Vorbemerkung des Übersetzers zur Geschichte des Titels FeintodEs war diesmal eine echte Ausnahmesituation, als ich den Übersetzervertrag unterschrieb. Ich kannte weder den Autor persönlich noch die Gedichte, die der zu übersetzende Band enthielt. Als Robert erban sie mir dann zuschickte, gab mir daher gleich der Titel ein Rätsel auf: Moartea parafina - (moartea = der Tod; parafina = Paraffin) ließe sich mit "Paraffintod" bzw. "Der Tod als Paraffin" übersetzen, sofern klar wäre, auf welche Suggestionsdynamik der Autor setzt; ob er im Sinne der Paraffinölmetapher den Tod in der "Lebensmechanik"…mehr
Vorbemerkung des Übersetzers zur Geschichte des Titels FeintodEs war diesmal eine echte Ausnahmesituation, als ich den Übersetzervertrag unterschrieb. Ich kannte weder den Autor persönlich noch die Gedichte, die der zu übersetzende Band enthielt. Als Robert erban sie mir dann zuschickte, gab mir daher gleich der Titel ein Rätsel auf: Moartea parafina - (moartea = der Tod; parafina = Paraffin) ließe sich mit "Paraffintod" bzw. "Der Tod als Paraffin" übersetzen, sofern klar wäre, auf welche Suggestionsdynamik der Autor setzt; ob er im Sinne der Paraffinölmetapher den Tod in der "Lebensmechanik" gleichsam als Schmiermittel dienend auftreten lässt, oder als Bohnerwachs bzw. als Rohstoff für die Herstellung von Kerzen etc.? Oder ob er sich nicht etwa ein Wortspiel ausgedacht hat, wo das rumänische parafina dem lateinischen parum affinis ("wenig reagierend") gegenüber das Verhältnis Tod/Leben geradezu umgekehrt in Richtung einer zwar durchaus wirkungsvollen, doch subtiläquivoken Affinität akzentuiert: in moartea parafina liegt die Betonung eindeutig auf fina, was schlichtweg fein bedeutet (der Tod ist im Rumänischen übrigens weiblichen Geschlechts...).Und er spielt in diesem Band Robert erbans auch keineswegs die Hauptrolle, ja einmal erwacht er, der Tod selbst, richtig zum Leben, und zwar als "unser guter Hausmann" (obgleich er in der Originalversion natürlich die gute Hausfrau darstellt).Ausgehend von diesen und anderen Details kam ich mit dem Autor überein, den Titel des Bandes leicht abzuändern.Gerhardt CsejkaDie Gedichte Robert Serbans sind gesättigt mit Wirklichkeit. In zugleich schlichter und suggestiver Sprache erzählen sie von einer harten bäuerlichen Realität, die uns in ihrer Fremdheit als Märchenwelt erscheint. Gott und Teufel kommen darin vor, gepfählte Wölfe und Frauen, die Tiere vor dem Schlachten streicheln. Doch diese Welt wird nicht als poetisches Reservat bewahrt - Robert Serban zeigt sie uns in Konfrontation mit dem modernen Leben. So begegnen wir auch Anhalterinnen und militärischen Scannern, dem Haus des Volkes und Dustin Hoffmann. Gedichte, in denen es keinen Augenblick langweilig wird. Ich habe sie mit großem Vergnügen gelesen. Ludwig Steinherr
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Autorenporträt
Csejka, GerhardtGerhardt Csejka, geb. am 11. April 1945 in Guttenbrunn/Banat/Rumänien. Er studierte Germanistik und Rumänistik an der Universität Temeswar und war seit Ende der 1960er Jahre Redakteur der Literaturzeitschrift "Neue Literatur" in Bukarest. Als Literaturwissenschaftler und Literaturkritiker förderte er die damals jungen Autoren der Aktionsgruppe Banat (1972-1975), Richard Wagner, Rolf Bossert, Gerhard Ortinau, William Totok, Johann Lippet, Werner Kremm, Anton Sterbling und Albert Bohn und war ihnen freundschaftlich verbunden. 1975 wurde er zusammen mit einigen Gruppenmitgliedern kurzzeitig verhaftet. 1986 siedelte er in die Bundesrepublik Deutschland aus. Zwischen 1992 und 1999 war er Redaktionsleiter der Zeitschrift "Neue Literatur. Zeitschrift für Querverbindungen" (Neue Folge). Daneben betätigte er sich als Herausgeber, u.a. von Arbeiten von Anemone Latzina und Rolf Bossert, und als Übersetzer aus dem Rumänischen, u.a. von Werken von Mircea Cartarescu und Norman M
anea. Für seine Tätigkeit wurde er mehrfach mit Preisen ausgezeichnet. Über längere Zeit nahm er Lehraufträge an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt a. M. und an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz wahr. Gegenwärtig lebt er in Berlin.
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