Fernando Botero (geb. 1932 in Medellin) ist ein kolumbianischer Künstler, dessen Figuren und Skulpturen opulent und äußerst expressiv sind. Seine farbenfrohen Arbeiten, die oft an naive Malerei erinnern, sind von einer scheinbaren Heiter- und Harmlosigkeit - doch sie sind voller doppeldeutiger
Anspielungen.
Das unverwechselbare Merkmal von Boteros Malerei ist seit den frühen 60er Jahren das…mehrFernando Botero (geb. 1932 in Medellin) ist ein kolumbianischer Künstler, dessen Figuren und Skulpturen opulent und äußerst expressiv sind. Seine farbenfrohen Arbeiten, die oft an naive Malerei erinnern, sind von einer scheinbaren Heiter- und Harmlosigkeit - doch sie sind voller doppeldeutiger Anspielungen.
Das unverwechselbare Merkmal von Boteros Malerei ist seit den frühen 60er Jahren das Aufgeblähte, Voluminöse seiner Bildmotive. Die Realität drückt sich bei ihm in Volumina, in Formen und Farben aus. Darin findet Botero eine symbolhafte Entsprechung für die Kultur seines südamerikanischen Kontinents. Seine Bilder zeigen auf den ersten Blick eine eigenwillige, zeitlose Welt, trotzdem geben sie einen tiefen Einblick in die Geschichte des (Post-) Kolonialismus.
Das Bank Austria Kunstforum widmet dem kolumbianischen Maler und Bildhauer Fernan-do Botero die erste umfassende Präsentation seines malerischen Werks in Österreich (Wien 12.10.2011 - 15.01.2012). 70 Gemälde, von den 1950er Jahren bis heute, geben dabei einen Einblick in Boteros künstlerisches Universum.
Im Hatje Cantz Verlag ist der begleitende Katalog zu dieser einmaligen Werkschau erschienen. Neben den meist ganzseitigen Katalogabbildungen würdigt die Publikation mit verschiedenen Essays Boteros Schaffen. So feiert der vorjährige Literatur-Nobelpreisträger, der peruanisch-spanischer Schriftsteller Mario Vargas Llosa, in seinem Vorwort „Die üppige Pracht“ Botero als einen Lateinamerikaner unter den Klassikern. Für Llosa ist die Zugehörigkeit zum Abendland bei keinem anderen lateinamerikanischen Künstler so deutlich erkennbar wie bei Botero.
In einem Interview mit der Kuratorin Evelyn Benesch äußert sich Botero, dass er nie da-rum bemüht war, „in Mode“ zu sein. Er folgte immer eigenen Ideen und vertrat seine Vorstellungen, auch wenn diese nicht den aktuellen Ansichten entsprachen. Zwei weitere Textbeiträge machen mit den „ungewöhnlichen Vorlieben“ (Klarheit, Ruhe, Würde) des kolumbianischen Künstlers bekannt oder gehen der Frage nach „Warum gefällt uns Botero?“
Neben den bekannten Porträts, Akten und Stillleben bringen die Wiener Ausstellung und der Katalog auch den Abu-Ghraib-Zyklus, wo der Botero seine Scham über die furchtbaren Folterszenen durch US-amerikanische Soldaten künstlerisch ausdrückt. Mit diesem Zyklus brachte er politisches Tagesgeschehen in seine Kunst.
Eine hervorragende Ergänzung zu den informationsreichen Aufsätzen und den ausgezeichneten Farbabbildungen bildet eine reich illustrierte Botero-Biografie, die von Lisa Kreil zusammengestellt wurde.
Fazit: Ein sehr ansprechender Katalog, um die gewonnenen Eindrücke aus dem Museum zu vertiefen oder sich mit Botero näher zu beschäftigen.
Manfred Orlick