Diese Studie zur zeitgenössischen interkulturellen Literatur in Großbritannien erweitert das postkoloniale Paradigma zur Beschreibung der 'black British literature'. Anstatt wie üblich von der ethnischen Herkunft oder der politischen Überzeugung der Autor(inn)en auszugehen, wird eine thematische Definition der fictions of migration eingeführt, die auf den Kriterien Identität, Alterität und Repräsentation basiert und zwischen dominant multi- bzw. transkulturellen Romanen unterscheidet. Die gattungstypologische Differenzierung vier zentraler interkultureller Genres (Migrations- und Bildungsroman, revisionistischer historischer, kulturell-hybrider Roman) gibt einen systematischen Überblick über die dominanten Erscheinungsformen interkultureller Gegenwartsliteratur. Deren Bandbreite wird durch acht exemplarische Interpretationen ausgewählter Werke, sowohl von hierzulande bereits bekannten Autorinnen und Autoren (Phillips, Riley, Kureishi, Dabydeen, D'Aguiar, Rushdie) als auch von bislang weniger beachteten Newcomern (Adebayo, Smith), eindrucksvoll dokumentiert. Dabei zeigt sich, daß traditionelle Konzepte von Englishness ebenso überdacht werden müssen wie die weitverbreitete Vorstellung von der Dominanz des Hybriden innerhalb der fictions of migration.