Ich lese sehr gerne historische Krimis und mag besonders die Zeit der vorletzten Jahrhundertwende und der 20ger Jahre, von daher versprach der Klappentext ja ein spannendes Lesevergnügen. Zudem bot die Idee mit einem homosexuellen Kommissar in Anbetracht der Zeit doch einiges Potential. Leider wurde
ich sehr enttäuscht, denn das Buch kann in keinster Weise halten, was der Klappentext verspricht.…mehrIch lese sehr gerne historische Krimis und mag besonders die Zeit der vorletzten Jahrhundertwende und der 20ger Jahre, von daher versprach der Klappentext ja ein spannendes Lesevergnügen. Zudem bot die Idee mit einem homosexuellen Kommissar in Anbetracht der Zeit doch einiges Potential. Leider wurde ich sehr enttäuscht, denn das Buch kann in keinster Weise halten, was der Klappentext verspricht. Statt Krimi bekommt der Leser hier viel eifersüchtiges Gezänk, seitenweise Selbstmitleidsbekundungen und die beiden Hauptfiguren benehmen sich eher wie 14 jährige Pennäler statt wie Erwachsene. Vor allem rückt der Krimifall vor all dem Drama um Paul und Carl völlig in den Hintergrund, es fehlt ein roter Faden, dem man beim Lesen folgen kann, statt dessen gibt es zwischen den epischen Eifersüchteleien zerfaserte Berichte aus diversen unterschiedlichen Blickwinkeln, die völlig zusammenhanglos erscheinen, zwar wird hier am Ende vieles zusammengeführt und insgesamt auch durchaus schlüssig aufgelöst, trotzdem sollte bei einem Buch, das als historischer Krimi ausgewiesen ist, auch der Fokus auf dem Krimi liegen. Wirklich überraschend war die Auflösung für mich allerdings nicht, denn ich habe eigentlich von Anfang an geahnt, wer der eigentliche Mörder ist, das mag daran liegen, dass ich viele Krimis lese und inzwischen ein Gespür dafür habe. Die eigentliche Ausführung der Tat war aber wirklich originell, das muß man zugestehen!
Ein wenig nervig ist auch, dass auf jeder gefühlt 3. Seite erwähnt wird, dass Carl der schönste Mann der Ufa sei und Paul Berlins mutigster Kommissar, nun ja, ich hatte es schon nach dem 1. Mal begriffen! Statt dem ewigen Drama zwischen dem Liebespaar hätte ich mir hier einfach mal ein wenig Tiefgang gewünscht, eine homosexuelle Liebesbeziehung, vor allem zwischen 2 so recht bekannten Personen, die teilweise auch zusammen leben, wäre sicher nicht ewig geheim geblieben und da solche Beziehungen nun mal unter den Unzuchtsparagraphen fielen und strafbar waren, hätte hier durchaus das Potenzial für einige Komplikationen und Schwierigkeiten gelegen, leider erfolgt in dieser Richtung gar nichts, außer der gelegentlichen Erwähnung des bewußten Paragraphen.
Gut ich will nicht nur nörgeln, die Autorin hat einen angenehmen Schreibstil, der zwar nicht immer ganz zur Zeit der 20ger paßt, sich aber sehr flüssig lesen läßt, auch die Figurenzeichnung ist ganz gut gelungen und die Autorin hat eindeutig ein Händchen für launige Szenen. Trotz des nervigen Liebesgeplänkels mußte ich öfter mal Schmunzeln, was die doch etwas fade Handlung auflockerte.
FaziT: wer wie ich gern atmosphärische historische Krimis mit Spannung und Lokalkolorit mag, der ist hier leider völlig falsch! Wer sich für seichtes Liebesgeplänkel erwärmen kann, der kann getrost zugreifen. Mir fehlte einfach die Krimikomponente und das ausufernde Drama um Carl und Paul war mir einfach zu belanglos, auch wenn es durchaus unterhaltsame Momente gibt.