Die Veröffentlichung ist dem neben Ferdinand Hodler wohl wichtigsten Schweizer Maler am Beginn der Moderne gewidmet. Félix Vallotton (1865-1925) verließ allerdings seine Heimat bereits mit 17 Jahren und verbrachte den Rest seines Lebens in Paris. Dort schloss er sich der von Paul Gauguin beeinflussten Künstlergruppe »Les Nabis« an, zu der auch Pierre Bonnard, Aristide Maillol und Édouard Vuillard gehörten. Vallottons Werk umfasst stimmungsvolle Interieurs und Landschaften, aber auch unterkühlte Stillleben und Aktdarstellungen, die bereits auf die Neue Sachlichkeit zu verweisen scheinen.
International bekannt wurde der noch junge Künstler im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts durch seine Holzschnitte, die im Zentrum der Publikation stehen. Ihr elegant verknappter Stil hat die Grafik des Jugendstils entscheidend geprägt und auch noch die Generation der deutschen Expressionisten stark beeinflusst. Charakteristisch für Vallotton ist dabei ein skeptischer Blick auf die Welt des Fin de Siècle. Die Publikation geht insbesondere der Wechselwirkung zwischen Grafik und Malerei nach, denn Vallotton überträgt einzelne Motive seiner Holzschnitte auf seine Gemälde, deren bahnbrechende Modernität erst nach und nach erkannt wurde.
Ausstellung: Städtische Galerie Bietigheim-Bissingen 12.4.- 29.6.2003
International bekannt wurde der noch junge Künstler im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts durch seine Holzschnitte, die im Zentrum der Publikation stehen. Ihr elegant verknappter Stil hat die Grafik des Jugendstils entscheidend geprägt und auch noch die Generation der deutschen Expressionisten stark beeinflusst. Charakteristisch für Vallotton ist dabei ein skeptischer Blick auf die Welt des Fin de Siècle. Die Publikation geht insbesondere der Wechselwirkung zwischen Grafik und Malerei nach, denn Vallotton überträgt einzelne Motive seiner Holzschnitte auf seine Gemälde, deren bahnbrechende Modernität erst nach und nach erkannt wurde.
Ausstellung: Städtische Galerie Bietigheim-Bissingen 12.4.- 29.6.2003
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.08.2003Heul doch! – So triumphiert die Frau
Farbenreicher als die Werke vieler berühmter Maler!” behauptete der Kunsthistoriker Julius Meier-Graefe über die schwarz-weißen Holzschnitte von Félix Vallotton. Sein Urteil wirkt verblüffend einleuchtend, lässt sich aber nur auf die formalen Qualitäten der Serie mit dem vielversprechenden Titel „Intimités” anwenden, die 1899 erstmals in den Redaktionsräumen der Pariser Revue blanche ausgestellt wurde. Denn inhaltlich betreibt der Schweizer, der seinen Wohnsitz in die Kunstmetropole Paris verlegte, nichts anderes als pointierte Schwarz-Weiß-Malerei. Vallotton zeigt die Techniken der Konfliktführung zwischen Mann und Frau. Meist triumphiert Sie, aber nur weil Sie berechnend, kühl und verlogen agiert. Auf dem ersten Bild „Le triomphe” thront Sie gouvernantenhaft und mitleidlos auf einem Canapé, während Er verzweifelt sein Gesicht in einem Taschentuch vergräbt. Den Titel des dritten Bildes „La raison probante” (das schlagende Argument) müsste man nicht gelesen haben, um zu erkennen, dass hier jemand mit Unschuldsmine um den Finger gewickelt wird. Beklemmend eng wirken die Interieurs des Pariser Bürgertums, dem Vallotton mit dem Blick des Paaranlytikers den Spiegel vorhält. Eingekeilt zwischen biedermeierlichen Möbeln ereignen sich die strindbergschen Dramen der Ehe – eine bürgerliche Institution, die ausweglos ins Unglück führt. In der Literatur, Philosophie und Psychologie ist der Geschlechterkampf um die Jahrhundertwende ein zentrales Thema, in der bildenden Kunst ist Vallottons Sittenporträt singulär.
Zu einer Ausstellung in der Städtischen Galerie in Bietigheim-Bissingen liegt ein Katalog vor, der neben Félix Vallottons grafischen Miniaturen der Pariser Belle Epoque auch seine Landschaften, Porträts und Plakatentwürfe zeigt. (Félix Vallotton. Maler und Grafiker im Paris der Jahrhundertwende. Hatje Cantz Verlag, Osfildern-Ruit 2003. 164 Seiten, 29,90 Euro.)
In Vallottons Gemälden stehen die positiven Eigenschaften der Frau im Mittelpunkt. Sie ist Aktmodell – Badende im Wasser stehend, Badende, sich den Rücken trocknend oder Liegende, die eine Katze krault.
lanf
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Farbenreicher als die Werke vieler berühmter Maler!” behauptete der Kunsthistoriker Julius Meier-Graefe über die schwarz-weißen Holzschnitte von Félix Vallotton. Sein Urteil wirkt verblüffend einleuchtend, lässt sich aber nur auf die formalen Qualitäten der Serie mit dem vielversprechenden Titel „Intimités” anwenden, die 1899 erstmals in den Redaktionsräumen der Pariser Revue blanche ausgestellt wurde. Denn inhaltlich betreibt der Schweizer, der seinen Wohnsitz in die Kunstmetropole Paris verlegte, nichts anderes als pointierte Schwarz-Weiß-Malerei. Vallotton zeigt die Techniken der Konfliktführung zwischen Mann und Frau. Meist triumphiert Sie, aber nur weil Sie berechnend, kühl und verlogen agiert. Auf dem ersten Bild „Le triomphe” thront Sie gouvernantenhaft und mitleidlos auf einem Canapé, während Er verzweifelt sein Gesicht in einem Taschentuch vergräbt. Den Titel des dritten Bildes „La raison probante” (das schlagende Argument) müsste man nicht gelesen haben, um zu erkennen, dass hier jemand mit Unschuldsmine um den Finger gewickelt wird. Beklemmend eng wirken die Interieurs des Pariser Bürgertums, dem Vallotton mit dem Blick des Paaranlytikers den Spiegel vorhält. Eingekeilt zwischen biedermeierlichen Möbeln ereignen sich die strindbergschen Dramen der Ehe – eine bürgerliche Institution, die ausweglos ins Unglück führt. In der Literatur, Philosophie und Psychologie ist der Geschlechterkampf um die Jahrhundertwende ein zentrales Thema, in der bildenden Kunst ist Vallottons Sittenporträt singulär.
Zu einer Ausstellung in der Städtischen Galerie in Bietigheim-Bissingen liegt ein Katalog vor, der neben Félix Vallottons grafischen Miniaturen der Pariser Belle Epoque auch seine Landschaften, Porträts und Plakatentwürfe zeigt. (Félix Vallotton. Maler und Grafiker im Paris der Jahrhundertwende. Hatje Cantz Verlag, Osfildern-Ruit 2003. 164 Seiten, 29,90 Euro.)
In Vallottons Gemälden stehen die positiven Eigenschaften der Frau im Mittelpunkt. Sie ist Aktmodell – Badende im Wasser stehend, Badende, sich den Rücken trocknend oder Liegende, die eine Katze krault.
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"In Vallottons Gemälden stehen die positiven Eigenschaften der Frau im Mittelpunkt. Sie ist Aktmodell - Badende im Wasser stehend, Badende, sich den Rücken trocknend oder Liegende, die eine Katze krault." Süddeutsche Zeitung