Mit Dshamilja hat Tschingis Aitmatow "die schönste Liebesgeschichte der Welt" erzählt - bis heute wurden die Romane und Erzählungen des kirgisischen Autors in 90 Sprachen übersetzt. Mit den uralten Mythen und Legenden der Kirgisen wuchs er unter Gebirgsnomaden auf. Doch wie sieht die "ferne Heimat" Aitmatows aus? 93 Prozent Kirgisiens bestehen aus Gebirge, liegt über 3000 Meter. Der Fotograf Georg Kürzinger hat sich, fasziniert von den Figuren Aitmatows, mit seiner Kamera auf die Suche nach den selten gewordenen Erben der Nomadenkultur am Ende des 20. Jahrhunderts gemacht. In seinen leuchtenden, kristallklaren Bildern blicken uns von Sonne und Wind gegerbte Gesichter an, die von der Härte des Lebens erzählen und tief in die Seele dieses Volkes blicken lassen; er fängt fröhliche Festgelage ein, wilde Wettkämpfe und unbeschwerte Kinder, die inmitten von Pferden und Schafen und mit einer grandiosen Natur aufwachsen, in der doch der "Fortschritt" unaufhaltsam Einzug hält.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 31.03.1999Ferne
"Ferne Heimat Kirgisien" von Tschingis Aitmatow mit Fotografien von Georg Kürzinger. Knesebeck Verlag, München 1999. 144 Seiten, 100 Abbildungen. Gebunden, 58 Mark. ISBN 3-89660-048-6.
Das Konzept macht skeptisch: Ein Fotograf zieht aus, um in Kirgisien Bilder zu den Geschichten von Tschingis Aitmatow zu finden. Da besteht nur allzu leicht die Gefahr, daß der Text eins zu eins bebildert wird und dem Betrachter genommen, was er zu den Geschichten längst gefunden hatte: Bilder im Kopf. Doch diese Befürchtung ist unbegründet. Zwar ließ sich Georg Kürzinger vom Werk des kirgisischen Autors inspirieren, und der Band stellt den Bildern Auszüge aus dessen Werk zur Seite, doch die Fotografien entwickeln eine eigene Sprache und erzählen ihre eigenen Geschichten. Wir sehen Männer und Frauen bei der Arbeit und beim Spiel, vor allem den wilden Reiterspielen, wir sehen Jurten, Häuser und Wohnwagen und immer wieder die grandiose karge Gebirgslandschaft. Durch Kürzingers Blick bekommt das prosaische Leben der Halbnomaden eine zarte Poesie, ohne je ins Süßliche abzukippen. Der Band leistet sich den Luxus, auf Bildunterschriften zu verzichten. Das ist weise, denn die Namen der Abgebildeten und deren Heimattäler, die sonst oft genug dem Leser mitgeteilt werden, vermitteln ohnedies kaum eine Information - allemal nicht mehr als ein Satz von Aitmatow, der Fotos von rasenden Pferden und Reitern zugeordnet ist: "Wild jagten die durch den Zweikampf der Reiter aneinandergefesselten Pferde der purpurnen Sonne entgegen. Gesegnet seien unsere Alten, die uns diese männlichen Spiele der Furchtlosen überliefert haben!" (bär)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Ferne Heimat Kirgisien" von Tschingis Aitmatow mit Fotografien von Georg Kürzinger. Knesebeck Verlag, München 1999. 144 Seiten, 100 Abbildungen. Gebunden, 58 Mark. ISBN 3-89660-048-6.
Das Konzept macht skeptisch: Ein Fotograf zieht aus, um in Kirgisien Bilder zu den Geschichten von Tschingis Aitmatow zu finden. Da besteht nur allzu leicht die Gefahr, daß der Text eins zu eins bebildert wird und dem Betrachter genommen, was er zu den Geschichten längst gefunden hatte: Bilder im Kopf. Doch diese Befürchtung ist unbegründet. Zwar ließ sich Georg Kürzinger vom Werk des kirgisischen Autors inspirieren, und der Band stellt den Bildern Auszüge aus dessen Werk zur Seite, doch die Fotografien entwickeln eine eigene Sprache und erzählen ihre eigenen Geschichten. Wir sehen Männer und Frauen bei der Arbeit und beim Spiel, vor allem den wilden Reiterspielen, wir sehen Jurten, Häuser und Wohnwagen und immer wieder die grandiose karge Gebirgslandschaft. Durch Kürzingers Blick bekommt das prosaische Leben der Halbnomaden eine zarte Poesie, ohne je ins Süßliche abzukippen. Der Band leistet sich den Luxus, auf Bildunterschriften zu verzichten. Das ist weise, denn die Namen der Abgebildeten und deren Heimattäler, die sonst oft genug dem Leser mitgeteilt werden, vermitteln ohnedies kaum eine Information - allemal nicht mehr als ein Satz von Aitmatow, der Fotos von rasenden Pferden und Reitern zugeordnet ist: "Wild jagten die durch den Zweikampf der Reiter aneinandergefesselten Pferde der purpurnen Sonne entgegen. Gesegnet seien unsere Alten, die uns diese männlichen Spiele der Furchtlosen überliefert haben!" (bär)
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