Inventar der Erinnerungen "La fière, la fière... November 1955. Ich kehre von einer neuen Reise zurück, deren Schauplatz diesmal der Ferne Osten hinter jenem Gebilde war, das die der Bourgeoisie das Wort redender Blätter unserer Länder noch immer "Eisener Vorhang" nennen. Von allen Reisen, die ich unternommen habe, hat zweifellos diese mich am meisten befriedigt. Aber warum ist sie, wenn sie mich so erfüllt hat, gleichzeitig auch jene Reise, die mich nach meiner Reise am ratlosesten zurückließ?"
November 1955. Ich kehre von einer neuen Reise zurück, deren Schauplatz diesmal der Ferne Osten hinter jenem Gebilde war, das die der Bourgeoisie das Wort redender Blätter unserer Länder noch immer "Eisener Vorhang" nennen. Von allen Reisen, die ich unternommen habe, hat zweifellos diese mich am meisten befriedigt. Aber warum ist sie, wenn sie mich so erfüllt hat, gleichzeitig auch jene Reise, die mich nach meiner Reise am ratlosesten zurückließ?"Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
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Autorenporträt
Leiris, Michel Michel Leiris wurde 1901 in Paris geboren. Er identifizierte sich in den 1920er Jahren mit der kulturellen und politischen Revolte der Surrealisten, zuerst in der Gruppe um André Breton, dann an der Seite von Georges Bataille. Nach seinem Studium der Ethnologie (1933-1938) arbeitete er bis 1971 im Musée de l'Homme. Reisen führten ihn auf die Antillen, nach China und nach Kuba. Als Autobiograph und Ethnograph, Dichter und Essayist begeisterte er sich für subversive Wortspiele, den Jazz, die Malerei, den Stierkampf wie für die Oper und war zudem ein früher Kritiker von Kolonialismus und Rassismus. 1950 erschien »Ethnographie und Kolonialismus«, die erste kritische Analyse der kolonialen Verstrickung des Faches. Nach Phantom Afrika (1934) spaltete er sein Werk, verfasste die ethnographischen (vor allem afrikanistischen) Arbeiten u.a. über die Geheimsprache der Dogon oder den äthiopischen zar-Besessenheitskult in seinem Büro im Souterrain des Musée de l'Homme und die autobiographischen und literarischen Schriften im Schlafzimmer seiner Wohnung. Beide Seiten seines Werks waren dennoch immer aufeinander bezogen. Bei Matthes & Seitz erschienen zwischen 1982 und 1999 die Übersetzungen der vier Bände von Die Spielregel (Streichungen, Krempel, Fibrillen und Wehlaut, dt. von Hans Therre), außerdem der surrealistische Roman Aurora (1979) und Der Spiegel der Tauromachie (1982). Michel Leiris starb 1990 in Paris, seine zentrale literarische Maxime lautete: »Keine schöne Lüge produzieren, sondern eine Wahrheit, die ebenso schön wäre wie die schönste Lüge.«
Földényi, László F. László F. Földényi, geb. 1952 in Debrecen (Ungarn), ist Kunsttheoretiker, Literaturwissenschaftler und Essayist. Er zählt zu den bedeutendsten ungarischen Intellektuellen und leitet als Professor den Lehrstuhl für Kunsttheorie an der Akademie für Theater und Film, Budapest. Er ist Herausgeber der gesammelten Werke von Heinrich von Kleist in ungarischer Sprache und u.a. Friedrich-Gundolf-Preisträger. Seit 2009 ist er Mitglied der der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Für sein Werk Lob der Melancholie. Rätselhafte Botschaften wird er mit dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung 2020 ausgezeichnet.
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