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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.01.2007

Schöne Aussicht in die Hölle

Angelika Jung-Hüttl sammelt Vulkanausbrüche. Vorbei am platten Katastrophenjournalismus betreibt die Autorin, begleitet von ihrem Lebensgefährten und Landschaftsfotografen Bernhard Edmaier, ein professionelles "Vulkan Hopping" zwischen den Kontinenten und Kulturen - sozusagen immer auf heißer Spur der aktuellsten Ausbrüche und geologischen Transformationen. Dabei besuchen die beiden nicht nur die längst touristisch erschlossenen Berge, sondern reisen auch zu randständigen oder im ehemaligem Bürgerkriegsgebiet liegenden Vulkanen; etwa in Kamtschatka oder Ostafrika. So präzis die Erklärungen der Eruptionsphänomene sind, selbst bei der Wissenschaftlerin Angelika Jung-Hüttl öffnet sich hinter der rationalen Anschauung schnell immer immer wieder der religiöse, göttliche oder dämonische Aspekt der Feuerberge. So erfährt der Leser von isländischen Mythen um Hexen und Kraftfelder, vom Wirken der Feuergöttin Pele auf Hawaii oder von Legenden, die sich etwa um den heiligen Berg der Massai, den "Oldoinyo Lengai" in Tansania, ranken. Darüber hinaus schildert Jung-Hüttl die Verarbeitung von Vulkanlandschaften als dramatisches Dekor in Film und Literatur. Da wären "Stromboli" von Roberto Rossellini oder Jules Vernes Roman "Reise zum Mittelpunkt der Erde", in dem der isländische Vulkan Snaefellsjökull eine Schlüsselrolle spielt. Für den kleineren Geldbeutel und zugegebenermaßen bescheidenere voyeuristische Ansprüche präsentiert die Autorin unter der Kapitelüberschrift "Auch in Deutschland spuckten einst Vulkane" das Vulkanwesen in der Eifel. Mit hohem Maß an Unterhaltungswert und Vermittlungskunst informiert die Geologin über Gase, Gesteine, Erdbewegungen, Glutlawinen, Ascheregen und Säureseen. Ihr lesefreundlicher Ansatz entgleitet zuweilen allerdings in eine etwas bemüht wissenschaftspädagogische Poesie, wenn allzu oft Ausdrücke wie "Tiefe der Erde", "Bauch des Berges" oder "Feuerschlünde" fallen. Auch vermisst der Leser über die fundierte Erklärung geologischer Zusammenhänge hinaus - mit Ausnahme des nahegehenden Ätna-Kapitels - Einblicke in das konkrete Leben der Menschen am Kraterrand und den Umgang mit dem ganz alltäglichen Wahnsinn des Bedrohungspotentials.

sg

"Feuer gefangen. Meine Reisen zu den Vulkanen der Erde" von Angelika Jung-Hüttl. Frederking & Thaler Verlag, München 2006. 232 Seiten, 34 Farbfotos, eine Karte. Gebunden, 22 Euro. ISBN 3-89405-620-7.

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