Die EU wurde mit ihrer Politik gegenüber der südlichen Mittelmeerregion in den vergangenen Jahren einerseits als Festung , anderseits als Zivilmacht bezeichnet. Vermag eine dieser beiden divergierenden Zuschreibungen die Rolle der EU zu fassen? Welche Politikansätze verfolgt diese tatsächlich? Wie wirksam und kohärent sind sie? Der Autor beleuchtet die vielschichtige Politik der EU gegenüber der südlichen Mittelmeerregion. Basierend auf einer Analyse der genannten Zuschreibungen werden die dahinter stehenden Politikansätze vergleichend untersucht. Dies umfasst einerseits das integrierte Grenzmanagement durch die Frontex-Agentur, Rückübernahmeabkommen sowie Informationssysteme zur Migrationskontrolle, andererseits den Barcelona-Prozess bzw. die Union für das Mittelmeer und die Europäische Nachbarschaftspolitik. Es wird gezeigt, dass es sich bei ersteren um restriktive Ansätze handelt, welche sich relativ dynamisch entwickelt haben, während zweitere auf einem umfassenden Ansatz beruhen, aber die ambitionierten Ziele nicht erreichen konnten. Die Politiken der EU sind daher nicht vollständig kohärent und bewegen sich in einem Spannungsfeld zwischen Abgrenzung und Integration.