Die große Zahl der im heutigen Bayern erhaltenen Festungen des 16. bis 19. Jh. ist das Resultat der vielen einst unabhängigen Territorien in Bayern, Franken und Schwaben. Deren Landesherren, Herzöge und Kurfürsten, Fürstbischöfe, Fürsten und Reichsstädte suchten ihr Land nach den jeweils modernsten Methoden zu sichern. Statt der veralteten Burgen und Stadtmauern wurden daher Artilleriefestungen errichtet. Aufgrund der ständigen Fortentwicklung der Militärtechnik musste man diese Bauwerke immer wieder modernisieren - oder aber sie für andere Zwecke nutzen. Reich illustrierter Gesamtüberblick zur Vielfalt der Festungsarchitektur in Bayern Vorstellung der bedeutendsten und wichrtigsten Anlagen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.02.2009Der Künstler und die Kriegsherren
Eine neuzeitliche Festung, so grenzt der Verfasser Daniel Burger seinen Gegenstand ein, war im Gegensatz zur mittelalterlichen Burg eine Befestigung, die dem Angriff mit Artillerie standhalten und wo selbst Artillerie eingesetzt werden konnte. Außerdem gab es genügend Raum, um einer größeren Besatzung auch für längere Zeit Sicherheit und Versorgung zu bieten. Selbst die mächtige Nürnberger Burganlage gehört also nicht in diesen Zusammenhang, wohl aber die nahezu vollständig erhaltene Befestigung der Reichsstadt. Anders als mittelalterliche Burgen, die seit der Romantik in verklärender Rückschau vom zugigen Gemäuer zum sentimentalen Ort umgedeutet wurden und deshalb beliebte Ausflugsziele blieben, erschließen sich martialisch-zweckmäßige Kriegsbauten in ihrer erschlagenden Größe wie jene in Ingolstadt oder Neu-Ulm nicht unbedingt einem breiten Publikum. Architektonisch interessant sind sie dennoch. Denn oft waren an den Planungen die besten Architekten und Künstler beteiligt, wie Albrecht Dürer, Balthasar Neumann oder Leo von Klenze. Das Geschäftsmodell des Künstlers als notorischer Gutmensch wurde ja erst im vorigen Jahrhundert kreiert. Der Autor stellt eine repräsentative Auswahl von vierundzwanzig Festungswerken zwischen Lindau und Coburg vor. Die Zeitspanne umfasst alle Epochen der Baugattung, vom Anfang des sechzehnten Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg. Jeder Festung gilt ein Kapitel; alle werden ausführlich in Wort und Bild vorgestellt und mittels Grundrissen und historischen Darstellungen sorgfältig dokumentiert. Voraus geht ein kurzer historischer Überblick, der an das Thema heranführt und die Grundzüge der perfiden Wehrtechnik erklärt. Ein Glossar wichtiger Fachbegriffe, Angaben zu Öffnungszeiten der Festungen und Hinweise auf weiterführende Literatur runden diesen handlichen wie praktischen Führer ab. Er setzt der bröselnden Festungsarchitektur ein Denkmal, einer Bauform, die ihren letzten Krieg freilich nur verlieren kann - gegen den Zahn der Zeit.
rmb
"Festungen in Bayern" von Daniel Burger. Verlag Schnell & Steiner, Regensburg 2008. 208 Seiten, 152 Abbildungen, etliche Pläne und Grundrisse. Broschiert, 16,90 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Eine neuzeitliche Festung, so grenzt der Verfasser Daniel Burger seinen Gegenstand ein, war im Gegensatz zur mittelalterlichen Burg eine Befestigung, die dem Angriff mit Artillerie standhalten und wo selbst Artillerie eingesetzt werden konnte. Außerdem gab es genügend Raum, um einer größeren Besatzung auch für längere Zeit Sicherheit und Versorgung zu bieten. Selbst die mächtige Nürnberger Burganlage gehört also nicht in diesen Zusammenhang, wohl aber die nahezu vollständig erhaltene Befestigung der Reichsstadt. Anders als mittelalterliche Burgen, die seit der Romantik in verklärender Rückschau vom zugigen Gemäuer zum sentimentalen Ort umgedeutet wurden und deshalb beliebte Ausflugsziele blieben, erschließen sich martialisch-zweckmäßige Kriegsbauten in ihrer erschlagenden Größe wie jene in Ingolstadt oder Neu-Ulm nicht unbedingt einem breiten Publikum. Architektonisch interessant sind sie dennoch. Denn oft waren an den Planungen die besten Architekten und Künstler beteiligt, wie Albrecht Dürer, Balthasar Neumann oder Leo von Klenze. Das Geschäftsmodell des Künstlers als notorischer Gutmensch wurde ja erst im vorigen Jahrhundert kreiert. Der Autor stellt eine repräsentative Auswahl von vierundzwanzig Festungswerken zwischen Lindau und Coburg vor. Die Zeitspanne umfasst alle Epochen der Baugattung, vom Anfang des sechzehnten Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg. Jeder Festung gilt ein Kapitel; alle werden ausführlich in Wort und Bild vorgestellt und mittels Grundrissen und historischen Darstellungen sorgfältig dokumentiert. Voraus geht ein kurzer historischer Überblick, der an das Thema heranführt und die Grundzüge der perfiden Wehrtechnik erklärt. Ein Glossar wichtiger Fachbegriffe, Angaben zu Öffnungszeiten der Festungen und Hinweise auf weiterführende Literatur runden diesen handlichen wie praktischen Führer ab. Er setzt der bröselnden Festungsarchitektur ein Denkmal, einer Bauform, die ihren letzten Krieg freilich nur verlieren kann - gegen den Zahn der Zeit.
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"Festungen in Bayern" von Daniel Burger. Verlag Schnell & Steiner, Regensburg 2008. 208 Seiten, 152 Abbildungen, etliche Pläne und Grundrisse. Broschiert, 16,90 Euro.
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