus ist zum Echo der Globalisierung geworden.
Über den Ursprung des Anti-Amerikanismus
Unter dem Titel Verkehrte Welten hatte der Historiker Dan Diner bereits 1993 einen Essay veröffentlicht, der sich mit dem Ressentiment der Deutschen gegenüber der amerikanischen Politik beschäftigte. Anlass war damals der Golfkrieg und dessen Ablehnung durch die Mehrheit der deutschen Bevölkerung. Nun hat Diner, der Neuere und Jüdische Geschichte in Jerusalem und Leipzig lehrt, seinen Essay aktualisiert, indem er ein Kapitel über den 11. September 2001 hinzufügte. So stehen seine Thesen zum Feindbild Amerika erneut zur Diskussion.
Vorurteile haben Traditon
Und in der Tat, diskutieren lässt sich trefflich, denn was Diner als Teil der Mentalität ausmacht, ist nicht dazu angetan, den Deutschen zu gefallen. Diner geht zunächst chronologisch vor und ortet den Anti-Amerikanismus bereits zur Zeit der Romantik, "kann sie doch mit einigem Recht als die wohl produktivste Werkstätte langlebiger amerikafeindlicher Bilder und Metaphern gelten". Und während der Zeit der Weimarer Republik macht Diner einen Anti-Amerikanismus aus, der zwischen einem "ausgeprägten Hass" auf Präsident Wilson und dem Vorwurf des Imperialismus changierte. Nicht zuletzt seien auch Antisemitismus und Anti-Amerikanismus wesensverwandt.
Die Angst vor der "hypermodernen" Supermacht
Ausführlich setzt sich Diner auch mit den Zeitgenossen auseinander, die den Gegenschlag der Amerikaner nach dem 11. September 2001 kritisch kommentierten. Mit Peter Scholl-Latour zum Beispiel oder der indischen Schriftstellerin Arundhati Roy, deren Anklage "von einer dankbaren Leserschaft begierig aufgenommen" worden sei. Ob die Ursprünge dieser kritischen Töne allerdings in erster Linie aus der Konfrontation ihrer eigenen Tradition verpflichteter Gesellschaften mit der "Hypermoderne" der USA wurzeln, ist immerhin fraglich. Indem Diner sie allerdings derart erklärt, nimmt er ihnen ihre zum Teil durchaus vorhandene Berechtigung. Wie gesagt: viel Stoff zum Diskutieren.
(Eva Hepper, literaturtest.de)
Unter dem Titel Verkehrte Welten hatte der Historiker Dan Diner bereits 1993 einen Essay veröffentlicht, der sich mit dem Ressentiment der Deutschen gegenüber der amerikanischen Politik beschäftigte. Anlass war damals der Golfkrieg und dessen Ablehnung durch die Mehrheit der deutschen Bevölkerung. Nun hat Diner, der Neuere und Jüdische Geschichte in Jerusalem und Leipzig lehrt, seinen Essay aktualisiert, indem er ein Kapitel über den 11. September 2001 hinzufügte. So stehen seine Thesen zum Feindbild Amerika erneut zur Diskussion.
Vorurteile haben Traditon
Und in der Tat, diskutieren lässt sich trefflich, denn was Diner als Teil der Mentalität ausmacht, ist nicht dazu angetan, den Deutschen zu gefallen. Diner geht zunächst chronologisch vor und ortet den Anti-Amerikanismus bereits zur Zeit der Romantik, "kann sie doch mit einigem Recht als die wohl produktivste Werkstätte langlebiger amerikafeindlicher Bilder und Metaphern gelten". Und während der Zeit der Weimarer Republik macht Diner einen Anti-Amerikanismus aus, der zwischen einem "ausgeprägten Hass" auf Präsident Wilson und dem Vorwurf des Imperialismus changierte. Nicht zuletzt seien auch Antisemitismus und Anti-Amerikanismus wesensverwandt.
Die Angst vor der "hypermodernen" Supermacht
Ausführlich setzt sich Diner auch mit den Zeitgenossen auseinander, die den Gegenschlag der Amerikaner nach dem 11. September 2001 kritisch kommentierten. Mit Peter Scholl-Latour zum Beispiel oder der indischen Schriftstellerin Arundhati Roy, deren Anklage "von einer dankbaren Leserschaft begierig aufgenommen" worden sei. Ob die Ursprünge dieser kritischen Töne allerdings in erster Linie aus der Konfrontation ihrer eigenen Tradition verpflichteter Gesellschaften mit der "Hypermoderne" der USA wurzeln, ist immerhin fraglich. Indem Diner sie allerdings derart erklärt, nimmt er ihnen ihre zum Teil durchaus vorhandene Berechtigung. Wie gesagt: viel Stoff zum Diskutieren.
(Eva Hepper, literaturtest.de)
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.11.2003Abgespaltener Selbsthaß?
Dan Diner sucht nach den Wurzeln des Antiamerikanismus
Dan Diner: Feindbild Amerika. Über die Beständigkeit eines Ressentiments. Propyläen Verlag, Berlin 2002. 238 Seiten, 20,- [Euro].
Dan Diner, produktiver und medienpräsenter Historiker aus Jerusalem und Leipzig, warnt seine Leser gleich zu Beginn: Was er vorlege, sei ein polemisch gehaltener "historischer Essay", der die Zuspitzung suche, die wissenschaftliche Literatur nur selektiv auswerte, die Neuerscheinungen zum Thema seit der ersten Publikation dieses Textes im Jahre 1993 überhaupt nicht verarbeite und im übrigen ein Kapitel "Nach dem 11. September. Apologie Amerikas" hinzugefügt habe. Diese Bescheidenheitsgeste ist ebenso sympathisch wie notwendig, denn sie deutet selbstkritisch die Grenzen des vorliegenden Textes an. Das Verdienst Diners liegt allerdings darin, daß er es mit diesem Essay wagt, die Forschungen anderer zu einer Art Übersicht antiamerikanischer Vorurteile in Deutschland von der Romantik bis zum Ende des Kalten Krieges "zusammenzufassen". Das letzte Kapitel ist eher eine Selbstverständigung des Autors über das Wesen des Islamismus und das Wesen der multikulturellen und multiethnischen Vereinigten Staaten.
Dieser "historische Essay" ist bei all seinen Schwächen nützlich, weil es bisher keine knappe, handliche Synthese für den Kreis der Adressaten gibt, der eine solche Lektüre am nötigsten hätte - die Teile der deutschen Ober- und Mittelschichten, die seit 200 Jahren, so Diner, ihre Ängste über die mißverstandene Modernisierung auf die "Neue Welt" projizieren. "Amerika wird für die Folgen der dunklen Seite der Moderne haftbar gemacht; die USA werden zur notorischen Projektionsfläche abgespaltener Anteile von Selbsthaß." Unter Amerikafeindlichkeit oder Antiamerikanismus versteht Diner ein "weltanschaulich tiefverankertes und ebenso langlebiges Ressentiment", dogmatisch und resistent gegen neue Erfahrungen und Einsichten. Deshalb können auch diejenigen von Ressentiments befallen werden, die nie praktisch oder theoretisch mit den Vereinigten Staaten in Berührung gekommen sind.
Der Kern des Essays ist eine beschreibende Reproduktion antiamerikanischer Ressentiments deutscher Dichter, Denker und Wissenschaftler. Zu diesem bunten Strauß gehören etwa Lenau, Hegel, Heine, Nietzsche, Marx, Brecht, Enzensberger, Hochhuth, Ludwig Marcuse, Dorothee Sölle, Horst-Eberhard Richter. Daneben zitiert Diner auch ausführlich amerikakritische Autoren, die in ihrer Zeit jeweils große Verbreitung fanden: Ferdinand Kürnberger, Adolf Halfeld, Ernst von Salomon, Giselher Wirsing, Leo L. Matthias und Rudolf Winter. In der Sache selbst finden sich alle antiamerikanischen Ressentiments versammelt, die der Forschung wohlbekannt sind. Zu den negativen Stereotypen über die Vereinigten Staaten und die Amerikaner gehören: kultur-, geschichts- und traditionslos, materialistisch, imperialistisch, sozialdarwinistisch, kapitalistisch, utilitaristisch, auf den Dollar fixiert, scheinheilig, heuchlerisch, eine Gesellschaft ohne Staat, ein Raubtierkapitalismus ohne soziales Gewissen, eine mechanisierte Massengesellschaft, die alle individuellen und historischen Unterschiede einebne, et cetera.
Die Schwächen des Essays sind unübersehbar: Nirgends wird der Versuch gemacht, die epochenspezifische Bedeutung des Antiamerikanismus im Vergleich zum Proamerikanismus und zu der seit über 200 Jahren hinweg vermutlich dominierenden Tradition in Beziehung zu setzen, nämlich zur Kontinuität der Ambivalenz. Besonders für die Zeit nach 1945 stehen für eine solche Aufgabe empirische Umfragen in Hülle und Fülle zur Verfügung. Ferner: Amerika als Vorbild oder Schreckbild der Moderne ist nicht gerade eine neue Interpretation, sondern das seit den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts am meisten benutze Paradigma.
Schließlich landet der Autor aus mehreren Gründen in der Falle des deutschen Sonderwegs, wenn er meint, daß sich der Antiamerikanismus besonders tief in die politischen Mentalitäten der Deutschen eingefressen habe. "Abgespaltener Selbsthaß" ist, wenn denn darin die causa causans des Antiamerikanismus liegen soll, kein speziell deutsches, sondern ein universales Phänomen, das man im übrigen auch in den Vereinigten Staaten selbst besichtigen kann. In Frankreich zum Beispiel, so hat die neuere Forschung gezeigt, finden sich die antiamerikanischen Ressentiments in fast identischer Weise. Ferner überschätzt der Autor den historischen Zusammenhang von Antiamerikanismus und Antisemitismus. Zwar waren und sind beides Sündenbock-Ideologien, dennoch bildeten sie in der historischen Realität nur eine "sehr kleine Schnittmenge" (E. Klautke), zum Beispiel am radikal rechten Spektrum am Ende der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus.
Diners Analyse des Hitlerschen Amerikabildes, das die neueren Forschungen nicht zur Kenntnis nimmt, gehört nicht zu den Glanzstücken des Essays, weil er die tiefe Ambivalenz Hitlers über Amerika nicht in den Blick bekommt. In "Mein Kampf" und vor allem in Hitlers "Zweitem Buch" haben seine Äußerungen über die Vereinigten Staaten einen durchaus bewundernden Unterton, weil er das Land an seinem Weltbild maß: Washington erscheint zugleich als Prototyp einer Weltmacht mit angemessenem Lebensraum, richtiger Rasse-, das heißt Einwanderungspolitik, einem großen Binnenmarkt, hohem Lebensstandard, außerordentlicher Produktivität, technischer Innovationsfähigkeit und als Herausforderung für Deutschland und Europa. Der Antisemitismus wird erst in dem Moment der dominante Teil der Hitlerschen Amerikakritik, als er erkennen muß, daß Roosevelt - wie Churchill - nicht gewillt ist, ihm freie Hand für die Errichtung eines nationalsozialistischen Rasseimperiums in Europa zu geben.
DETLEF JUNKER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Dan Diner sucht nach den Wurzeln des Antiamerikanismus
Dan Diner: Feindbild Amerika. Über die Beständigkeit eines Ressentiments. Propyläen Verlag, Berlin 2002. 238 Seiten, 20,- [Euro].
Dan Diner, produktiver und medienpräsenter Historiker aus Jerusalem und Leipzig, warnt seine Leser gleich zu Beginn: Was er vorlege, sei ein polemisch gehaltener "historischer Essay", der die Zuspitzung suche, die wissenschaftliche Literatur nur selektiv auswerte, die Neuerscheinungen zum Thema seit der ersten Publikation dieses Textes im Jahre 1993 überhaupt nicht verarbeite und im übrigen ein Kapitel "Nach dem 11. September. Apologie Amerikas" hinzugefügt habe. Diese Bescheidenheitsgeste ist ebenso sympathisch wie notwendig, denn sie deutet selbstkritisch die Grenzen des vorliegenden Textes an. Das Verdienst Diners liegt allerdings darin, daß er es mit diesem Essay wagt, die Forschungen anderer zu einer Art Übersicht antiamerikanischer Vorurteile in Deutschland von der Romantik bis zum Ende des Kalten Krieges "zusammenzufassen". Das letzte Kapitel ist eher eine Selbstverständigung des Autors über das Wesen des Islamismus und das Wesen der multikulturellen und multiethnischen Vereinigten Staaten.
Dieser "historische Essay" ist bei all seinen Schwächen nützlich, weil es bisher keine knappe, handliche Synthese für den Kreis der Adressaten gibt, der eine solche Lektüre am nötigsten hätte - die Teile der deutschen Ober- und Mittelschichten, die seit 200 Jahren, so Diner, ihre Ängste über die mißverstandene Modernisierung auf die "Neue Welt" projizieren. "Amerika wird für die Folgen der dunklen Seite der Moderne haftbar gemacht; die USA werden zur notorischen Projektionsfläche abgespaltener Anteile von Selbsthaß." Unter Amerikafeindlichkeit oder Antiamerikanismus versteht Diner ein "weltanschaulich tiefverankertes und ebenso langlebiges Ressentiment", dogmatisch und resistent gegen neue Erfahrungen und Einsichten. Deshalb können auch diejenigen von Ressentiments befallen werden, die nie praktisch oder theoretisch mit den Vereinigten Staaten in Berührung gekommen sind.
Der Kern des Essays ist eine beschreibende Reproduktion antiamerikanischer Ressentiments deutscher Dichter, Denker und Wissenschaftler. Zu diesem bunten Strauß gehören etwa Lenau, Hegel, Heine, Nietzsche, Marx, Brecht, Enzensberger, Hochhuth, Ludwig Marcuse, Dorothee Sölle, Horst-Eberhard Richter. Daneben zitiert Diner auch ausführlich amerikakritische Autoren, die in ihrer Zeit jeweils große Verbreitung fanden: Ferdinand Kürnberger, Adolf Halfeld, Ernst von Salomon, Giselher Wirsing, Leo L. Matthias und Rudolf Winter. In der Sache selbst finden sich alle antiamerikanischen Ressentiments versammelt, die der Forschung wohlbekannt sind. Zu den negativen Stereotypen über die Vereinigten Staaten und die Amerikaner gehören: kultur-, geschichts- und traditionslos, materialistisch, imperialistisch, sozialdarwinistisch, kapitalistisch, utilitaristisch, auf den Dollar fixiert, scheinheilig, heuchlerisch, eine Gesellschaft ohne Staat, ein Raubtierkapitalismus ohne soziales Gewissen, eine mechanisierte Massengesellschaft, die alle individuellen und historischen Unterschiede einebne, et cetera.
Die Schwächen des Essays sind unübersehbar: Nirgends wird der Versuch gemacht, die epochenspezifische Bedeutung des Antiamerikanismus im Vergleich zum Proamerikanismus und zu der seit über 200 Jahren hinweg vermutlich dominierenden Tradition in Beziehung zu setzen, nämlich zur Kontinuität der Ambivalenz. Besonders für die Zeit nach 1945 stehen für eine solche Aufgabe empirische Umfragen in Hülle und Fülle zur Verfügung. Ferner: Amerika als Vorbild oder Schreckbild der Moderne ist nicht gerade eine neue Interpretation, sondern das seit den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts am meisten benutze Paradigma.
Schließlich landet der Autor aus mehreren Gründen in der Falle des deutschen Sonderwegs, wenn er meint, daß sich der Antiamerikanismus besonders tief in die politischen Mentalitäten der Deutschen eingefressen habe. "Abgespaltener Selbsthaß" ist, wenn denn darin die causa causans des Antiamerikanismus liegen soll, kein speziell deutsches, sondern ein universales Phänomen, das man im übrigen auch in den Vereinigten Staaten selbst besichtigen kann. In Frankreich zum Beispiel, so hat die neuere Forschung gezeigt, finden sich die antiamerikanischen Ressentiments in fast identischer Weise. Ferner überschätzt der Autor den historischen Zusammenhang von Antiamerikanismus und Antisemitismus. Zwar waren und sind beides Sündenbock-Ideologien, dennoch bildeten sie in der historischen Realität nur eine "sehr kleine Schnittmenge" (E. Klautke), zum Beispiel am radikal rechten Spektrum am Ende der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus.
Diners Analyse des Hitlerschen Amerikabildes, das die neueren Forschungen nicht zur Kenntnis nimmt, gehört nicht zu den Glanzstücken des Essays, weil er die tiefe Ambivalenz Hitlers über Amerika nicht in den Blick bekommt. In "Mein Kampf" und vor allem in Hitlers "Zweitem Buch" haben seine Äußerungen über die Vereinigten Staaten einen durchaus bewundernden Unterton, weil er das Land an seinem Weltbild maß: Washington erscheint zugleich als Prototyp einer Weltmacht mit angemessenem Lebensraum, richtiger Rasse-, das heißt Einwanderungspolitik, einem großen Binnenmarkt, hohem Lebensstandard, außerordentlicher Produktivität, technischer Innovationsfähigkeit und als Herausforderung für Deutschland und Europa. Der Antisemitismus wird erst in dem Moment der dominante Teil der Hitlerschen Amerikakritik, als er erkennen muß, daß Roosevelt - wie Churchill - nicht gewillt ist, ihm freie Hand für die Errichtung eines nationalsozialistischen Rasseimperiums in Europa zu geben.
DETLEF JUNKER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
" Trotz einiger Schwächen findet Rezensent Detlef Junker diesen Essay nützlich, weil es bisher seiner Ansicht nach keine "knappe, handliche Synthese für den Kreis der Adressaten gibt, die eine solche Lektüre am nötigsten hätten": den Teil der deutschen Mittel- und Oberschicht nämlich, die Dan Diner zufolge seit zweihundert Jahren ihre Ängste über missverstandene Modernisierung auf Amerika projizieren. Kern des Essays ist für den Rezensenten eine beschreibende Reproduktion antiamerikanischer Ressentiments deutscher Dichter. In der Zusammenfassung der antiamerikanischen Vorurteile von der Romantik bis zum Ende des Kalten Krieges sieht Junker ein echtes Verdienst Diners. Überschätzt findet der Rezensent allerdings den Zusammenhang von Antiamerikanismus und Antisemitismus. Auch andere Schwächen werden an diesem Band diagnostiziert, aber nicht weiter übelgenommen, weil Dan Diner selbstkritisch auf die Grenzen seines Texte verweise.
© Perlentaucher Medien GmbH"
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