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Die Fellini-Biographie ein sorgfältig recherchiertes, fesselnd erzähltes Werk, eine Fundgrube für jeden, der sich mit dem großen Cineasten beschäftigen will.

Produktbeschreibung
Die Fellini-Biographie ein sorgfältig recherchiertes, fesselnd erzähltes Werk, eine Fundgrube für jeden, der sich mit dem großen Cineasten beschäftigen will.
Autorenporträt
Tullio Kezich, geboren am 17. September 1928 in Triest, gestorben am 17. August 2009 in Rom. Er war Filmkritiker bei 'La Repubblica' und 'Panorama', Dramaturg und Publizist, langjähriger Freund und Mitarbeiter Fellinis und arbeitete viele Jahre in Mailand.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Wie in "ein Märchen aus alter Zeit" ist Rezensent Andreas Kilb in diese Fellini-Biografie getaucht, die sich besonders am Ende "flott und süffig" lese, gelegentlich aber auch etwas langatmig sei. Es handelt sich um die überarbeitete Fassung einer Biografie von 1989. Sie sei um jetzt 170 Seiten straffer, aber um drei Kapitel ergänzt, die Fellinis letzten Lebensjahren gewidmet sind. Besonders interessant scheint der erotische Teil von Fellinis Leben zu sein, was gute und schlechte Erfahrungen mit Sexualität gleichermaßen betrifft. Hier scheint sich der Biograf gelegentlich für Fellini zu schämen und manchmal bei der Deutung einzelner Ereignisse auch durch eine gewisse Rechthaberei aufzufallen.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.12.2005

Fèfè und die Frauen

Es gibt zwei Biographien Federico Fellinis, eine künstlerische und eine persönliche. Die erste, die zu den aufregendsten in der Geschichte des Kinos gehört, hat Fellini selbst mit seinen Filmen geschrieben. Die zweite, etwas weniger aufregende stammt von seinem Freund und Begleiter Tullio Kezich und erschien bereits 1989, zu einem Zeitpunkt, als der Meister gerade an der "Stimme des Mondes" arbeitete, dem Film, der sein letzter werden sollte. Am 31. Oktober 1993 starb Fellini in Rom, und für Kezichs Buch wurde es Zeit für eine Neufassung.

Jetzt ist sie da. Daß es so lange gedauert hat, liegt vermutlich weniger am hohen Anspruch des Autors als vielmehr daran, daß mit dem Namen Fellini heute kein Staat mehr zu machen ist. Der Regisseur von "La Strada" ist so tief vergessen, wie es Peter Jackson einmal sein wird, wenn die Zeit der Fantasy vorbei ist. Und so taucht man in dieses Buch ein wie in eine Kindheitslandschaft, ein Märchen aus alter Zeit. Ach, Giulietta Masina! Marcello Mastroianni! Die Trevi-Szene! Die Vitelloni! Sie sind alle noch da, wenn auch nur als Schemen der Erinnerung, und Tullio Kezich wirft sie mit Philologenfleiß aufs Papier.

Eine gewisse Langatmigkeit seines Stils muß dem Biographen beim Wiederlesen selbst aufgefallen sein, denn der Textteil ist in der Neufassung von 770 auf knapp 600 Seiten geschrumpft. Die Inhaltsangaben der Filme finden sich jetzt in der erweiterten Filmographie, der dankenswerterweise eine Zeittafel vorangestellt ist. Dafür hat Kezich drei zusätzliche Kapitel geschrieben, die von Fellinis letzten Lebensjahren handeln, und ein weiteres, das den Titel "Lea, die Paciocca und die anderen Frauen" trägt. Es erzählt von Fellinis geheimem Liebesleben, und man liest es natürlich zuerst. "Unser Mann", schreibt Kezich sehr vertraulich, sei "in einem halben Jahrhundert Ehe trotz einiger Seitensprünge absolut monogam" geblieben. Aber dann nennt er doch Roß und Reiter. Zuerst erscheint eine gewisse Lea aus San Marino, die sich in der Figur der Emma aus "La dolce vita" spiegelt; dann die "mollige Person" Anna Giovannini, die Fellini in einer römischen Konditorei kennenlernt und die ihn zu einer Szene in "Julia und die Geister" anregt; und schließlich die unvermeidliche Anita Ekberg, die sich dem Maestro auf einem Hotelbett derart unverblümt angeboten haben soll, daß ihm in der Eile nichts anderes einfiel, als eine Blinddarmentzündung zu simulieren. Das alles liest sich flott und süffig, aber es kommt Fellini auch nicht näher als ein Illustriertentext zum gleichen Thema. Zudem hat Kezich einen Hang zur Rechthaberei, etwa wenn er schreibt, Fellinis sexuelle Initiation habe "in Wirklichkeit" im Jahr 1938 "unter den Auspizien des Malers Giove Toppi" stattgefunden und sei "ziemlich traumatisch" gewesen. Nun, später hat der Gebeutelte seinem Trauma dann ein paar ziemlich wunderbare Filme abgerungen, so daß man dem Maler Toppi eigentlich dankbar sein muß.

Am Schluß des Buchs taucht dann wie aus dem Nichts noch einmal eine Fellini-Geliebte auf, eine gewisse Elena Diodati, für die der Regisseur während der Arbeiten an der "Stimme des Mondes" einige "groteske und erregte Sexszenen von grobschlächtiger Ironie" zeichnet. Irgendwie ist unserem Biographen das alles ein wenig peinlich, weshalb er rasch darüber hinweggeht. Aber er verschweigt auch nicht, was "Fèfè" in den letzten klaren Stunden seines Lebens auf ein Foto der halbnackten Valeria Marini schreibt, mitten auf die pralle Pobacke: "Hier will ich bleiben." Kurz danach fällt er ins Koma, zwei Wochen später ist er tot.

kil

Tullio Kezich: "Federico Fellini". Aus dem Italienischen von Sylvia Höfer. Diogenes Verlag, Zürich 2005, 752 S., Abb., 29,90 [Euro].

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