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Marguerite Yourcenars moderne Fassungen antiker Liebesgeschichten bilden eine Geschichte der Leidenschaft: ein im wahrsten Sinne des Wortes hinreißendes Plädoyer für die Liebe.

Produktbeschreibung
Marguerite Yourcenars moderne Fassungen antiker Liebesgeschichten bilden eine Geschichte der Leidenschaft: ein im wahrsten Sinne des Wortes hinreißendes Plädoyer für die Liebe.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.06.1996

Liebe ist ein rotes Feld
Prächtig, prächtig: Marguerite Yourcenar nährt das "Feuer"

Die Liebe sei, so heißt es, für die Deutschen eine Herzensangelegenheit, für die Engländer ein Skandal und für die Franzosen eine Stilfrage. Der Deutsche also, der Herzensangelegenheiten in den Szenen der Liebe miterleben will, die eine zweiunddreißigjährige Französin einst verfaßte, sollte ein solches Buch besser beiseite legen. In einem Nachwort zur dritten Auflage von 1967 weist Marguerite Yourcenar selbst alle biographischen Spekulationen, wie sie sich bei einer jungen Autorin einstellen könnten, von sich. Die großen Liebenden der neun kurzen Texte, Phädra und Hippolyt, Achilles und Patroklos, Antigone, Phaidon, Klytämnestra, Sappho und selbst die orientalisch-christliche Sünderin Maria Magdalena entflammt das immer gleiche mythische Feuer der Leidenschaft, das für Marguerite Yourcenar nur Anlaß ist, glühende Metaphern zu erfinden. Penthesilea ist die "mineralische Furie", die Achilles ins "rote Feld des Herzens" trifft.

Die Autorin zeigt sich im Vorwort der späteren Auflage besorgt über die üppigen Wucherungen ihres Stils und versucht ihr Jugendwerk aus dem Geist der Zeit zu entschuldigen. Den Stil dieses 1936 zum ersten Mal publizierten Werks ordnet sie einem "barocken Expressionismus" zu und rückt die hypertrophe Bildlichkeit, die nur Superlative gelten läßt und jegliche reale Assoziation zerstört, in die Nähe des Surrealismus. Doch so nahe an die Moderne hat sich die junge Schriftstellerin seinerzeit gar nicht herangewagt. Die Liebesleidenschaft, ein Affekt, der Massen von Bildern gebiert, unter denen die Phantasie des Lesers erstickt, erinnert eher an den Formenreichtum und die bunte Farbenpracht der Gemälde Delacroix' und Makarts. Unter der gründerzeitlichen Überflutung des Lesers mit Schönheit ertrinkt jegliche Erinnerung an die Realität. Wer den verspäteten Sprachrausch von Beer-Hoffmann oder Niebelschütz genießen kann, wird auch Yourcenars kalkulierte Prunksucht goutieren. Nicht der Wahnsinn der Liebesleidenschaft, sondern der Wahnsinn einer Sprachbesessenen prägt den Charakter dieses Jugendwerks. HANNELORE SCHLAFFER

Marguerite Yourcenar: "Feuer". Roman. Aus dem Französischen übersetzt von Rolf und Heda Soellner. Carl Hanser Verlag, München und Wien 1996. 142 S., geb., 26,- DM.

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