Tochtli, zwölfjähriger Sohn eines mexikanischen Drogenhäuptlings, erzählt, wie man aufwächst in Reichtum, tiefer Einsamkeit, mit einem Vater, der einem alles schenkt, was man will, und mit wilden Gestalten, von denen ab und zu einer nicht mehr wieder kommt. Die erklären ihm den Unterschied zwischen Bauch- und Kopfschuss. Den Rest erledigt sein Privatlehrer, ein enttäuschter Revoluzzer: Franzosen sind die besten Kopfabschneider, Yankees sind an allem Schuld, bringen aber viele Dollars und Waffen, mit denen sich gut spielen lässt. Nur ein liberianisches Zwergnilpferd lässt sich nicht so leicht beschaffen. Aber am Ende steigt die Fiesta doch noch. Ein Miniroman, der auf wenigen Seiten mehr über Mexiko, Lateinamerika, seine fatale Abhängigkeit und seine unerschöpfliche Neigung zu Größenwahn und vergänglichem Ruhm erzählt als alles, was man in der Zeitung liest.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Mit gewöhnlichen literarischen Mitteln, ist Wolfgang Schneider überzeugt, kommt man dem Drogenkrieg, der ganze Landstriche in Mexiko verheert, keinesfalls bei. Roberto Bolano hat es - außerordentlich gelungen, wie Schneider findet - in "2666" mit überbordender Sachlichkeit in der Aufzählung von Frauenmorden versucht. Juan Pablo Villalobos nähere sich der Angelegenheit auf ganz andere Weise. Zum Erzähler und Protagonisten macht er nämlich einen halbwüchsigen Jungen, dessen - meist - altersgemäß naive Weltsicht er als Instrument der Verfremdung benutzt. Tochtli sein Name, sein Vater ist Yolcaut, "El Rey" genannt: ein Drogenbaron. Köpfe rollen reichlich, nach Liberia wird gereist, und der Rezensent hat gegen all das keinen literarischen Einwand.
© Perlentaucher Medien GmbH
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