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28 Kundenbewertungen

Mischa findet die Sprüche seines besten Freundes Nits super. Der bewundert den rundum talentierten Mischa, weil er tausend Tatsachen über Tiere weiß. Nits hätte Mischa bedingungslos alles geglaubt, bis er über immer mehr Lügen stolpert und erfährt, dass hinter alldem ganz andere Wahrheiten stecken - fatale Familiengeheimnisse, von denen nicht mal Mischas kleine Schwester Amy etwas ahnt. Aber wie kann es sein, dass er all das nicht gesehen hat!? Eine aufwühlende Geschichte, in der es um Armut, Scham und Ungerechtigkeit geht. Ein Roman, in dem die preisgekrönte Autorin Stefanie Höfler klangvoll…mehr

Produktbeschreibung
Mischa findet die Sprüche seines besten Freundes Nits super. Der bewundert den rundum talentierten Mischa, weil er tausend Tatsachen über Tiere weiß. Nits hätte Mischa bedingungslos alles geglaubt, bis er über immer mehr Lügen stolpert und erfährt, dass hinter alldem ganz andere Wahrheiten stecken - fatale Familiengeheimnisse, von denen nicht mal Mischas kleine Schwester Amy etwas ahnt. Aber wie kann es sein, dass er all das nicht gesehen hat!? Eine aufwühlende Geschichte, in der es um Armut, Scham und Ungerechtigkeit geht. Ein Roman, in dem die preisgekrönte Autorin Stefanie Höfler klangvoll und mit aller Wucht von tiefem Vertrauen, von Verletzlichkeit und Mut erzählt. Und von einer phänomenalen Freundschaft, die auch das übersteht.
Autorenporträt
Stefanie Höfler, geboren 1978, studierte Germanistik, Anglistik und Skandinavistik in Freiburg und Dundee/Schottland. Sie ist Lehrerin und Theaterpädagogin und lebt mit ihrer Familie in einem kleinen Ort im Schwarzwald. Bei Beltz & Gelberg erschienen von ihr bisher das Kinderbuch »Helsin Apelsin« (Illustrationen von Anke Kuhl) und die Romane »Mein Sommer mit Mucks«, »Tanz der Tiefseequalle«, »Der große schwarze Vogel« und »Feuerwanzen lügen nicht«, die alle unter anderem für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert wurden. Zusammen mit der Illustratorin Claudia Weikert entstanden die Bilderbücher »Waldtage« und »Die Eroberung der Villa Herbstgold«.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.07.2022

Warum lügt er?
Stefanie Höfler erzählt von Kinderarmut

Nits und Mischa - das ist eine Freundschaft, die buchstäblich im Sandkasten begonnen hat und unerschütterlich scheint, gerade weil die beiden Jungen so unterschiedlich sind: Nits ist mit "zappelig" nur unzureichend beschrieben, Mischa bewahrt immer die Ruhe und strahlt dabei eine Sicherheit aus, die Nits dankbar annimmt. Dazu ist Mischa noch ein Musterschüler, nicht aus Strebertum, sondern aus echtem Interesse an allem Möglichen, vor allem an Tieren. Und er ist absolut wahrhaftig, nie bereit, so scheint es, auch nur die geringste Lüge vorzubringen.

Es könnte ewig so weitergehen, der Modus der Freundschaft ist klar definiert, Mischas kleine Schwester Amy spielt dabei ebenso eine Rolle wie die Rituale, die die Jungen schon längst entwickelt haben und den Schulweg ebenso einschließen wie das behutsame Entenaufscheuchen im Teich. Und auch eine Reihe gemeinsamer Erinnerungen hat sich angesammelt, die bei passenden Gelegenheiten synchron in beiden Köpfen auftauchen.

Dann allerdings kommt die Ankündigung des Schwimmunterrichts, und was für Nits vor allem unangenehm ist - der Schwimmlehrer ist für sein unerfreuliches Wesen bekannt -, ist für Mischa eine echte Katastrophe. Die Erklärung, die er Nits gibt, klingt abenteuerlich: Sie hätten Mäuse in der Wohnung, er, Amy und ihr Vater, und die Tiere hätten seine Badehose zernagt. Nits hat zwar keinen Grund, daran zu zweifeln, nur dass sein wahrheitsliebender Freund wenig später in seiner Gegenwart ein offensichtliches Lügenmärchen auftischt. Demnach habe Mischa eine Chlorallergie, was ihm das Baden unmöglich macht, und das Attest dafür ist, wie Nits herausfindet, gefälscht.

Was wissen wir von denen, die wir mögen oder sogar lieben, welche Seiten von sich verbergen sie uns, und haben wir überhaupt ein Recht darauf, sie zu kennen? Die Kinderbuchautorin Stefanie Höfler geht solchen Fragen gern nach, bisweilen - wie in ihrem meisterlichen Roman "Tanz der Tiefseequalle" - indem sie zwei Perspektiven auf dasselbe Geschehen gegeneinander hält und ihre Leser darauf stößt, dass zwei Menschen vielleicht das Gleiche erleben, aber niemals dasselbe. Hier heißt das: Mischa lädt den nun misstrauisch gewordenen Nits dazu ein, sein Leben noch sehr viel mehr zu teilen als bisher. Er macht den Sohn einer Familie, in der Geld offenbar nie eine Rolle gespielt hat, mit der eigenen Armut vertraut, mit all den Einschränkungen, die sein alleinerziehender und auch -verdienender Vater nicht von seinen Kindern fernhalten kann. Und mit der fundamentalen Sorge, die vor diesem Hintergrund eine von Mäusen zerbissene Badehose bedeuten kann.

Mischa, in erstaunlichem Maße nun um Ehrlichkeit bemüht, nimmt seinen Freund mit zur "Tafel", wo er seine Familie mit Lebensmitteln versorgt, die andernorts als nicht mehr genießbar gelten - in einer eindrucksvollen Szene schneidet Höfler gegeneinander, wie Nits bei Mischa Erdbeeren isst und in seiner Familie erlebt, wie sie weggeworfen werden, weil sie angeblich nicht mehr gut sind. Höfler schärft den Blick ihrer Protagonisten ebenso wie den ihrer Leser, und die Beiläufigkeit, die sie dabei einsetzt, tut ihrem Buch entschieden gut.

Dass langweilige Väter insgesamt ein Segen sind, trotz manch peinlicher Momente, ist mittlerweile ein Topos der modernen Kinderliteratur. Und natürlich wäre es ganz leicht, Mischas Vater, der über performative Fähigkeiten verfügt, die Kinder zuverlässig in den Bann schlagen, für seine krummen Geschäfte und seine Unzuverlässigkeit an den Pranger zu stellen. Stefanie Höfler vermeidet das glücklicherweise, und wenn sie darstellt, wie selbstverständlich Mischa in diesem geschrumpften Familienverband - die Mutter hat längst das Weite gesucht - Verantwortung übernimmt, mehr übrigens, als ihm guttut, dann lässt sie auf der anderen Seite keinen Zweifel an der bedingungslosen Zuneigung dieses Jungen für seinen Vater.

Kann das gut ausgehen? In diesem Fall schon, geschuldet ist das Mischas Talenten und der Freundschaft, die Nits ihm beweist. Darauf lässt sich aufbauen. TILMAN SPRECKELSEN

Stefanie Höfler: "Feuerwanzen lügen nicht". Roman.

Mit Bildern von Carla Haslbauer. Beltz & Gelberg, Weinheim 2022. 234 S., geb., 15,- Euro. Ab 11 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Die Rezensentin Judith Scholter liest in diesem Roman eine Geschichte der Freundschaft, aber auch der Kinderarmut, der Lügen und der Scham. Die beiden Freunde kennen sich seit der ersten Klasse, doch erst spät kommt Nits hinter die Umstände, unter denen Mischa lebt und für die er sich schämt: Seine Mutter ist abgehauen, der Vater hat Müh' und Not, mit dem realen Leben klarzukommen und verliert sich in Träumereien. Lange hält er die Fassade aufrecht, bis Nits einer Lüge auf die Spur kommt. Beeindruckt zeigt sich die Rezensentin hier von der Erkenntnis der Jungs, dass Lügen nicht nur zum eigenen Vorteil gesponnen werden: Sondern auch, um sich zu verstecken.  Stefanie Höfler erforscht die Themen Scham und Lüge, ohne in kitschiges Pathos zu verfallen, staunt die Kritikerin. Die Besonderheit für Scholter ist dabei auch die Balance zwischen Mischas Problemen und Nits' Sprachwitz, der der überraschenden und zeitweise experimentellen (auch Kriminal-)Geschichte Dynamik verleiht. Einziger Kritikpunkt sind für sie die holzschnittartigen Nebenfiguren, doch auch die können die Kritikerin  nicht von einer überzeugten Empfehlung abhalten.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.07.2022

Feuerwanzen tanzen ganz selten
Armut in Deutschland, ein Thema, das immer wieder schockiert
Jeder der vier Romane von Stefanie Höfler, in denen es um Freundschaft, Mobbing, Trauer und Familiengeheimnisse geht, wurde mit Preisen ausgezeichnet. Ihr neues Kinderbuch „Feuerwanzen lügen nicht“ ist die Geschichte zweier Freunde, die sich im Laufe der Handlung erst richtig kennenlernen. Erzählt wird sie aus Sicht von Nits, eine Abkürzung von Nityananda, ein indischer Name, den er der indischen Abstammung seiner Mutter verdankt. Nits’ Spezialität ist seine Begeisterung für Reime, die die Autorin jedem Kapitel voranstellt. „Feuerwanzen tanzen ganz selten / sondern klettern ohne Verheddern / an viele verschiedene Ziele./ Beinahe nie / stürzen sie / tief.“ Nits’ bester Freund seit Kindergartentagen ist Mischa, der im Gegensatz zum zappeligen Nits ein ruhiger, konzentrierter, sehr kluger Junge ist. Die Porträts dieser beiden sehr unterschiedlichen Jungen sind der Autorin so gut gelungen, dass sie dem Leser noch lange im Gedächtnis bleiben. Über Mischas Familienverhältnisse weiß Nits wenig, nur dass er sich viel um seine kleine Schwester Amy kümmert, die er oft am Kindergarten abholen muss. „Wenn Mischas Vater auftaucht, fallen fast allen die Augen aus dem Kopf. Denn Mischas Dad sieht aus wie ein Rockstar ohne Bühne.“ Seine Mutter sei Biologin und auf Exkursion, behauptet Mischa, und Nits hat keine Veranlassung, daran zu zweifeln.
Nits’ Glaube an Mischa kommt ins Wanken, als der Lehrer verkündet, dass die Klasse zum Schwimmunterricht müsse. Mischa will daran nicht teilnehmen, und der Lehrer verlangt ein Attest, das Mischa auch abliefert. Doch als Nits durch Zufall feststellt, dass der Arzt, dessen Adresse auf Mischas Attest stand, gar nicht existiert, ist er irritiert und stellt seinen Freund zur Rede. Es war ihm, der aus wohlhabendem Elternhaus stammt, nicht in den Sinn gekommen, dass Mischa sich einfach keine Badehose kaufen kann. Als dieser dann kurz danach verstört in die Schule kommt, weil sein Vater nachts nicht heimgekommen war, begreift Nits, dass etwas nicht stimmt im Leben seines Freundes. Zum ersten Mal nimmt Mischa ihn nun mit in seine Wohnung, und Nits ist schockiert von der Armut, die sich hier schonungslos offenbart. Die Schilderung dieser Konfrontation zweier Welten ist eine Schlüsselszene der Geschichte und zeigt Stefanie Höflers große Begabun, sich in ihre jugendlichen Helden einzufühlen. Erzählt wird die Handlung einmal aus Sicht des geschockten Erzählers Nits, und zum anderen als Bekenntnis des betroffenen Mischa, der sich gezwungen sah, seinen Freund ganz gegen seine Überzeugung anzulügen.
Armut in unserem Land wird in der Kinderliteratur nicht oft thematisiert, ist aber hochaktuell, und wenn sie glaubwürdig erzählt wird, kann sie den jugendlichen Lesern die Augen öffnen und bleibt im Gedächtnis. Die Geschichte eskaliert, als Mischas Vater in große Schwierigkeiten gerät und aus der Freundschaftsgeschichte ein veritabler Krimi wird. Doch da wir es mit einem Kinderbuch zu tun haben, schenkt die Autorin ihren Helden trotz aller Dramatik ein Happy End. (ab 11 Jahre)
HILDE ELISABETH MENZEL
Stefanie Höfler:
Feuerwanzen lügen nicht. Beltz & Gelberg 2022.
234 Seiten. 15 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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»Der preisgekrönten Stefanie Höfler ist ein beeindruckender Roman gelungen, der mit leisen Tönen große Gesellschaftskritik übt.« BÜCHER Magazin, August/September 2022 »Höfler schärft den Blick ihrer Protagonisten ebenso wie den ihrer Leser, und die Beiläufigkeit, die sie dabei einsetzt, tut ihrem Buch entschieden gut.« Tilman Spreckelsen, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.7.2022 »Stefanie Höfler verpackt das Thema Kinderarmut in eine spannende Geschichte um Lügen und Geheimnisse. (...). Trotz des schwierigen Themas ist dieses Buch oft lustig, manchmal poetisch und immer auf den Punkt. Kein pädagogischer Zeigefinger, einfach ein Einblick in eine andere Welt.« Katharina Mahrenholz, NDR Kultur, 23.7.2022 »Kinderarmut wird hier direkt ohne Schnörkel sehr einfühlsam beschrieben. (...). Dieses Kinderbuch ist berührend, bietet zusätzlich ein wenig Krimispannung und steckt voller alberner wie tiefgründiger Sprachspielereien.« Britta Selle, MDR Kultur, 21.7.2022 »Armut in unserem Land wird in der Kinderliteratur nicht oft thematisiert, ist aber hochaktuell, und wenn sie glaubwürdig erzählt wird, kann sie den jugendlichen Lesern die Augen öffnen und bleibt im Gedächtnis.« Hilde Elisabeth Menzel, Süddeutsche Zeitung, 29.7.2022 »Großartig und sensibel erzähltes Buch...« Neue Presse, 18.8.2022 »Die Scham, die damit verbunden ist, arm zu sein, legt die Autorin Stefanie Höfler Stück für Stück und schonungslos offen. Und sie berichtet ohne Kitsch oder Betroffenheitspathos von dem Druck und der Anstrengung, die es für ein Kind bedeutet, immer lügen zu müssen, um den Schein zu wahren.« Judith Scholter, DIE ZEIT, 6.10.2022 »Den Stress des Lügens, des schönen Scheins, um akzeptiert zu werden, das erzählt Höfler in diesem klugen Roman, der bis zur letzten Seite spannend ist. Sie öffnet ein Fenster in eine Welt, die den meisten Menschen verschlossen bleibt, weil die Betroffenen sich schämen und an der Aufrechterhaltung der Fassade arbeiten. Höflers Roman zwingt zum Perspektivwechsel.« Rolf Brockschmidt, Tagesspiegel, 7.10.2022 »Voller Wärme, Humor und Feingefühl widmet sich die Autorin dem Thema Armut, leuchtet Scham und Vorurteile aus und geht den Gefühlen ihrer Helden genau auf den Grund, ohne je in Klischees oder Sentimentalitäten zu verfallen. Ein hervorragendes, zeitgemäßes Buch...« Elisabeth Schmitz, Der Evangelische Buchberater, 4/2022 »Sprache, Handlung, Figurendarstellung, alles vom Feinsten!« Der Standard, 11.12.2022 »Ein eindrucksvolles Buch über Armut, Scham und Tabus. Aber auch über Wahrhaftigkeit, Freundschaft und Zusammenhalt. Spannend und ermutigend!« rbb Kultur, 11.1.2023 »Ein wichtiges Buch. Ein ehrliches Buch. Und ein gutes sowieso.« Heike Byn, 1001 Buch, 04/2022 »Stefanie Höfler gelingt es äußerst beeindruckend, die Lage von in Armut Aufwachsenden berührend und nachvollziehbar zu erzählen. (...). Mit einfachen, jedoch sehr präzise gewählten Worten verankert Stefanie Höfler die Geschichte unvergesslich im Gedächtnis der Lesenden. LESEN!« Jurybegründung Nominierung Deutscher Jugendliteraturpreis 2023…mehr