Das Klassische kann als ein konstitutiver Teil der Moderne gelten. So ist die Auseinandersetzung mit dem antiken Denken immer auch eine Auseinandersetzung mit der eigenen Kultur. In verständlich und anschaulich geschriebenen Texten stellen die Autoren dieses Bandes die Frage nach der Aktualität antiker Ideen und Konzepte in den Wissenschaften und den kreativen Künsten, in der Politik und in der Alltagskultur. Die Beiträge sind das Resultat der Veranstaltung "Antike und Gegenwart", eines Gemeinschaftsprojekts der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Akademie der Künste, Berlin. Das Symposion hat gezeigt, daß Interdisziplinarität nicht nur den aktiven Austausch akademischer Disziplinen untereinander, sondern darüber hinaus auch das produktive Zusammenspiel der Wissenschaften und der Künste bedeuten kann. Zu den Autoren gehören über ihre Fachgrenzen hinaus bekannte Historiker, Politologen und Juristen, Naturwissenschaftler und Wissenschaftshistoriker, Klassische Philologen und Philosophen, Kunsthistoriker, Musikwissenschaftler und Schriftsteller: W. Burkert, H. Danuser, M. Diers, V. Gerhardt, A. Gierer, D. Grünbein, H. Hofmann, W. Jens, E. Knobloch, Chr. Meier, J. Mittelstraß, H. Münkler, W. Nippel, B. Seidensticker und Ph. Ursprung.
"Zur Präsenz der Antike in der Gegenwart mag man auf die Terminologie und Tradition der Naturwissenschaften verweisen, mit 'Mathematik' und 'Physik', auch auf gesellschaftliche Reflexion und Organisation, mit 'Politik' und 'Demokratie', gewiß auch auf die 'Philosophie' und auf die Künste, 'Poetik', 'Tragödie', 'Komödie': Was die althergebrachten Griechenwörter bezeichnen, ist, wie immer weiterentwickelt, ganz offenbar noch in unserer heutigen Welt lebendig. Fügt man dazu noch die lateinischen Wörter colonia und imperium, dann hat man mit 'Kolonialismus' und 'Imperialismus' auch schon das schlechte Gewissen des von der Antike herkommenden Abendlandes am Haken."
Walter Burkert
Walter Burkert