Dass die traditionelle Gattungslehre immer noch die Köpfe der Leser wie der Literaturwissenschaftler beherrscht, ist ein Gemeinplatz. An einer Erweiterung des Gattungs-Spektrums arbeiten trotzdem nach wie vor nur Wenige, obwohl im weiten Feld der nicht-kanonisierten Genres viele spannende Entdeckungen zu machen wären. Dieser dem Andenken an Zoran Konstantinovic gewidmete Band macht in Literatur aus Österreich einige solche Entdeckungen: Neben Fragen der Definition von Feuilleton und Aphorismus werden Essays, oral history-Texte, Manifeste, publizistische Prosa und viele Formen von Skizzen vorgestellt – bis hin zu Freuds Krankengeschichten. Behandelt werden Aichinger, Amanshauser, Blei, Broch, Brus, Canetti, Czernin, Freud, Haslinger, Herzl, Hormayr, Kafka, Kraus, Kürnberger, Menasse, Morgenstern, Pataki, Roth – das ergibt zwar keine Geschichte der nicht-fiktionalen Prosa in Österreich, aber Einblicke in die Schreibweisen vieler wichtiger Autorinnen und Autoren.