Wie war das möglich? Eine versteckte Kammer hinter dem elterlichen Schlafzimmer, verbotene Druckmaschinen, illegal angestellte Arbeitskräfte. Mehr als hunderttausend hektografierte Seiten, die in der gesamten DDR verbreitet wurden, ohne dass der Geheimdienst wusste wie. Die "radix-blätter" erschienen im Untergrundverlag von Stephan Bickhardt und Ludwig Mehlhorn und waren im Osten vom Inhalt her so etwas wie das "Kursbuch" von Hans Magnus Enzensberger im Westen: ein radikales Debattenforum der progressiven politischen Kräfte in Deutschland.Zwischen 1986 und 1990 verknüpften wechselnde Herausgeber Kunst, Literatur und Politik und packten unter den Bedingungen der SED-Diktatur sonst nicht diskutierte Themen kritisch an - mit erstaunlicher Aktualität bis heute: Antisemitismus, Ausländerfeindlichkeit, alte und neue Nazis, die Militarisierung Deutschlands, unser Verhältnis zu Osteuropa; psychische Folgen der deutschen Teilung, die linke Hoffnung Marxismus, Männer-Strukturen von Macht, Herrschaft und Gewalt.Erstmals konnte der Autor Einblicke in private Archive der Beteiligten nehmen, um in diesem Buch die spannende Hintergrundgeschichte der "radix-blätter", ihrer Macher und deren Rolle auf dem Weg zur friedlichen Revolution 1989 zu beschreiben.